USA 2019
3 From Hell
Regie: Rob Zombie
Darsteller: Sheri Moon Zombie, Bill Mosely, Sid Haig, Richard Brake, Danny Trejo
Lauflänge: Circa 115 Minuten
Genre: Horror, Thriller
Verleih: Studiocanal
FSK: 18
3 From Hell oder Once Upon a Time in Mexiko Teil 2. Die Vergleiche zu Robert Rodriguez Rohrkrepierer, dem überflüssigen dritten Teil der El Mariachi Reihe, sind gar nicht mal so weit hergeholt (wie es das Schicksal so will, findet der Showdown von Zombies dritten Film über die Fireflies in Mexiko statt). Erst einmal muss man sich bei beiden Filmen die Frage nach dem "Wieso" stellen. Ich lege hier mal wieder den Fokus auf 3 From Hell. Wieso? Wer hat nach einer Fortsetzung verlangt? Wer war der Meinung, dass eine Fortsetzung hier eine gute Idee wäre? Warum ruiniert Rob Zombie seinen wohl stärksten Film mit diesem Machwerk aus der Hölle? So viele Fragen, auf die es wohl nie eine Antwort geben wird.
Rob Zombies Filmografie wird als kontrovers angesehen. Für einige ist der Musiker ein Möchtegern-Tarantino des Exploitationsfilms, für andere hat Zombie als Regisseur mittlerweile den selben Kultstatus wie als Musiker. Mit seiner Musik war ich nie wirklich vertraut, aber ich wusste seine Filme, selbst die schwächeren, immer zu schätzen. Mit "31" aus dem Jahr 2016 (von dem es glaube ich immer noch keine Unrated-Version gibt) spürte aber auch ich langsam einen Verschleiß seiner Stilmittel und eine gewisse Müdigkeit. Aber selbst 31 geht bei mir noch als relativ geglücktes Experiment durch.
Als ich davon hörte, Zombie plane einen dritten Film zu seiner Horror-Familie, wollte ich es nicht glauben. "Haus der 1000 Leichen" war 2003 ein solides Erstlingswerk und ein Abgesang auf das alte Grindhouse-Kino der 70er. Nur 3 Jahre später sollte ihm mit "The Devil's Rejects" (zu dem es dann auch eine Unrated-Version gab) eine unkonventionelle, großartige Fortsetzung gelingen, die vor guten Onelinern, Gewaltexzessen und fantastischer Musik nur so strotzte. Rob Zombie als Filmemacher war sicherlich auch hier bereits eine kontroverse Figur, aber man musste anerkennend sagen, hier war ein Regisseur am Werk, der Bock darauf hatte, ein nahezu vergessenes Subgenre neu aufleben zu lassen. Aufleben zu lassen, ohne es neu erfinden zu müssen, sondern mit den bereits vorhandenen Zutaten etwas gutes zu erschaffen.
Nun will ich nicht zu weit in Spoiler-Territorium abdriften, aber wer den Vorgänger gesehen hat, der weiß vielleicht auch, dass der großartige Showdown mit der Musikuntermalung "Free Bird" von "Lynyrd Skynyrd" eigentlich keine Fortsetzung zulässt. Wieso sollte Zombie daraus auch noch eine Fortsetzung basteln, er kann ja noch genug eigenständige Filme machen. Ich hatte nie das Bedürfnis danach, mir die Beweggründe durchzulesen wieso Zombie einen dritten Film über die Familie Firefly drehen wollte. Nach meiner gestrigen Sichtung kann es mir auch ehrlich gesagt nicht gleichgültiger sein, da der Film für mich in einem Paralleluniversum spielt, in einem sogenannten "Was wäre wenn" Szenario.
In knapp 2 Stunden morden und tanzen sich die Fireflies zwar wieder durch die Vereinigten Staaten und darüber hinaus, allerdings könnte es sich hier genau so gut um die Direct to Video Fortsetzung eines Filmstudios handeln, die noch einmal ein altes Franchise melken wollte und dafür irgendeinen Musikvideo-Regisseur angeheuert hat, der erste Gehversuche in Hollywood wagt. Und genau dieser DTV-Faktor haftet 3 From Hell an, mit Ausnahme;, Zombie fungierte hier als Regisseur und Produzent und reiht sich meiner Ansicht in die Liste unnötiger Sequels zu großartigen Vorgängern ein. Dieses Massenausschlachtung sah man damals bei Saw, Terminator und wie sie nicht alle heißen. Mein Blick wandert selbst zu S. Darko, der völlig sinnbefreiten, überflüssigen DTV-Fortsetzung von Donnie Darko.
Zombie greift in 3 From Hell auf alte Erfolgsrezepte des Vorgängers zurück, die aber nicht mehr funktionieren. Schlüpfrige Oneline oder schräge Dialoge wurden in diesem Sequel durch eine Endlosschleife von "F**k's" und "Motherf**ker's" ersetzt. Die Laufzeit von knapp 2 Stunden wurde sich zudem durch völlig belanglose Zeitlupen-Szenen ergaunert. Der größte Fokus im Film liegt auf Baby Firefly, die sicherlich in keinem Ableger schon einmal so nervig war wie hier. Ohne zu behaupten, Zombies Ehegattin Sheri Moon würde ein erhebliches schauspielerisches Talent besitzen, aber durch ihren Charme konnte sie meistens dann doch die Zuschauer mitnehmen. Das Problem hier ist aber, nahezu der gesamte Film ist auf Baby Firefly zugeschnitten und die meisten Szenen mit ihr sind größtenteils überflüssiges Füllmaterial, was den Film zu keiner Sekunde weiterbringt.
Die seltenen Szenen, wo Bill Mosely als Otis mal glänzen darf sind rar gesät und Richard Brake (der in keinem Film jemals so gepflegt aussah) als schmieriger Inzest-Bruder Foxy Coltrane bekam nie die Chance, sich zu entfalten. Auf Sid Haig (1939-2019) als Killerclown Captain Spaulding musste Zombie bereits im Vorfeld verzichten, da der Kult-Schauspieler bereits zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich stark gezeichnet war (ich war sogar sehr traurig, ihn in diesem Zustand zu sehen) und er somit nur im Prolog des Films vorkam.
Auch musikalisch muss der Film weit hinter seinem Vorgänger zurückstecken, auch wenn der Soundtrack noch mit der stärkste Aspekt des Films war (in den Credits gibt sich dann nochmal Terry Reid die Ehre). Was die Gewaltexzesse diesmal angeht, so hat Zombie vermutlich wieder mal das Maximum aus dem R-Rating herausgekitzelt (besonders überraschend ist hier doch die Freizügigkeit des weiblichen Geschlechts). Die Gewalt ist roh, überzeichnet und wie immer stets vorhanden, will hier aber längst nicht mehr so schockieren wie in den Vorgängern, vermutlich einfach auch weil die Opfer der Fireflies völlig belanglos sind. Leider setzte Zombie in diesem Film häufiger mal auf einige billige Effekte aus dem Computer. Ganz offensichtlich zu sehen sind aber auch eindeutige Cuts, die er für das attraktivere R-Rating vorgenommen hat. Szenen, in denen es zur Sache geht sind meistens hektisch geschnitten und es fühlt sich relativ oft so an, als würde uns irgendwas vorenthalten werden. Überraschenderweise bietet die veröffentlichte Unrated-Version kaum mehr nennenswertes Material, die MPA war hier also deutlicher zahmer diesmal was die Vergabe des R-Ratings unter Auflagen anging.
Fazit
Endete The Devil's Rejects mit einem Knall (oder besser gesagt, mit einem bleihaltigen Feuerwerk), so endet 3 From Hell eher belustigend mit einem kleinen Knallfrosch in Mexiko. Gekrönt wird der Schabernack durch einen aberwitzigen Macheten-Kampf und einer minimalen Aussicht auf Teil 4. Und somit wird die Frage nach dem "Wieso" dann noch einmal größer, warum Zombie es hier verpasst hat, bei der Familie Firefly endgültig den Deckel drauf zu machen. Somit bin ich doch etwas besorgt, wie es mit dem filmischen Schaffen von Rob Zombie weitergehen wird. Fairerweise muss hier angemerkt werden, nicht jede Kritik geht so hart mit 3 From Hell um wie ich es hier nun getan habe,. Ich bin sogar über die teilweise doch soliden Wertungen überrascht, wo deutlich bessere Filme von Zombie eigentlich traditionell vorab schon zerfleischt worden sind. Ich bin jedenfalls nicht scharf darauf, die Fireflies noch einmal wiederzusehen. Es wäre zu wünschen, wenn Zombie diese Familie nun in den endgültigen Ruhestand schicken würde.
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Dieses Review ist auch auf Letterboxd über mein Aufziehvogel-Kanal erschienen: Weiterleitung zu Letterboxd
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