In 12 großen Städten macht das von Blanvalet veranstaltete Event rund um George R.R. Martin in Deutschland halt. Das heißt also, 12 mal kehrt die Welt von Westeros in deutsche Buchhandlungen, Kinos und sogar Burgen ein. Der große Meister selbst bleibt dabei aber daheim. Was vielleicht auch gut so ist, denn er hat ja auch noch eine Aufgabe zu erfüllen. Trotzdem, oder gerade vielleicht deshalb, war dieser Ausflug nach Westeros, die Heimat von Das Lied von Eis und Feuer, nicht nur interessant, sondern auch sehr informativ.
Ich hatte das Vergnügen, in Dortmund dabei sein zu dürfen. Und wurde dabei auch noch ganz persönlich vom Blanvalet Verlag eingeladen. Trotz all der sorgfältigen Planung die daraus entstanden ist, habe ich Gestern Abend doch eher Hals über Kopf meine Wohnung verlassen. Damit verbunden: Ich hatte weder meine Kamera mit, noch eines meiner Eis und Feuer Exemplare, um am Ende noch ein Autogramm abgreifen zu können. Zumindest konnte mir für einige Fotos meine Begleitung noch ihr Handy leihen (wovon genau 2 Fotos ganz brauchbar geworden sind, und nur eines davon für den Artikel verwenden werde). Ich glaube aber, mein Gedächtnis ist so zuverlässig, dass ich selbst ganz gut beschreiben kann, wie angenehm ein Abend nach 20 Uhr in einer Buchhandlung doch sein kann.
Die drei deutschen Gäste, die für die Diskussion zuständig waren, fand ich ziemlich interessant. Ich gehe mal der Reihe nach, von Links nach Rechts, wie sie Gestern auf dem Event vertreten waren.
Werner Fuchs (Der Herr Links auf dem Titelbild dieses Eintrags) ist Literaturagent und und kann dank jahrzehntelanger Erfahrung ordentlich aus dem Nähkästchen plaudern. Ganz zufällig ist Werner Fuchs aber auch noch ein Freund von George R.R. Martin, was ihn somit als die Stimme des Autors an diesem Abend auszeichnete. Dazu aber später mehr.
Denis Scheck (Der Herr in der Mitte auf dem Titelbild dieses Eintrags), ein Gast, auf den ich mich ganz persönlich sehr gefreut habe. Seit einiger Zeit verfolge ich seine Literatursendung Druckfrisch auf der ARD bereits. Mehrmals habe ich sein Interview mit George R.R. Martin bereits gesehen. Am Ende des meines Artikels werde ich dieses Interview noch präsentieren. Denis Scheck ist durch sein lockeres Mundwerk und ein nicht minder beachtliches Vokabular der perfekte Gastgeber für solch eine Veranstaltung.
Tom Wlaschiha (Der Herr ganz Rechts auf dem Titelbild dieses Eintrags) war dann schließlich der Mann, der Westeros bei diesem Event repräsentierte. Tom Wlaschiha spielt in der zweiten Staffel von Game of Thrones die Rolle des Mannes ohne Gesicht, Jaquen H'ghar. Ein Charakter der mich ziemlich faszinierte und auch nach seinem Auftritt ziemlich mysteriös bleibt. Als ich die zweite Staffel im letzten Jahr gesehen habe, wusste ich jedoch gar nicht, dass es sich bei dem Darsteller um einen deutschen Schauspieler handelt. Etwas später verriet mir ein Blick in die IMDb jedoch diese Information. Tom Wlaschiha war jedoch nicht nur aus dem Grund Gast, etwas aus seiner Zeit als Schauspieler in Game of Thrones zu plaudern, sondern er las auch noch aus dem vierten Band von Das Lied von Eis und Feuer vor.
Die Veranstaltung fand statt auf der zweiten Etage der Mayersche Buchhandlung mitten in der Dortmunder Innenstadt. Der Abend, verregnet, kühl und düster. Die noch hell beleuchtete Buchhandlung wies jedoch den Weg und pünktlich um 20:15 betraten die Gäste die Bühne. Und so wie ich das an den vielzähligen Stühlen sehen konnte, war die Veranstaltung auch bis auf den letzten Sitz ausverkauft.
"Ich muss natürlich gestehen, wenn ich sehe, dass ein älterer Herr tausende von Ritterfiguren besitzt, muss ich sagen: Der macht mir schon ein wenig Angst." - Denis Scheck
Die Atmosphäre war locker, entspannt und durch viele Gags auch alles andere als konservativ gehalten. Ein absoluter Brüller war jedoch, als Denis Scheck Tom Wlaschiha fragte, wie man sich als deutscher Schauspieler fühlt, wenn man mal keine Nazi Uniform tragen muss. Hier sei noch anzumerken, dass Tom Wlaschiha in Operation Walküre mitgespielt hat und eben jenes Klischee erfüllte.
Literaturagent Werner Fuchs eröffnete die Diskussion und erzählte einiges aus der Branche, und der Zeit, wo er George R.R. Martin kennengelernt hat. Fuchs kannte Martin bereits als er noch Science-Fiction Romane schrieb und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass sein Werk in die deutsche Sprache übersetzt wird. Die beiden Männer hielten damals lediglich Briefkontakt (ja, es gab einmal eine Welt ohne Internet) und lernten sich erst später persönlich kennen. Es entwickelte sich eine Freundschaft. Martins Obsession für das Mittelalter wurde Fuchs schon recht früh bekannt. Bei einem Besuch in Deutschland, besichtigte der Autor sämtliche Burgen und Schlösser. Er wollte einfach alles sehen. Für einen Amerikaner, so Fuchs und Scheck, stellen diese Burgen und Schlösser in Deutschland immer noch eine riesige Faszination dar. Martin war sogar so begeistert, dass er daraufhin Werner Fuchs und einem weiteren Agenten eine Kurzgeschichte widmete. Besser gesagt, Martin hat seine beiden deutschen Agenten als Charaktere in eine seiner Geschichten verewigt.
Der Kontakt von Werner Fuchs und George R.R. Martin besteht bis Heute. Fuchs schätzt sehr, wie bodenständig Martin selbst als Multimillionär geblieben ist. Er witzelte über eines der wenigen Dinge, die sich aber dennoch verändert hätten: Martin sieht heutzutage etwas gepflegter aus, als noch vor einigen Jahrzehnten.
Nach einer Weile kam dann auch endlich Jaquen H'ghar, an diesem Abend in der Rolle von Schauspieler Tom Wlaschiha, zu Wort. Natürlich ist es falsch, Tom Wlaschiha ständig an diese Rolle zu messen. Aber er war auch wirklich verdammt gut. Da die Zukunft der Rolle weiterhin sehr ungewiss bleibt, kann man noch nicht genau sagen, ob man Wlaschiha je wieder in Game of Thrones sehen wird. Zwar, und das ist eher eine Überraschung in der Welt von Westeros, überlebt der Charakter am Ende seines Story Arc, aber da er wohl beliebig sein Gesicht wechseln kann, wäre ein Wiedersehen mit Wlaschiha eher eine Überraschung. Tom Wlaschiha, die Person, der Schauspieler hinter Jaquen H'ghar, ist jedoch ein ziemlich cooler Typ. Am Anfang ein kleines bisschen nervös, taute er jedoch sehr schnell auf. Was auch keine Überraschung war, wurde er doch so dermaßen von der Beleuchtung geblendet. Wlaschiha erzählte, wie er an die Rolle kam. Und für ihn war die Zusage eine völlige Überraschung, da er nach dem Online Casting mit der Geschichte eigentlich schon abgeschlossen hatte. Wlaschiha fand diesen Part, den ihm seine englische Agentur zusendete, ziemlich seltsam. Er sollte den Dialog eines abstrakten Typen sprechen, der von sich selbst immer nur in der dritten Person spricht "Dieser Mann". HBO war jedoch so von seiner Darstellung begeistert, dass die Verantwortlichen die Rolle des Jaquen an Wlaschiha vergeben haben. Skeptisch war er jedoch auch nach der Zusage noch. Bis er sich dann einmal informierte, schmunzelte er während seiner Erzählung, was Game of Thrones überhaupt ist. Dieses Angebot sausen zu lassen wäre für einen Schauspieler das gleiche gewesen, als wenn Indiana Jones es sich entgehen lassen würde, ein wertvolles Artefakt zu suchen.
Tom Wlaschiha erwähnte aber auch, wieso man bei HBO so sehr auf europäische Schauspieler setzt. Die Serie an sich wird hauptsächlich zwar in Belfast, Irland gedreht, dies sei aber nicht der Grund, wieso man gerne europäische Schauspieler castet. Natürlich geht es wie immer ums Geld. Europäische Schauspieler bekommen einen Mindestlohn. Darin ist alles mit inbegriffen. Die Darsteller müssen somit auch nicht bezahlt werden, wenn die Serie in anderen Ländern gesendet wird. Das schöne jedoch war, Wlaschiha nahm seine recht unsichere Zukunft bei Game of Thrones mit Humor.
Als Tom Wlaschiha aus dem vierten Band vorlas, und in diesen Abschnitten auch noch Jaquen H'ghar vorkam, hätte ich ihm noch stundenlang zuhören können. Eine sehr angenehme und geheimnisvolle Stimme. Dieser Mann hat es sehr genossen, ihm zuzuhören.
Die Gäste waren sehr offen, was den Bezug zum Publikum anging. So konnte man bei Interesse seine eigenen Fragen stellen (wenn auch das Publikum etwas schüchtern gewesen zu sein schien). Werner Fuchs plauderte noch ein wenig mehr über Details, die George R.R. Martin betrafen. Denis Scheck fragte Fuchs zum Beispiel, wann Martin die Sucht seiner Junkies nun endlich stillen würde. Wann würde denn der sechste Band (Deutsch: Band 11), The Winds of Winter, endlich erscheinen? Der letzte Band, A Dance with Dragons, erschien 2011. Fuchs antwortete darauf, viel mehr Infos als Wikipedia oder der der offizielle Blog von Martin hätte er auch nicht. Aber, als er das letzte mal mit Martin im letzten Jahr privat sprach, waren circa 500 Manuskriptseiten fertiggestellt. Der letzte Band hatte um die 1500 Manuskriptseiten. Das fertige Buch wird wohl wieder um die über 1000 Seiten in der original amerikanischen Buchhandelsausgabe haben. Fuchs hielt sich mit Euphorie zurück, und rechnet mit einer Veröffentlichung zwischen 2014 oder 2015. Auf eine Frage aus dem Publikum, ob George R.R. Martin bereits ein Ende für die Serie hätte, für den Fall, dass er es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr schaffen wird, die verbleibenden Bände zu beenden, antwortete Fuchs mit einem bestimmten und sicheren Ja.
Der TV-Sender HBO sei bei den aktuellen Rekordquoten zudem sehr daran interessiert, Game of Thrones fortzusetzen. Man Plane mehr als 10 Staffeln, so Fuchs weiter. Um den Romanen mehr gerecht zu werden, wird seit der aktuellen dritten Staffel, ein Buch sogar auf zwei Staffeln aufgeteilt. Band 4, A Feast for Crows, soll wieder in 10 Folgen thematisiert werden, da der Roman etwas kürzer ist als A Storm of Swords (Staffel 3). Noch nicht einmal begonnen, steht zumindest der Titel für den siebten und letzten Band fest. A Dream of Spring, soll der Roman heißen.
Um kurz vor 22 Uhr endete die Diskussion. Es war ein sehr angenehmer und informativer Abend. Im Anschluss konnte man sein persönliches Eis und Feuer Exemplar noch persönlich signieren lassen, und den drei Herren, ganz im privat, Fragen stellen. Das ärgert mich umso mehr, da ich leider nach der Diskussion gehen musste, weil sonst das Parkhaus dicht gemacht hätte. Ich kann daher nicht genau sagen, wie lange noch signiert wurde.
Mein Dank geht hier aber auf alle Fälle an den Blanvalet Verlag, der mich zu diesem schönen Event eingeladen hat. Es war ein gelungener Abend mit sympathischen Gastgebern und vielen interessanten Hintergrundinformationen. Ein Glas Wein dazu, und man hätte sich tatsächlich ganz wie in Westeros gefühlt.
Das Event läuft vom 26.05.2013 bis zum 08.06.2013 in folgenden Städten:
Kiel: 26.05, Buchhandlung Hugendubel. Eintritt: 12 Euro
Köln: 27.05, Burg Bielstein. Eintritt: 15 Euro
Dortmund: 29.05, Mayersche Buchhandlung. Eintritt: 12 Euro
Dormagen: 30.05, City Buchhandlung. Eintritt: 14 Euro
Lüdenscheid: 31.05, Kornbrennerei Rönsahl. Eintritt: 20 Euro
Wiesbaden: 01.06, Buchhandlung Hugendubel. Eintritt: 12 Euro
Berlin: 02.06, YOU Messe. Eintritt: Frei, erfordert aber eine Tageskarte für die Messe
Hamburg: 03.06, Abaton Kino. Eintritt: 10 Euro
Bielefeld: 04.06, Thalia Universitätsbuchhandlung. Eintritt: 12 Euro
Kerpen bei Köln: 06.06, Moewes Stiftsbuchhandlung. Eintritt: 12 Euro
Hannover: 07.06, Lehmanns Media GmbH. Eintritt: 10 Euro
Nürnberg: 08.06, Stadtbücherei. Eintritt: 5 Euro
Anhang:
Wie versprochen möchte ich den Artikel mit der Druckfrisch Ausgabe vom 23.09.2012 beenden. Wer bei dem George R.R. Martin Event nicht dabei sein kann, für den dürfte das knapp 10 minütige Interview von Denis Scheck, geführt mit George R.R. Martin, ziemlich interessant sein. Damit möchte ich mich nun verabschieden und wünsche allen Eis und Feuer Lesern einen guten Start in einen hoffentlich sonnigen Juni. Denn eines steht bereits jetzt wieder fest: Der Winter naht!