Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Mittwoch, 25. November 2020

Gastrezension: Lumera Expedition: Return (Jona Sheffield)



Deutschland 2020

Lumera Expedition: Return

Autorin: Jona Sheffield

Verlag: Selbstverlag

Format: eBook, gebundene Ausgabe

Genre: Science-Fiction


Mit „Lumera Expedition: Return“ ist die Trilogie abgeschlossen – ein letztes Mal nimmt uns JonaSheffield mit Julia und ihren Freunden mit nach Lumera und auf die durch Klimawandel undNaturkatastrophen zerstörte Erde. Allerdings dürfen wir uns offenbar auf ein Wiedersehen mitLumera und einigen Charakteren freuen, denn ein weiterer Roman aus dem Lumera-Universum istanscheinend bereits in Arbeit.

Ich habe lange auf diesen Band gewartet, oder zumindest fühlte es sich so an, und als er da war, habe ich ihn direkt am Stück durchgelesen. Spannend von Anfang bis Ende und – wie es zu erwarten war –mit einem kleinen sehr überraschenden Schlenker in der Handlung, der jedoch von großer Bedeutung für alles Weitere sein wird. Besonders viel kann und will ich zur Handlung nicht sagen, da dies spoilern würde. Gesagt werden kann jedoch: Während im ersten Band vor allem der Klimawandel und dessen Folgen für die Menschheit im Fokus standen, konzentrierte sich der zweite Band aufeinen Neuaufbau einer menschlichen Zivilisation in der Fremde und den menschlichen Umgang mitfremden Kulturen. Dieser Teil beschreibt eine Zivilisation, die ums Überleben kämpft und dabei imwahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht: Die letzten Überlebenden auf der Erde sind mehr damit beschäftigt, einander zu bekämpfen, als gemeinsam ihrer aller Überleben zu sichern. Spannend, mahnend, und gar nicht einmal nur eine Fiktion, sondern vielmehr eine vorstellbare Wirklichkeit.

Nach einem Hilferuf von der Erde, versuchen Julia, John und Ethan mithilfe der Kidj’Dan dorthinzurück zu kehren um Hilfe zu leisten, soweit es ihnen möglich ist. Gleichzeitig sitzt Lenoir derwiederauferstandene und durch Hyperbots sehr mächtig gewordene Elias Fox im Nacken. Peter sucht weiterhin nach seiner mutierten und im Dschungel verschwundenen Freundin Anastacia. Zugleich gibt es einen neuen Handlungsstrang, der aus der Sicht des Mannes, der den Notruf absetzte, und seiner Tochter die Situation in einer der Kuppeln auf der Erde verdeutlicht. Und ein alter Handlungsstrang aus dem letzten Band wird ebenfalls wieder aufgegriffen und sehr elegant mit den neuen verknüpft.

Das klingt vermutlich verwirrender als es tatsächlich ist, denn dieses Mal sind keine so riesigen Zeitsprünge wie in den ersten Bänden mehr vorhanden und vieles scheint sogar annähernd parallel zu geschehen. Einzig der Prolog findet früher statt und bis ich den komplett verstanden habe, dauerte es viele Kapitel.

In ihrem flüssigen und gut zu lesenden Schreibstil verbindet Jona Sheffield alle diese Handlungsstränge allerdings auf eine passende Weise. Einzig die mehr oder weniger subtilen Hinweise auf die Anziehung zwischen Julia und John wirken teilweise etwas plump, aber das ist Klagen auf ganz hohem Niveau. Hier muss ich allerdings ergänzen: Es gibt inzwischen eine aktualisierte Version, die ich natürlich ebenfalls unter die Lupe genommen habe. In dieser hat da noch einmal eine Überarbeitung stattgefunden und damit gibt es diesen Kritikpunkt im Grunde nicht mehr; aufgenommen habe ich ihn dennoch, da ich beide Fassungen kenne und es mir wichtig ist, auf diese in meinen Augen sehr gute Änderung zu verweisen.

Im letzten Band war von diesen Kuppeln, die die Menschheit zu ihrer Rettung bauen wollte, bereits die Rede. Ich hatte mir darunter schöne Konstruktionen aus Stahl und verstärktem Glas oder derartigem vorgestellt. Stattdessen sind es Betonbauten, teilweise durch unterirdische Gänge verbunden, ohne Sonnenlicht, die Menschen sind technologisch weiter zurückgeworfen. Das war eine Ernüchterung. Aber was habe ich auch anderes erwartet, ich hätte langsam wissen sollen, dasses bei dieser Autorin nie so einfach ist.

Aber es sollte auch nicht die einzige Ernüchterung bleiben. Trotz des Krieges im vorherigen Band war dieser hier für mich persönlich grausamer. Möglicherweise, weil die Tode hier persönlicher sind. Weil Hoffnungen geweckt und dann wieder zerschlagen werden. Uff.

Im Ganzen gab es allerdings eine Situation, die mir persönlich unnötig grausam erschienen ist und der Weg dorthin wurde sich fast zu einfach gemacht. Wobei ich auch hier relativieren müsste, dassder Rückschlag, der auf diesem Weg passiert eine geplante Aktion zwar nicht wie geplant wie eine meterhohe Welle an den Strand krachen lässt, sondern zu einer sanften Welle ausläuft, diebestenfalls die Hosenbeine am Saum durchtränkt, dass dies allerdings vermutlich eher einer Realität entspringt und nicht das gestellte Konstrukt ist, das viele Autoren erzwingen wollen. Auch hier muss ich einfügen, dass es mit der oben bereits erwähnten aktualisierten Fassung eine Änderung gab. Das hat der ganzen Situation beziehungsweise einer Person viel mehr Würde gegeben, aber diese Situation auch noch härter und noch mehr zu meinem persönlichen Game-of-Thrones-Moment gemacht.



Abschließende Gedanken

Ja, ich musste durchatmen, als ich dieses Buch zuende gelesen hatte. Und ich musste ein paar Tage darüber nachdenken, ehe ich mich hinsetzen konnte, um diese Rezension zu verfassen. Aber das istauch gut so, denn es zeigt wieder einmal, dass in diesem Buch eine wichtige Botschaft verpackt ist,dass hier eine Mahnung ausgesprochen wird, die allerdings auf angenehme Weise, nämlich durch ein Buch – und seien wir mal ehrlich, wer von den Leuten, die die Rezension bis hierhin gelesen haben, liest denn nicht gerne? – vermittelt wird.

Abschließend kann ich zusammengefasst sagen: Story – top, Schreibstil – top, ich will meeeehr! Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung. Wer SciFi oder einfach gute Bücher mag, ist hier an der richtigen Adresse. Für mich ist es definitiv ein Highlight in diesem eher bescheidenen Jahr 2020.

--------------------------------------------


Gastrezensentin: Lavandula



Lavandula gehört zum Kult der Bibliophilen und ist neben dem Studium selbst immer mal wieder als Autorin unterwegs, sofern die Zeit es zulässt. Ungefähr in einem Spektrum wie die Zeitsprünge in "Lumera Expedition: Survive" versuche ich sie bereits für einen Beitrag auf "Am Meer ist es wärmer" zu gewinnen. Ich hoffe, mit ihrem frischen Schreibstil wird sie den Blog noch häufiger bereichern.