Bereits im Oktober 2009 habe ich MUCC live in der Zeche Bochum spielen sehen. Das MUCC auf ihren CD's ein außergeöhnliches Erlebnis bieten wusste ich schon längst. Doch Live ist es einfach unvergleichlich. Zusammen mit den Fans wird ein Live Event geschaffen dessen Atmosphäre ich bei keinem anderen Konzert je verspürt habe. Die vier japaner lieben es Musik zu machen. Sie geben einen Dreck auf konventionelle Stile und erschaffen ihren ganz eigenen, experimentellen. Dieser reicht von Rock der 60er und 70er Jahre bis hin zu Jazz. Aber natürlich ist auch viel Metal dabei, betrachtet man die alten Alben. Und dabei legen sie ein Pensum an dem Tag, wovon andere Bands nur träumen können. Jedes Jahr ein neues Album. Egal wie oft man sie abgeschrieben hat, oder sie verurteilt hat, sie würden ihren alten Stil vernachlässigen, MUCC hat immer wieder das Gegenteil bewiesen. Diese Freiheit ist ein Privileg, welches man nicht häufig bei japanischen Bands antrifft. Wird die japanische Musikszene nicht selten von raffgierigen wie erfolgsorientierten Managern kontrolliert. MUCC wie auch Dir en grey beweisen das es auch anders geht. Natürlich muss man für so viel Freiheit auch dementsprechend lange im Geschäft sein.
Nun war es wieder so weit. Am 22.01.2011 lädt MUCC erneut in die gemütliche Zeche ein. Nach ihrem Auftritt am 20.01.2011 im Backstage Club München wird das Konzert in Bochum das letzte deutsche in ihrer Tour sein. Besonders das Konzert in Bochum dürfte für die Jungs sehr interessant sein, denn es war ausverkauft. Eintausend Gäste sollen angeblich in den Club passen. Platz mit einer stets guten Sicht auf die Bühne findet man auf zwei Etagen.
18:00 Uhr
Zum zweiten mal in Folge trickst mich die Eintrittskarte aus. Rechnete ich damit das der Einlass um 19:00 Uhr ist, hab ich nach genauerem Betrachten des kleingedruckten bemerkt, das dies die Uhrzeit des Konzertbeginn ist. Einlass war bereits um 18:00 Uhr. Das bedeutete, während gerade alle Fans in die Halle stürmten, saß ich in Bochum und wartete auf einen Bus. Habe ich doch 2009 durch den gleichen Fehler bereits zwei Songs des Konzerts verpasst. Doch ich war nicht der einzige der an der Haltestelle auf das Gefährt wartete. An der Kleidung leicht auszumachen gesellten sich noch mehr Fans zu mir. Pünktlich kam der Bus und beförderte uns noch um 19:40 Uhr zu unserem Ziel.
18:45 Uhr
Die Halle ist voll. Menschenmengen (zu ungefähr 70% Frauen) belegetn den Merchandise Stand, die Toiletten, oder hatten sich bereits begehrte Plätze in der Halle gesichert. Durch meine Verspätung musste ich erstmal nach der Person suchen mit der ich verabredet war. Nach einigem gewusel fand ich sie schließlich auch. Die Stimmung war bereits jetzt fantastisch. Die Fans heizten sich gegenseitig ein. Anschließend berichtete mir Sonja, das Fronstsänger Tatsuro erkältet sei und wohl Probleme mit der Stimme habe. Nicht gut. Sind die Songs vom neuen Album teilweise besonders auf die gesangliche Stimme orientiert.
19:15 Uhr
Natürlich stand das Konzert voll und ganz unter den Sternen des neuen Albums
Karma.
Die Lichter wurden ausgeschaltet. Die Fans waren nun noch lauter. Ein Mädchen hinter mir pfiff so laut und schrill das es in meinen Ohren dröhnte.
Dann wurde endlich der elektronische Instrumental Opener
Chemical Parade eingeleitet der die Band unter tosenden Applaus in die Halle beförderte. Während Gitarrist Miya, Schlagzeuger Satochi und Bassist Yukke in modischer Kleidung die Bühne betraten wurde der Applaus noch lauter als Sänger Tatsuro die Bühne betrat. Dieser erinnerte optisch an einen Barkeeper wie man ihn oft in japanischen Bars antrifft. Inklsuive Fliege. Die Frisur bestand aus Dreadlocks oder Rasta. Ein Kopftuch bedeckte sein rechtes Auge.
Der Moment der Wahrheit rückte näher. Wird Tatsuro die Töne treffen? Die Antwort darauf lieferte der erste Song FALLING DOWN in der Organic Edition (weniger elektronische Klänge als die Version auf der Single, dafür mehr Einsatz von Gitarre, Schlagzeug und Bass). Und bereits nach wenigen Minuten war ich beruhigt. Tatsuro gab bereits im ersten Song alles. Von einer rauhen Stimme nichts zu hören. So durfte es weiter gehen. Und das ging es auch. Direkt nach FALLING DOWN folgte mit Zeroshiki der zweite Song vom neuen Album Karma. Bis Chemical Parade Blueday arbeiteten die vier die Playlist vom Karma chronologisch ab. Besonders bei Chemical Parade Blueday hatte ich meine Bedenken. Wird in diesem Song leider der Auto-Tune Effekt verwendet. Doch zu meiner Freude verzichtete man in der Live Version auf Auto-Tune.
MUCC hatten die Fans längst auf ihrer Seite. Sie spielten sich quer durch ihre aktuellen drei Alben Shion, Kyutai und Karma. Zwischen den Songs gab es immer MUCC typische Slapstick Einlagen von Tatsuro. Dieser präsentierte neue deutsche Wörter die er gelernt hat. Und brachte uns auch am Ende noch einen kompletten Satz auf japanisch bei. Diesen wiederholten wir brav wie in der Schule die Englisch Vokabeln im Chor. Was genau dieser Satz jedoch bedeutete, verschwieg er uns. Erst am Ende habe ich durch Sonjas japanischen Freund erfahren was er wirklich bedeutet. Diese japanischen Silben sollen anscheinend so viel wie "Scheiß Vogelgrippe" bedeuten. Mit seiner gleichgültigen Art und seinem trockenen Humor beweist Tatsuro einmal mehr, das er auch einen verdammt guten Entertainer abgeben kann.
MUCC rockten um die neunzig Minuten den Club. Bis auf den Song A. aus dem neuen Album wurde all das gespielt was ich mir auch wünschte. Doch im geheimen habe ich immer wieder an einen Song gedacht, den ich gerne im Finale hören würde. Kann MUCC den perfekten Abschluss schaffen den Stone Sour am Ende ein wenig vergeigt hat? Dies würde sich wohl erst in der Zugabe zeigen.
Circa 20:50 Uhr
MUCC verabschiedeten sich das erste mal. Nach einer bereits unglaublichen Show war aber längst klar das sie noch einmal für eine Zugabe zurückkehren würden. So etwas erwarten die Fans schließlich. Um kurz vor 21 Uhr kehrten alle vier zurück. Diesmal in einem einheitlichen Tour Shirt. Jeder hat ein paar deutsche Sätze auswendig gelernt. Tatsuro hat dieses Schauspiel angeführt in dem er jedem seiner Bandkollegen dazu aufforderte. Bassist Yukke verkündete er hätte gerne eine deutsche Freundin. Gitarrist Miya sagte in einem anständigen deutsch, das Deutschland bereits ihre zweite Heimat sei. Als Schlagzeuger Satochi das Wort Titten durch das Mikrofon brüllte kann man dem charmanten Gitarristen seine Worte sogar problemlos abkaufen.
Als Zugabe wurden drei weitere Songs gespielt. Als erstes folgte, ich glaube (und hoffe das es der richtige Titel ist, da ich ihn mir einfach nicht merken kann), Ranchuu. Als zweiter Song (Und hier hoffe nun nicht das ich die beiden in ihrer chronoligischen Reihenfolge verwechselt habe) folgte der Klassiker Saishuu Ressha. Ein Song der ihren Erfolg in Europa natürlich mitbegründet hat. All die Fans gröllten mit. Die Stimmung war auf dem absoluten Höhepunkt. Dafür schwindete meine Hoffnung jedoch das als letzter Song jener gespielt wird, den ich mir so sehr wünschte. Dann stimmte Tatsuro an: Last Song for tonight. Und als das melodische Instrumental angestimmt wurde huschte mir ein Schauder über den ganzen Körper. Gespielt wurde Freesia im Karma Edit. Was Stone Sour nicht schaffte, übernahm nun MUCC. Sie beendeten die Zugabe, und natürlich damit auch das Konzert mit dem Song den ich mir wünschte. Ein Song der eines Finales würdig ist. Tatsuros Stimme und die Instrumente kommen in diesem Stück perfekt zur Geltung. Gefolgt von einem ausgiebigen Instrumental-Solo von Miya, Satochi und Yukke welches mir erneut eine Gänsehaut bescherte. Auf die Bühne schaffte es anschließend noch ein BH und ein Slip welche freudig von einem breit grinsenden Tatsuro entgegen genommen wurden. Allerdings waren das echte Liebestöter die eigentlich wieder ihren Weg ins Publikum hätten finden müssen. Die Band wurde unter Applaus und Gesänge verabschiedet. Dies hatten sie sich auch redlich verdient.
Als alle drei Songs der Zugabe gespielt wurden, verabschiedeten sich die vier. Viele Emotionen unter den Fans. Bei einigen Mädchen flossen sogar ein paar Tränen. Übrigens, beinahe jedes Alter war vertreten. Ob Mädchen oder Junge, Frau oder Mann. Die Stimmung war friedlich und dies blieb bis zum Ende so.
Circa 21:15
Das Konzert endete. Die Fans verließen nun allmählich die Halle und auf MUCC wartet bereits Heute ein Konzert in Paris.
Es war ein einzigartiges Erlebnis. Noch wesentlich intensiver als beim letzten mal. Der Aufenthalt in der Zeche war angenehm. Man durfte sogar Fotos und Videos machen. Einzig der etwas zu laute, und dröhnende Sound, sowie wie Miyas etwas schief gestimmte Gitarre kann man als kleinen Kritikpunkt ankreiden. Aber natürlich fällt das überhaupt nicht mehr ins Gewicht. In den knapp 120 Minuten gab die Band alles. Es war ein würdiges Finale. Und ich hoffe das uns diese vier Individuen japaner bald wieder beehren werden. Auch wenn ich mir wünsche, das sie uns vielleicht einmal in einer fröhlicheren Jahreszeit besuchen würden. Vielleicht ja im Frühling. Sind die großen Konzerte im Sommer alle für die Landsleute in den großen japanischen Hallen reserviert. Auf bald, MUCC.
Bei Gelegenheit werde ich noch Fotos oder Videomaterial hinzufügen. Mein eigenes Handy mit HD Aufnahmemöglichkeit ist leider in der Reperatur.