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Donnerstag, 7. Oktober 2021

Literaturnobelpreis 2021 geht an Abdulrazak Gurnah (Tansania)

 



Viele Leserinnen und Leser meines Blogs werden hier vielleicht nun aufhorchen, da sie zum ersten mal einen Preisträger des Literaturnobelpreises zu kennen scheinen. Aber ich muss euch enttäuschen, hier handelt es sich nicht um den Lyriker Abdul Alhazred aus dem Lovecraft-Universum sondern um den Schriftsteller aus Tansania, Abdulrazak Gurnah. Den 73 jährigen hatten die Buchmacher dieses Jahr, traditionell, nicht auf ihren Listen. Die Jury ehrte das Werk des Schriftstellers für dessen »kompromisslose und mitfühlende« Durchdringung der Auswirkungen des Kolonialismus.

Das Werk Gurnahs befasst sich zu einem großen Teil mit der Flüchtlingsthematik. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Paradise" (1994), "Desertion" (2005) und "By the Sea" (2001). In Fachkreisen wurde die Auszeichnung deutlich positiver aufgenommen als die äußerst umstrittene Auszeichnung des österreichischen Schriftstellers Peter Handke im Jahr 2019.

Bei den Buchmachern lagen die üblichen Verdächtigen vorn wie zum Beispiel Haruki Murakami (Japan), Annie Ernaux (Frankreich) sowie Mircea Cartarescu (Rumänien). Am Montag verdrängte der Rumane sogar relativ überraschend den Japaner, was bei vielen bereits ein Indikator dafür war, dass Cartarescu vielleicht ja ins Ziel marschieren könnte.

Nach der Lyrikerin Louise Glück im vergangenem Jahr wurde dieses Jahr wieder ein Romancier ausgezeichnet. Bleibt man seiner Auswahl treu, müsste 2022 also wieder ein Preisträger aus der Lyrik den Preis empfangen. Aber wir alle wissen natürlich, wie unberechenbar die Jury ist.

Eines steht aber fest, in dieser Kategorie ist Deutschland dieses Jahr leer ausgegangen. Das Werk von Abdulrazak Gurnah ist, wie es häufig üblich ist bei den Preisträgern, in deutscher Sprache nur bedingt verfügbar. Bei einigen bekannteren Werken des Autors wird man aber, sofern Interesse besteht, aus zweiter Hand fündig. Man kann aber davon ausgehen, dass sich besonders jetzt nach der Preisvergabe dieser Umstand ändern wird und ein Verlag die Werke neu auflegen oder erstmals übersetzen wird. "Am Meer ist es wärmer" gratuliert Abdulrazak Gurnah und Tansania!

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