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Montag, 6. April 2020

Gastrezension: Lumera Expedition: War (Jona Sheffield)





Deutschland 2020

Lumera Expedition: War
Autorin: Jona Sheffield
Verlag: Selbstverlag
Format: eBook, gebundene Ausgabe
Genre: Science-Fiction



Mit „Lumera Expedition: War“ nimmt Jona Sheffield uns erneut mit in eine Zukunft, in der die Erde durch den Klimawandel unwirtlich geworden und der Planet Lumera die Hoffnung der überlebenden Menschheit ist.
Ich habe lange voller Spannung auf diese Fortsetzung gewartet und als ich das Buch endlich in der Hand halten durfte, hat mich das Cover schon umgehauen. Ja, gut, das ist fast (ja, nur fast, denn das Gestirn hinter dem Planeten scheint sich ein wenig mehr hinter ihm hervorgeschoben zu haben) das gleiche wie das vom ersten Band, das mich damals auch direkt gefangen hatte – ich finde es übrigens schön, wenn Buchreihen auch beim Cover einer Linie treu bleiben, das macht sich sehr gut im Regal – nur eben in Rot, aber dieses Rot hat es in sich. Und nun gerate ich ins Schwärmen, ehe das Buch überhaupt aufgeschlagen wurde. Dass man ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen soll, gilt in beide Richtungen, ein schlechtes Cover muss kein schlechtes Buch beinhalten und umgekehrt.
Also schauen wir mal. Bereits der Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, dass wir viele alte Bekannte, wie Julia, John und Peter, wiedertreffen werden, wir allerdings auch die Ereignisse aus der Sicht anderer Beteiligter, wie etwa Elias Fox, erfahren werden.

Vom Prolog werden wir direkt mitten ins Geschehen zu John auf einen Kriegsschauplatz katapultiert. Der Titel macht also schon einmal keine falschen Versprechungen. Und wie es schon im ersten Band mit Julia war, ist auch hier unklar, ob dieses Mal John überlebt. Und da spannt Jona Sheffield uns auch erstmal auf die Folter, denn das erste Kapitel beginnt ein paar Monate zuvor. Ich empfehle übrigens dringend, immer auf die Zeitangaben am Kapitelbeginn zu schauen, das spart viel Verwirrung. Nein, ich rede natürlich nicht aus Erfahrung, ich war natürlich nicht so scharf auf das Buch, dass ich es erstmal in einem Zug weginhaliert und dieses kleine Detail in den ersten Kapiteln außer Acht gelassen habe, ehe ich es noch mal in Ruhe las, um euch diese Rezension verfassen zu können. Keine Ahnung, wer auf solche Ideen kommt!
Schnell wird klar, dass die Kolonie auf Lumera inzwischen zu einer kleinen Stadt herangewachsen ist, auch wenn noch immer nicht alle Archen mit Überlebenden angekommen sind. Auch die politischen Machtverhältnisse verschieben sich, als der Ausnahmezustand beendet wird und der Julia und den Anderen offenbar leicht gewogene General James Lenoir die politische Macht in die Hände des radikaleren und weniger gemäßigten Elias Fox legt.
Währenddessen haben Julia, John und die Anderen Zuflucht in Dumras bei den Kidj’Dan gefunden. Dies sind die Aliens, in deren Heimat sie am Ende des ersten Bandes gestolpert waren. Diese vertrauen den Fremden zwar auch nach mehreren Monaten nicht vollends, haben ihnen aber Unterschlupf gewährt. Offenbar sind sie die Ureinwohner Lumeras, insektenartig, aber telepathisch höher entwickelt. Doch es wäre zu einfach, wenn es nur das wäre, das genügt einer Jona Sheffield nicht und wäre auch nicht das, was ich von dieser Autorin nach dem starken ersten Band erwarten würde, und so lässt sie uns hier schnell erkennen, dass auch bei den Kidj’Dan nicht alles so ist, wie es zunächst scheint.

Auch in der Basis, die nun den Namen Three Moon trägt, ist die Situation angespannt und mündet, nach verschiedenen Verstrickereien, schließlich darin, dass Fox den Kidj’Dan, die die Kolonisten eher zufällig entdeckt haben, den Krieg erklärt. Zu dem es, wie der Prolog vermuten lässt, auch kommt. Mehr möchte ich allerdings an dieser Stelle nicht verraten, um nicht zu viel vorweg zu nehmen.
Ein netter kleiner Schlenker wird übrigens kapitelweise zur auf der Erde zurückgebliebenen Fay gemacht. Über 100 Jahre nachdem Julia und die anderen die Erde mit der Aristoteles verlassen haben, zeigen ihre Erlebnisse, wie es auf der Erde aussieht. Die Situation ist katastrophal, aber die Menschheit ist auch auf der Erde noch nicht tot. Sie versucht wieder auf die Beine zu kommen, baut Kuppeln, in denen sie sich selbst, ihre Tiere und ihre Felder vor Zyklonen und Umweltkatastrophen schützen wollen. Somit ist es alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen. Das, muss ich gestehen, war ein wenig meine Sorge, denn auch wenn die Menschen auf Lumera die Erde für von menschlichem Leben ausgestorben halten, konnte es so einfach nicht sein, da mussten einfach noch Menschen leben. Aber zum Glück, das muss ich hier wirklich sagen, nicht in einer wieder reparierten Natur, die sich durch den Aufbruch so vieler anderer Menschen erholt hat, und in einer heilen, modernen Gesellschaft. Ich bin gespannt, wie es auf der Erde weitergehen wird.

Der Schreibstil ist flüssig, klar und schön zu lesen. Am Anfang holpert es manchmal ein klein wenig und es tauchen überflüssige Wortwiederholungen auf, aber das verläuft sich sehr schnell und tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Die Charaktere haben ihre Authentizität beibehalten, und auch da sind verschiedene Dinge im Umbruch. Zwischen Ethan und Julia kriselt es, dafür scheinen kleine Fünkchen zwischen John und Julia zu knistern. Ich will nicht sagen, dass das überraschend kommt. Aber so ist eben das Leben, man befindet sich nicht nur in der Verbannung und in Aussicht auf einen möglichen Krieg, sondern man hat auch noch ein privates Leben und auch da herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Aber das gefällt mir ohnehin an diesem Buch – wie auch am ersten Band – so gut: Es gibt nicht nur die eine, große Handlung, sondern diverse kleine Nebenschauplätze. Und das ist es, was die Charaktere, die Geschichte, das gesamte Buch so lebendig macht, das große Ganze, der Krieg, aber dann eben auch die Menschlichkeit in ihrer ganzen Alltäglichkeit. Und dieses Mal heißt es tatsächlich Abschied nehmen von einem lieben Charakter. So ist das Leben zwar, aber puh, da musste ich erstmal durchatmen.
Das Ende ist, auch das kennen wir vom ersten Band, mal wieder ein Cliffhanger, und zwar ein ziemlich … „großer “ ist gar kein Ausdruck, der ist gigantisch! Und hier wurde eine vorher vor sich hin schwelende Sorge direkt wieder beruhigt, denn ursprünglich hatte ich befürchtet, dass eine andere dieser kleinen Nebengeschichten vollkommen unspektakulär zu Ende gegangen und verpufft wäre. Aber weit gefehlt, die meldet sich nämlich mit einem gigantischen Knall zurück. Und lässt mich jetzt, nachdem ich den zweiten Band verschlungen habe, nägelkauend vor Ungeduld – naja, ihr versteht schon, was ich damit sagen will – zurück.



Abschließende Gedanken

Natürlich ist hier der Fokus weniger auf den Klimawandel und seine direkten Folgen gelegt, so wie es im ersten Band der Fall war, sondern es geht mehr um Lumera und die Ereignisse dort als um die auf der Erde. Es zeigt sich aber auch schnell, dass es mit der Ankunft auf einem neuen Planeten und einem begonnenen Wiederaufbau nicht getan ist. Dieses Mal empfand ich es weniger als ein Aufrütteln in Bezug auf den Klimawandel und auf das, was die Folgen sein könnten – denn wie ich in zum ersten Band schrieb, das Buch war aufrüttelnd und zeichnete eine definitiv vorstellbare Zukunft. Nein, dieses Buch empfand ich mehr als einen mahnenden Fingerzeig auf die Gesellschaft, auf das Miteinander, auf den Umgang mit anderen Kulturen. Dass nur ein Neuanfang definitiv keine Rettung bedeutet, wenn alte Fehler wiederholt werden. 
Mich hat dieses Buch auf ganzer Linie überzeugt, die Geschichte geht spannend und absolut glaubwürdig weiter, der Stil ist super, die Charaktere haben ihre Tiefe beibehalten … und da ist natürlich dieses wahnsinnig tolle Cover, davon komme ich einfach nicht los, man sehe es mir nach.
Wem „Lumera Expedition: Survive“ gefiel, der wird „Lumera Expedition: War“ lieben. Versprochen!

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Gastrezensentin: Lavandula



Lavandula gehört zum Kult der Bibliophilen und ist neben dem Studium selbst immer mal wieder als Autorin unterwegs, sofern die Zeit es zulässt. Ungefähr in einem Spektrum wie die Zeitsprünge in "Lumera Expedition: Survive" versuche ich sie bereits für einen Beitrag auf "Am Meer ist es wärmer" zu gewinnen. Ich hoffe, mit ihrem frischen Schreibstil wird sie den Blog noch häufiger bereichern.

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