Eine Analyse zu Shikisai wo motanai Tasaki Tsukuru to Kare no Junrei no Toshi
Die Geheimhaltung um den neuen Roman von Haruki Murakami war noch größer, als ich erwartet hatte. Das Cover, welches ich Gestern hier präsentierte, war lediglich provisorisch.
Genau so provisorisch wie das Cover scheint auch das angebliche Review der Asahi Shimbun zu sein. Viel mehr ist es eine erweiterte Inhaltsangabe als das es irgendwie einer Rezension gleichkommt. Da der Text aber auf Englisch verfasst wurde, beinhaltet er alles, was ich wissen wollte. Worum es in der Geschichte geht. Und tatsächlich scheint Murakami zu seinen Anfängen zurückzukehren. Der Inhalt der Geschichte könnte glatt die Fortsetzung zu Naokos Lächeln (Norwegian Wood) sein.
Soll heißen, auf surreale Traumwelten hat Haruki Murakami wohl komplett verzichtet (sofern man der Asahi Shimbun und den Amazon Rezensenten trauen kann). Man könnte aber auch noch weiter in die Vergangenheit reisen und Murakamis Trilogie der Ratte nennen.
Die Geschichte handelt, keine große Überraschung, von dem 36 jährigen Tasaki Tsukuru. Der Roman beginnt damit, dass dieser über seine Zeit auf dem College resümiert. Zu dieser Zeit war er gut befreundet mit 4 anderen Mitschülern. Das besondere an den Freunden ist, in ihren Nachnamen versteckt sich bei jeder Person das Kanji für eine Farbe. Tasaki fühlt sich dadurch aber etwas ausgegrenzt, da in seinem Nachname kein Kanji für eine Farbe steckt, was ihn, und hier kommt das Wortspiel, farblos macht. Dennoch waren die Freunde unzertrennlich bis zu dem Tag an dem die Clique Tasaki, scheinbar grundlos und ohne weitere Worte, die Freundschaft kündigte. Tasaki verfällt in Depressionen und selbst im Erwachsenenalter belastet ihn diese Geschichte noch. Tristesse und Selbstmordgedanken bestimmen fortan Tasakis Leben. Was hat das Leben noch für ihn zu bieten? Und trotzdem rangelt Tasaki sich irgendwie durch den Alltag. Eine Frau scheint er auch treffen. Diese empfiehlt ihm dann, letztendlich, die Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen. Für Tasaki beginnt eine Reise der Selbstfindung. Eine Pilgerreise in die Vergangenheit und Gegenwart um eine letzte Frage zu klären: Was hält die Zukunft für Tasaki bereit, und, wird er auf seiner Reise die Antwort darauf finden, wieso seine Freunde ihn damals haben wortlos hängen lassen?
Und nun mal ganz ehrlich. Sehr viel weiter hat mich der wirklich schlecht geschriebene Artikel der Asahi Shimbun nicht gebracht. Alles liest sich ein wenig wirr (was am schlechten Englisch der Autorin liegen dürfte) und so ganz will sich mir die Handlung auch nicht erschließen. Wir haben es hier aber vermutlich mit einer Coming of Age Geschichte oder einem Slice of Life Drama zu tun. Meine persönliche Meinung ist, mir gefällt diese ruhigere Gangart von Murakami. So sehr mir 1Q84 auch gefällt, Sekten, ein Paralleluniversum und kleine Männchen die aus Tierkadavern kommen waren selbst für Murakami vielleicht etwas Over the Top.
Ich vergleiche immer sehr gerne Haruki Murkami mit Takeshi Kitano. Mit Kitanos surrealistischer Autobiografie zeigte er nach zwei sehr abgedrehten Filmen mit Achilles and the Tortoise ebenfalls einen Wandel. Von zwei bizarren Komödien zu einer Coming of Age Tragikomödie. Wenn After Dark und 1Q84 Murakamis surreale Beiträge waren, könnte er mit Tsukuru Tasaki wieder in der Realität angekommen sein.
Die derzeitigen Amazon Rezensionen aus Japan sind bisher gemixt. Viele scheinen bereits nach wenigen gelesenen Seiten eine Rezension abzugeben, was mich sehr überrascht.
Ob sich die mehr als 3 jährige Wartezeit gelohnt hat, oder ob Murakami es bei einer Kurzgeschichte hätte belassen sollen, wird sich für die westlichen Leser bestimmt bald herausstellen. Eine übersetzte Fassung zum Ende des Jahres oder gegen Anfang 2014 dürfte realistisch sein. Aber natürlich darf die Übersetzung auch gerne früher erscheinen. Ich kenne die Murakami-Leser jedoch als sehr geduldig ;)
Die Inspiration für die Geschichte lieferte Murakami wohl der ungarische Komponist Franz Liszt mit seiner Annees de pelerinage (Years of Pilgrimage).
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