Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Mittwoch, 29. März 2017

Geständnisse von Kanae Minato ab sofort erhältlich




Als Geständnisse (in Japan unter "Kokuhaku" erschienen) 2008 in Japan erschienen ist, machte der Roman die junge Autorin Kanae Minato zum Star. In ihrem Genre gehört sie in Japan zu eine der meist gelesenen Autorinnen neben bereits etablierten Schriftstellern wie Keigo Higashino und Natsuo Kirino. Geständnisse wurde 2010 von Tetsuya Nakashima erfolgreich verfilmt. Die Verfilmung hat mir bei meiner damaligen Sichtung ausgesprochen gut gefallen und im Jahr 2013 habe ich der Adaption auch ein Review gewidmet.

Da die Uhren in Deutschland etwas langsamer ticken, hat sich dem Mystery-Thriller aber auch endlich ein deutscher Verlag angenommen. Bereits am 27.03 (2017) ist die deutschsprachige Ausgabe beim C. Bertelsmann Verlag erschienen. Auch der Erfolg der bereits angesprochenen Schriftsteller/innen Keigo Higashino und Natsuo Kirino in Deutschland dürfte wohl ein großes Argument für die Veröffentlichung von Geständnisse gewesen sein.

Zu einem schlanken Preis von 16,99 Euro ist die gebundene Ausgabe bei uns erschienen. Dieser schlanke Preis kommt aber auch mit einer kleinen Kehrseite. Schlägt man die erste Seite des Buches auf, wird bei der Übersetzung nur folgendes angemerkt: "Deutsch von Sabine Lohmann". Da mir diese ungewöhnliche Anmerkung etwas seltsam vorkam, habe ich mich etwas weiter durch die rechtlichen Angaben gewuselt und musste leider auch feststellen, die deutsche Übersetzung basiert leider nicht auf der Originalausgabe aus Japan, sondern hier diente die im Jahr 2014 veröffentlichte englischsprachige Übersetzung, die für die deutschsprachige Adaption benutzt wurde. Hier wiegt der Verlag natürlich ab, was sich für ihn mehr lohnt. Bei einer Übersetzung aus der japanischen Sprache hätte man den gleichen Titel, und da bin ich mir sehr sicher, nicht für unter 20 Euro anbieten können. Bei einem Erfolg der deutschsprachigen Ausgabe wünsche ich mir natürlich als Fan der japanischen Literatur sehr, dass kommende Veröffentlichungen direkt aus der japanischen Sprache übersetzt werden. Besonders die großen Freiheiten, die englischsprachige Übersetzer von ihren Verlagen bekommen, bringt gewisse Risiken bei einer anschließenden deutschsprachigen Übersetzung mit sich.

Obwohl ich den Film bereits kenne, freue ich mich sehr auf diese längst überfällige Veröffentlichung. Da der Film eine relativ schlanke Lauflänge von etwas über 100 Minuten aufweist, bin ich mir sehr sicher, in der Romanvorlage wird man sicherlich Handlungsstränge finden, die es nicht in die Verfilmung geschafft haben.

Eine Besprechung von "Geständnisse" wird es zwischen Ende April und Anfang Mai hier auf "Am Meer ist es wärmer" geben. In der Besprechung werde ich auch noch einmal ausführlich auf inhaltliche Änderungen zwischen Film und Buch, aber auch auf die Übersetzung eingehen.

Donnerstag, 23. März 2017

Rezension: Lebensgeister (Banana Yoshimoto)


(Foto: © Jayne Wexler)




Japan 2011

Lebensgeister
Originaltitel: Sweet Hereafter
Autorin: Banana Yoshimoto
Verlag: Diogenes
Übersetzung: Thomas Eggenberg
Genre: Drama, Slice of Life



"Das benachbarte Apartmenthaus war so dicht an meine >>Villa<< herangebaut, dass sich vor dem seitlichen Fenster meines Zimmers eine Wand befand. Neugierig streckte ich den Kopf hinaus. Schräg gegenüber war ein Fenster. Von dort hörte ich winselnde Schreie, wie von einer Katze. Unwillkürlich dachte ich, jetzt hat dich die Geisterwelt wieder. Ich lauschte mit angehaltenem Atem. Es waren aber nur die Laute eines Paares, das sich miteinander vergnügte. Ob in Wirklichkeit oder in einem Porno, wusste ich nicht. Eine Frau stöhnte und keuchte heftig. Gedankenverloren hörte ich dem Treiben zu und fühlte mich auf einmal einsam. Nicht nur mein inneres Sträuben gegen zu viel körperliche Nähe - auch dass die Schreie keinerlei Lust weckten, ließ in mir meine Verlassenheit umso deutlicher bewusst werden. Nachts allein am Fenster zu stehen und ins Dunkel hinauszustarren - wie traurig ist das denn?, flüsterte ich vor mich hin. Die Traurigkeit schien geradezu physisch in mich einzudringen."
(Lebensgeister: Banana Yoshimoto. Verlag: Diogenes. Übersetzung: Thomas Eggenberg)



Liest man sich die Inhaltsangabe von Banana Yoshimotos verträumten Kurzroman "Lebensgeister" durch, könnte so mancher Leser, unvertraut gegenüber der Autorin und der japanischen Literatur an sich, denken, hier handle es sich um ein Werk welches in die Richtung Paulo Coelho trifft "Ghost - Nachricht von Sam" geht. Doch weder ist "Lebensgeister" entspanntes flanieren auf der Esoterik-Meile, noch wartet in der Mitte des Buches Whoopi Goldberg auf den verunsicherten, vielleicht sogar verstörten Leser und überbringt der nicht minder verdutzten Protagonistin der Geschichte Nachrichten ihres verstorbenen Lovers. Nein, "Lebensgeister" schlägt tatsächlich in eine ganz andere Kerbe. Hier handelt es sich um einen feinen, kurzen Roman, wie er nur aus Japan kommen kann. Oder, noch besser, wie ihn vermutlich nur Banana Yoshimoto schreiben kann. Irgendwo mal wieder angesiedelt zwischen der realen Welt, der Welt des Traumes und der Welt der Toten, da wandelt ihr 2011 in Japan veröffentlichter Roman "Lebensgeister", der in seinem Heimatland unter dem Titel "Sweet Hereafter" bekannt ist. Eine kleine Rarität, dass die Autorin hier einen komplett englischen Titel verwendet hat. "Lebensgeister" berichtet von dem Verlust eines geliebten Menschen, den Start in ein neues Leben und ganz besonders: Fernweh und Sehnsüchte.

Lover Lover Lover

Mit jenem bekannten Song von Leonhard Cohen beginnt die Geschichte. Im Mittelpunkt steht die junge Sayoko, die nach einem Autounfall um ihr Leben kämpft. An einem wunderschönen Sommerabend in Kyoto kommen Sayo und ihr Partner von der Straße ab, ihr Auto überschlägt sich und wird über eine Uferböschung geschleudert. Sayo bemerkt, wie sich eine rostige Eisenstange in ihren Bauch gebohrt hat, sie verliert das Bewusstsein und bucht einen Kurztrip ins Jenseits. Dort angekommen trifft sie sogleich auf ihren geliebten Hund, der vor einigen Jahren verstorben ist. Kurz darauf kommt auch noch Sayos längst verstorbener Opa, ein zu Lebzeiten geselliger und offener Mensch, auf seiner Harley angebraust und nimmt seine Enkelin auf eine kleine Spritztour mit. Sayoko, die sich mit ihrem Ableben unlängst abgefunden hat und allmählich beginnt, sich mit dieser unwirklich schönen Welt zu arrangieren, bekommt von ihrem Großvater jedoch mitgeteilt, ihre Zeit sei noch nicht gekommen und sie müsse zurück in die Welt der Lebenden. Ihr Lebensgefährte jedoch, teilt ihr Großvater seiner Enkelin mit, der habe den schweren Unfall nicht überlebt. Wie aus einem Fiebertraum erwacht Sayoko im Krankenhaus. Von einer schweren Bauchwunde und tiefer Trauer über den Verlust ihres Lebensgefährten gezeichnet, beginnt für die junge Frau ein langer Weg der Rehabilitation in ein neues Leben. Nicht nur ihre körperlichen Wunden müssen heilen, auch ihre mentalen Wunden haben einen langen Weg der Heilung vor sich.

Mit gerade mal etwas über 150 Seiten ist "Lebensgeister" ein eher kürzeres Lesevergnügen, welches man sich vielleicht besser gut aufteilen sollte. Die Autorin ist sowieso nicht für ausufernd lange Romane bekannt. Der Leser wird nach der Lektüre aber feststellen, diese Geschichte hat keine Seite zu wenig und keine Seite zu viel. Die Geschichte von Sayo folgt nicht unbedingt einem roten Faden. Viel eher erinnert das Buch an eine Dokumentation, in der ein Team von Kameraleuten einer Person über einen Zeitraum von mehreren Tagen folgt und ihr tägliches Leben dokumentiert. Die übernatürlichen Elemente implementiert Banana Yoshimoto so elegant in ihre Geschichte, als würden sie zum ganz normalen Alltag der Menschen gehören. Sayo nimmt ihr Schicksal an und, obwohl sie es befremdlich findet, die Erscheinungen verstorbener Menschen zu sehen, so entwickelt sich relativ schnell eine Routine in ihrem Leben. Geschuldet ist diese Unbekümmertheit unter anderem auch ihrer Nahtoderfahrung.


"In dem Moment, als mir bewusst wurde, dass es auch für mich kein Entkommen gab, dass ich weder entkommen konnte noch wollte, verstand ich zum ersten Mal den Sinn jener Worte: Du hast den Nabel verloren. Die Vertrautheit mit dem Tod ähnelt stark dem Gefühl, das dich nachts in einer Herberge überfällt, am Ziel deiner Reise, mutterseelenallein, und du hast vergessen, woher du eigentlich gekommen bist."(Lebensgeister: Banana Yoshimoto. Verlag: Diogenes. Übersetzung: Thomas Eggenberg)


Die üblichen Themen, die man in den Romanen von Banana Yoshimoto findet (Melancholie, Einsamkeit, Sehnsüchte), die findet man natürlich auch in "Lebensgeister" wieder. Anders aber als in, beispielsweise, "Ihre Nacht", ein Roman, der mir das ein oder andere Problem bereitete, wirkt "Lebensgeister" strukturierter, durchdachter und verzichtet auf komplizierte Beziehungen unter den Charakteren. Was aber nicht bedeutet, dass es in "Lebensgeister" keine interessanten Charaktere gibt. Sayoko selbst war mir auf Anhieb sympathisch. Nach dem Tod ihres Lebensgefährten ist es für sie beinahe noch unmöglich, an eine neue Beziehung zu denken. Dennoch gibt es zwei Männer in ihrem Leben, zu denen sie sich seit dem Tod ihres Partners hingezogen fühlt. Der emotionale Barbesitzer Shingaku mit seinem Okinawa-Temperament, der emotional relativ nah am Wasser gebaut zu sein scheint, und der homosexuelle, ebenfalls Bar-Besitzer, Ataru, mit dem Sayoko praktisch durch einen Zufall Bekanntschaft macht. Anders als es einige Leser aber erwarten würden, entsteht hier keine Dreiecksbeziehung mit viel Drama und Kitsch. Die Charaktere interagieren stattdessen viel natürlicher untereinander. Sie alle wissen, eine Liebesbeziehung zu Sayo könnte ihre Bindung zur jungen Frau komplett zerstören. Genau aus diesen Gründen wirken die Protagonisten der Geschichte menschlich und man kann sich gut in sie hineinversetzen.

Auch die Übersetzung ist einmal mehr eine separate Erwähnung wird. Fand ich die Übersetzung von Thomas Eggenberg in "Ihre Nacht" noch ein wenig befremdlich damals, so habe ich mich, auch rückblickend gesehen, sehr mit den Übersetzungen des Schweizers angefreundet. Nicht nur liest sich die Übersetzung sehr flüssig in einer leicht verständlichen, lockeren Ausdrucksweise, auch sind etliche interessante Anmerkungen des Übersetzers zu Referenzen aus dem Bereich Kultur und Popkultur enthalten, die die Leser durch die Geschichte führen.



Resümee

"Lebensgeister" ist Banana Yoshimotos Liebeserklärung an Kyoto. Man kann ihre Leidenschaft und Verehrung dieser magischen Stadt der Tempel gegenüber auf jeder Seite spüren. Das Schicksal von Sayoko ist eng an diese Stadt gekoppelt. So viele unvergessliche Erinnerungen haften an diese Stadt. Diese Magie hat sich auch automatisch auf mich übertragen. Manche Szenen hatte ich regelrecht bildlich vor mir.

Letztendlich bleibt nicht mehr viel zu schreiben. "Lebensgeister" hat mich in den Stunden, in denen ich in das Buch eintauchte, vollkommen für sich eingenommen und mir bleibt kaum etwas anderes übrig, als mich zu wiederholen: So ein Roman, der kann nur aus Japan kommen. Alles, was die japanische Literatur so einzigartig macht, diese ganze Quintessenz, die ist in "Lebensgeister" enthalten.
Es ist eine Geschichte, die mit Leonard Cohen beginnt und mit dem Eröffnungslied zur Anime-Serie "Takarajima" (die älteren Lesern meines Blogs vermutlich als "Die Schatzinsel" bekannt ist) schließt. Ein wundervolles, rundes Ende, wonach sich selbst so manches Schwergewicht der Weltliteratur noch sehnt.






Mein bester Dank geht an Andrea von "Lohnt das Lesen", die mir "Lebensgeister" zur Verfügung gestellt hat.

Sonntag, 12. März 2017

Durchgesehen: The Art of Metal Gear Solid V






The Art of Metal Gear Solid V
Künstler: Yoji Shinkawa/Kojima Productions
Rubrik: Artbook
Verlag: Dark Horse (Bisher keine Veröffentlichung in Europa)
Sprache: Japanisch/Englisch



Wer mit Metal Gear Solid V auch fast 2 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch immer nicht abschließen konnte, oder aber einfach atemberaubende Artworks und Designs bestaunen will, der bekommt mit "The Art of Metal Gear Solid V" eine letzte Zugabe geboten. Das etwas über 200 Seiten dicke Hardcover-Artbook umfasst eine riesige Sammlung an Konzeptzeichnungen, kunstvolle Artworks und gar unveröffentlichtes Material. Inwieweit hier Konami seine wachende Hand über dieses Artbook hielt, die Frage wird wohl ungeklärt bleiben, man kann aber davon ausgehen, selbst im Artbook wird sich nur ein Fingerhut voll von dem Material befinden, was es nie ins fertige Spiel geschafft hat.

"The Art of Metal Gear Solid V" ist insofern ein besonders interessantes Buch, da es veröffentlicht wurde, nachdem Publisher und Lizenzinhaber Konami die Verträge der Mitarbeiter von Kojima Productions nicht verlängert hat und das Gesamtwerk Metal Gear Solid V unfertig veröffentlicht wurde. Normalerweise sind Artbooks zu Videospielen kein Thema auf "Am Meer ist es wärmer", das in dem Buch abgedruckte Material macht das Buch aber zu etwas besonderem und ist sicherlich für Sammler, aber auch begeisterte wie enttäuschte Fans nicht uninteressant. Dementsprechend folgt nun ein kleiner Ausblick auf das Artbook zu Metal Gear Solid V, erschienen bei Dark Horse Comics am 15. November 2016.


(Foto: Aufziehvogel. Copyright: Konami/Dark Horse)



Obwohl sich Konami bereits vor etlichen Monaten von Metal Gear Schöpfer Hideo Kojima und seinem Studio Kojima Productions verabschiedet hat, kehrte für ein kleines Vorwort für das Artbook zumindest eine bekannte Person zurück: Yoji Shinkawa. Shinkawa debütierte im Metal Gear Franchise 1998 beim Sony PlayStation Debüt "Metal Gear Solid". Mit seinem ikonischem Stil prägte Shinkawa mit seinen Zeichnungen zu Charakteren und den gigantischen Mechs, sowie zahlreichen anderen Vehikeln zu Land und Luft, fortan die künstlerische Richtung der Reihe. Yoji Shinkawa setzte um, was Kojima forderte und die beiden wurden zu einem unzertrennlichem Team, welches auch privat eine enge Freundschaft pflegt. In einem kurzen Vorwort im Artbook richtet sich Shinkawa an die langjährigen Fans des Metal Gear Franchise und verabschiedet sich zudem noch einmal förmlich. Eine Möglichkeit, die sein Kumpel Hideo Kojima in der unschönen Schlammschlacht rund um Konami und Kojima Productions leider nicht mehr hatte.

Aufgeteilt ist das Artbook in mehrere Abschnitte. Da Metal Gear Solid V sowohl in "Ground Zeroes" als auch "The Phantom Pain" aufgeteilt ist, gibt es im Artbook zu beiden Geschichten ausgewählte Artworks, Designs aber auch Promo-Material zu sehen. In "The Art of Metal Gear Solid V" gibt es aber noch einen finalen Abschnitt. Einen Abschnitt, der gerade mal 3 Seiten umfasst, aber separat gelistet ist und für Fans besonders interessant sein dürfte, denn in diesem Abschnitt sehen wir Konzeptzeichnungen über den finalen Showdown des Spiels, der es aufgrund zu hoher Entwicklungskosten nicht mehr ins Spiel geschafft hat: "Kingdom of the Flies".


(Foto: Aufziehvogel. Copyright: Konami/Dark Horse)


Die Hauptkampagne von Metal Gear Solid V ist in 2 Kapiteln unterteilt (In den Daten der PC-Version haben sogenannte Data Miner sogar Hinweise auf ein drittes Kapitel mit dem Titel "Peace" gefunden). Während das mysteriöse dritte Kapitel wohl immer ein Mysterium bleiben wird, so ist die finale und 51. Mission im zweiten Kapitel sehr real. Kojima hatte sein Budget überschritten, Konami wollte nicht noch mehr Geld in Metal Gear Solid V investieren (angeblich belaufen sich die Produktionskosten auf 80 Millionen Dollar), drehte den Geldhahn zu und das Spiel endet abrupt kurz vor dem Ende des zweiten Kapitels. Die Entwickler versuchten jedoch, das beste draus zu machen und bauten gleich 2 Pseudo-Epiloge ein, die den Spielern ein Gefühl der Komplettierung vermitteln sollten. Dies funktionierte jedoch mehr schlecht als recht und viele Handlungsstränge und Entwicklungen wurden unklar und verkompliziert. All das hinterließ einen extrem faden Beigeschmack.

Da das Artbook von Konami abgesegnet ist und sämtliches Material von Konami freigegeben werden muss, bestätigt die Zugabe in "The Art of Metal Gear Solid V" ein weiteres mal, dass keiner der Verantwortlichen bisher so richtig mit dem Thema abgeschlossen hat. Das Artbook zeigt im letzten Abschnitt, genau wie das damals veröffentlichte Video, Konzepte zu dem nicht mehr realisierten Showdown. Das Material zu diesem Abschnitt hätte ruhig ein wenig üppiger ausfallen können, aber vermutlich kann man bereits sagen, man habe eher damit gerechnet, dass Konami dieses Thema komplett totschweigen würde. Sämtliche Konzepte, Designs und ein dazugehöriges Storyboard befinden sich nahe der Komplettierung, von den Entwicklern ist jedoch niemand mehr da, dieses Material zu vervollständigen und Konami selbst verfolgt keine Pläne, in Zukunft daran etwas zu ändern (für die Fertigstellung sind die ursprünglichen Mitarbeiter nicht einmal nötig, da alle wichtigen Inhalte bereits existieren).


(Foto: Aufziehvogel. Copyright: Konami/Dark Horse)



"The Art of Metal Gear Solid V" ist gespickt mit hunderten Artworks. Einige so detailliert und realistisch, man könnte meinen, man lese hier geheime Konzeptzeichnungen einer mächtigen Militärmacht. Viele Zeichnungen sind auch mit Kommentaren versehen, die meisten wurden jedoch nicht übersetzt und in der japanischen Sprache belassen. Einige wenige Kommentare und Begriffe aus dem Spiel findet man jedoch auch in englischer Sprache vor. Wieso man sich hier aber nicht mehr die Mühe gemacht hat, alle Kommentare zu übersetzen, was sicherlich kein großer Mehraufwand gewesen wäre, wird wohl ebenfalls ein Geheimnis bleiben. Hier können aber auch Lizenzprobleme vorliegen. Besonders zu einigen Konzepten, die es nicht ins Spiel geschafft haben, wäre ein übersetzter Kommentar sehr interessant gewesen.

Anzumerken ist übrigens noch, nicht alle Konzepte, die es in dem Artbook zu sehen gibt und nicht ins Spiel geschafft haben, seien Inhalte, die aus Kostengründen aus dem Spiel entfernt wurden. Wie es bei Filmen oder Videospielen oder sämtlichen anderen Medien übrig ist, kommen viele Ideen eines großen Projektes nicht über die Planungsphase hinaus und dienen einfach als interessantes Beiwerk, in welche Richtungen die Entwickler gedacht haben.

Egal, wie die Spieler sich von Big Boss verabschiedet haben, ob im Groll oder in Versöhnung, "The Art of Metal Gear Solid V" dürfte das letzte Abschiedsgeschenk aller an dem Franchise beteiligten Parteien gewesen sein. Sowohl für Konami als auch Kojima Productions ist es an der Zeit, in die Zukunft zu blicken. Im Artbook finden sich viele kleine Schätze, die entdeckt werden wollen. Und vielleicht denkt der ein oder andere beim durchblättern dieses Buches ja sogar ein wenig wehmütig auf seine Zeit zurück, als er mit Snake auf dem Pferd staubige Wüsten und dichte Dschungel durchquert hat und dabei die verrücktesten und kuriosesten Dinge getan und gesehen hat.

Da ich auch einer dieser Typen bin, die mit dem Spiel nie so wirklich abschließen konnten, möchte ich diesen Beitrag hier mit den Worten auf dem Klappentext des Artbooks beenden:

"Someday the world will no longer need us. No need for the gun, or the hand to pull the trigger... Another Mission, Right, Boss?"

Nun, die nächste Mission scheint gewiss gesichert zu sein wenn man sich Konamis neue Pläne ansieht. Viele Weggefährten des Franchise dürften nun aber wohl ebenfalls den wohlverdienten Ruhestand angetreten haben.


(Foto: Aufziehvogel. Copyright: Konami/Dark Horse)


(Foto: Aufziehvogel. Copyright: Konami/Dark Horse)


Hinweis: Alle hier präsentierten Bilder dienen der Berichterstattung zu dem Artbook "The Art of Metal Gear Solid V" im Vertrieb von Dark Horse Comics. Das Metal Gar Franchise stammt aus der Feder von Hideo Kojima und gehört Lizenzinhaber Koami. Die hier präsentierten Bilder dürfen nicht ohne Erlaubnis des Rechteinhabers verwendet werden.

Attention: The presented pictures serve for review purposes only. "The Art of Metal Gear Solid V" is published by Dark Horse Comics. The Metal Gear Franchise was created by Hideo Kojima and is under the license of Konami. Do not use these pictures without the permission of the license holder.

Donnerstag, 2. März 2017

Kishidancho Goroshi: Das neue Werk von Haruki Murakami feiert seine Veröffentlichung in Japan

(Quelle: The Asahi Shimbun)



Ich hoffe ich leiste mir nun bei dem Datum der Veröffentlichung keinen Fauxpas, denn, wenn ich richtig informiert bin, so ist der neue Roman von Haruki Murakami am 24.02.2017 in Japan erschienen. Bereits im Dezember kündigte Murakamis Verlag Shinchosha Publishing an, dass das neuste Werk des Bestsellerautors im Februar 2017 erscheinen würde. Wie immer erfolgte die eigentliche Veröffentlichung mehr heimlich als nach festem Muster geplant, und dennoch herrschte während des Mitternachtsverkaufes ein Ausnahmezustand in vielen japanischen Buchhandlungen.

Murakamis neuster Streich ist in zwei Bänden erschienen. Der Titel des Gesamtwerkes lautet "Kishidancho Goroshi", was ins englische übersetzt so viel wie "Killing Commendatore" (der "Commendatore" ist hier übrigens ein italienischer Begriff) bedeutet.

Die Japan Times berichtete über die jeweiligen Titel und dem mysteriösen Inhalt der beiden Bücher etwas genauer (Hinweis: Text nur in englischer Sprache):

The book is titled “Kishidancho Goroshi” (“Killing Commendatore”). Two volumes of the title, “Arawareru Idea” and “Utsurou Metaphor,” loosely translated as “Appearing Idea” and “Changing Metaphor,” were both released on Friday.
The latest book is of a man living in the mountains whose life starts to change after encountering the “Commendatore,” meaning commander in Italian.
Quelle: The Japan Times
 
Bereits bei seinem letztjährigen Besuch in Dänemark ließ Murakami bei einer Diskussionsrunde verlauten, sein neuer Roman würde erstmals wieder in der "Ich-Erzähler" Perspektive verfasst sein und es sich zudem inhaltlich um eine "sehr seltsame" Geschichte handle. Sowohl der Titel als auch der minimale Ausblick auf die Geschichte geben Anlass dazu, zu bestätigen, der Autor hat anscheinend Wort gehalten.

Bisher gibt es noch keinerlei Informationen zu einer Veröffentlichung außerhalb Japans. Man kann sich aber sehr sicher sein, Murakamis neuster und erster Roman seit "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" wird auch in deutschsprachigen Gefilden vermutlich in absehbarer Zeit eine Ankündigung erhalten.