Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Sonntag, 20. Dezember 2015

Rezension: Star Wars Episode IV - Eine neue Hoffnung (Alan Dean Foster)







USA 1976

Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung
Originaltitel: Star Wars - From the Adventures of Luke Skywalker
Autor: Alan Dean Foster nach einem Drehbuch von George Lucas
Veröffentlichung: 1976 bei Ballantine Books USA, deutsche Neuauflage im November 2015 bei Blanvalet
Übersetzung: Tony Westermayr
Genre: Science-Fiction


"Eine andere Galaxis, eine andere Zeit.
Die Alte Republik war die Republik der Legende, größer als
Entfernung oder Zeit. Nicht nötig zu erwähnen, wo sie war,
woher sie kam, nur zu wissen, dass sie … die Republik war.
Einst blühte und gedieh die Republik unter der weisen Herrschaft
des Senats und dem Schutz der Jedi-Ritter. Aber wie so oft,
wenn Reichtum und Macht über das Bewunderungswürdige hinauswachsen
und das Staunenerregende erlangen, tauchen jene
Bösen auf, deren Habgier das gleiche Maß erreicht.
So war es bei der Republik auf ihrem Höhepunkt. Wie der
mächtigste aller Bäume, fähig, jedem Angriff von außen zu widerstehen,
verfaulte die Republik von innen heraus, wiewohl die
Gefahr von außen nicht zu erkennen war.
Unterstützt und gefördert von ruhelosen, machthungrigen
Figuren innerhalb der Regierung, von den einflussreichen Organen
des Handels, erreichte der ehrgeizige Senator Palpatine,
dass er zum Präsidenten der Republik gewählt wurde. Er versprach,
die Missvergnügten im Volk wieder zu vereinen und den
schwindenden Ruhm der Republik wiederherzustellen.
Erst einmal gesichert im Amt, rief er sich zum Imperator aus.
Bald wurde er von eben den Gehilfen und Stiefelleckern beherrscht,
die er zu hohem Amt berufen. Die Rufe des Volkes nach
Gerechtigkeit erreichten seine Ohren nicht mehr.
Die imperialen Gouverneure und Bürokraten machten sich
daran, eine Herrschaft des Terrors über die entmutigten Welten
der Galaxis zu errichten, nachdem die Jedi-Ritter, Hüter der
Gerechtigkeit in der Galaxis, durch Verrat und Täuschung ausgelöscht
worden waren. Viele gebrauchten die imperialen Streitkräfte
und den Namen des zunehmend isolierten Imperators
dazu, ihrem persönlichen Ehrgeiz zu frönen.
Aber eine kleine Zahl von Systemen rebellierte gegen diese
neuen Ausschreitungen. Sie erklärten sich zu Gegnern der
Neuen Ordnung und nahmen den großen Kampf zur Wiedererrichtung
der Alten Republik auf.
Von Beginn an waren sie den vom Imperator versklavten Systemen
gegenüber weit in der Minderzahl. In jenen ersten dunklen
Tagen schien es deshalb gewiss zu sein, dass die helle Flamme
des Widerstands ausgelöscht werden würde, bevor sie das
Licht der neuen Wahrheit auf eine Galaxis unterdrückter und
besiegter Völker zu werfen mochte …

Aus der Ersten Saga,
Tagebuch der Whills"
(Episode IV, Prolog)


Autor Alan Dean Foster hatte nie ein Problem damit, das der Erfolg und auch der Ruhm der ersten Star Wars Novelization komplett George Lucas zugeschrieben wurde. Aus Tradition prangt auch heutzutage noch der Name von Lucas auf dem Cover. Eine falsche Behauptung ist es natürlich auch nicht. Denn in allen Maßen ist der Roman zu Episode IV etwas besonderes. Rund 6 Monate vor der Veröffentlichung des Kinofilms ist das Buch erschienen (und wurde zum Hit). Basieren tut diese Geschichte auf einem relativ vollständigen Draft von dem Drehbuch, was George Lucas für die Verfilmung verfasst hat. Was aber auch zur Folge hatte, das in diesem Draft die Story nicht nur vom Film öfter mal abweicht oder Charaktere noch nicht ihre Bestimmung gefunden haben, es gibt auch etliche Passagen, die zwar für den Film geplant waren, es dann aber doch nicht mehr in den Film geschafft haben. Alan Dean Foster war dafür zuständig, aus dem immer noch etwas löchrigem Drehbuch von Lucas etwas vollständiges zu machen. Foster war also für weitaus mehr zuständig, als ein Drehbuch in Prosa umzuwandeln. Viele Begriffe, Namen oder Geografien die Foster erfunden hat, fanden schließlich noch den Weg in die Star Wars Saga.

Und so ist es bei all der Nostalgie, die Episode VII so an den tag legen soll, beinahe schon kaum noch verwunderlich, dass für die offizielle Novelization zu "Das erwachen der Macht", erneut Alan Dean Foster verantwortlich sein wird. Und diesmal hat es auch sein Name aufs Cover geschafft.





Das hier eingefügte Video habe ich nun nicht umsonst in diese Besprechung eingebettet. Obwohl Fans es seit Jahrzehnten fordern, gibt es bisher keine Filmfassung von Episode IV, die die Deleted Scenes beinhaltet. Das ist nur wenig verwunderlich, denn man hat es in den vergangenen Jahren nicht einmal geschafft, die Original Trilogie auf ein modernes Medium zu bannen, ohne das sie entweder auf der 1997er Special Edition basiert oder sogar auf eine von Lucas noch erheblich ausführlich bearbeiteten Fassung, die nach der Prequel-Trilogie entstanden ist.
Das es die Deleted Scenes aber je in Episode IV schaffen ist unwahrscheinlich, das Originalmaterial soll mittlerweile nicht mehr zu gebrauchen sein (was an den fehlenden Sicherungskopien lag, die zu dieser Zeit beim amerikanischen Kino eine Seltenheit waren).

Wer den Roman zu Episode IV liest und die Deleted Scenes kennt, der wird schnell eine Szene wiedererkennen. Die gelungene Einführung des Hauptcharakters, Luke Skywalker. Diese findet man im Buch 1:1 genau so wieder wie in den Deleted Scenes, sogar noch ausführlicher und detailreicher beschrieben.

Ein weiterer Pluspunkt, den Alan Dean Foster hier landen konnte: Mehr Science-Fiction. Foster hat sich enorme Mühe gegeben, die Geografien zu Planeten und den verschiedenen Rassen zu verfassen. Dingen, denen im Film aufgrund von Zeitmangel kaum Beachtung geschenkt wurde.
Man erfährt etwas mehr über Tattooine, erfährt mehr über kleine Rassen wie die Java und natürlich auch über das Galaktische Imperium. Aber auch Fosters Beschreibungen zu den einzelnen Charakteren ist markant, detailreich und weichen kaum von Lucas finaler Vision ab (ebenfalls fällt auf, die Beschreibungen sind teilweise weitaus brutaler und mehr ausgeschmückt als im Film, was aber auch daran lag, damals gab es noch kein PG-13 und ein R-Rating war unbedingt zu vermeiden).

"Zwei Meter groß. Zweibeinig. Wallende schwarze Gewänder, an
der Gestalt herabfließend, und ein Gesicht, für alle Zeit maskiert
von einem funktionellen, wenn auch bizarren schwarzen Metall-Atemgitter
– der Dunkle Lord der Sith war eine schreckenerregende,
bedrohliche Erscheinung, die nun durch die Korridore
des Rebellenschiffes schritt."

Auch wenn der Begriff "Lord der Sith" bereits zu Zeiten von Episode IV nicht völlig unbekannt in fanatischen Fankreisen war, so tauchte er nie im Film selbst auf. Ein weiterer Wink, dass Lucas die Idee zur Prequel Trilogie schon in den 70ern hatte, ist auch die Erwähnung von Senator Palpatine im Prolog. Dieser ist im Roman aber noch nicht der große Sith-Meister, sondern eher ein gefallener Politiker, der sich von seiner Gefolgschaft hat indoktrinieren lassen und nun mehr einem Diktator gleicht. An diesen kleinen Ungereimtheiten erkennt man noch, dass das Drehbuch noch nicht komplett ausgereift war und Lucas später noch einiges nachbearbeitet hat (der Imperator selbst findet in der Film-Version noch gar keine Erwähnung). Der Grundkern für beide Trilogien wurde hier aber bereits gelegt.

Neben den vielen Erweiterungen oder Änderungen gibts aber auch nach Kapitel 2 die meisten Inhalte, die wir auch aus dem Film kennen (und den größten Teil des Buches ausmachen). Teilweise finden sich etliche Dialoge, die die Charaktere miteinander führen 1:1 identisch in Buch und Film wieder. Auch noch zu erwähnen: Der Dialog zwischen Han Solo und Jabba ist in unverfälschter Form im Buch enthalten. Eine Szene, die erst Jahrzehnte später wieder im Film eingefügt wurde, weil Jabba im ursprünglichem Drehbuch von George Lucas noch ein Mensch war. In den neueren Editionen wurde die Szene wieder eingefügt, Jabba jedoch durch das CGI Model aus Episode I ausgetauscht (als Mensch noch verkörpert von Declan Mulholland, der sagen wird, er habe in einem Star Wars Film Jabba the Hut gespielt, aber ihn nie jemand in dieser Rolle bestaunen durfte).


(Harrison Ford und Declan Mulholland in Episode IV)





Resümee

Den Roman zu Episode IV zu lesen kommt ungefähr folgendem gleich, sich einen nie veröffentlichten Directors Cut und gleichzeitig einen Workprint zu "Episode IV: Eine neue Hoffnung" anzusehen. Viele Ideen musste Lucas verwerfen oder konnte sie damals nicht umsetzen. Im Roman, der von Alan Dean Foster fantastisch ausgearbeitet wurde, bekommen wir einiges von George Lucas unverfälschter Vision zu lesen. Seine Welt sollte ein wenig mehr Dichte haben und die Charaktere sollten alle eine größere Hintergrundgeschichte haben. Hervorheben muss ich aber doch noch einmal, wie gelungen auf die Freundschaft zwischen Luke Skywalker und Biggs Darklighter eingegangen wird, die im Film komplett untergeht (bis zur 1997 Special Edition war der Auftritt von Lukes Jugendfreund sogar noch unbedeutender). Wer also meint, Episode IV in und auswendig zu kennen, den Roman aber noch nicht gelesen hat,  der wird hier noch einige Überraschungen erleben. 

Alan Dean Fosters Roman ist Star Wars durch und durch. Auf jeder Seite, in jedem Satz und in jeder Silbe.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Episode VII Countdown: Star Wars Episode I - Die Dunkle Bedrohung (Rezension)







USA, 1999

Star Wars Episode I Die Dunkle Bedrohung
Autor: Terry Brooks
Originaltitel: Star Wars Episode I The Phantom Menace
Veröfentlichung: Neuauflage, Blanvalet, 2015
Übersetzerin: Regina Winter
Genre: Science Fiction


"Anakin war ein zierlicher Junge, selbst für seine neun Jahre eher klein, mit wirrem hellbraunem Haar, blauen Augen, einer Stupsnase und einem fragendem Blick. Er war stark für sein Alter und hatte eine rasche Auffassungsgabe, er war auf eine Weise begabt, die jene, die mit ihm zu tun hatten, immer wieder überraschte. Häufig spürte er Dinge, bevor irgendjemand sonst ahnte, dass sie passieren  würden."



Momentan kann man kaum aus dem Haus gehen ohne an jeder Ecke daran erinnert zu werden was bald in den Kinos erscheinen wird. Am 17.12 ist es dann soweit: Der nächste große Film des Star Wars Franchise kommt in die deutschen Kinos. Mit "Das Erwachen der Macht" feiert J.J. Abrams sein Debüt als Star Wars Regisseur und auf ihm lasten große Erwartungen.
In vielen Läden kann man sich vor Merchandise kaum retten. Figuren, Bettwäsche, Kleidung, Spiele, Comics und Bücher, in fast jeder Abteilung eines Kaufhauses wird man fündig (und das der Wahnsinn nicht weit genug gehen kann, Merchandise zu Star Wars gibts nun auch in der Obstabteilung). Da man sich aber kaum mit allem beschäftigen kann, wird es hier "nur" um ein Buch gehen und zwar "Star Wars Episode I: Die Dunkle Bedrohung" von Terry Brooks, nach dem Drehbuch und der Geschichte von George Lucas.
Der Film "Die Dunkle Bedrohung" kam 1999 in die deutschen Kinos. Eine menge Kinogänger waren damals ziemlich ziemlich enttäuscht von dem Film weil ihnen viele typische Star Wars Elemente zu kurz kamen oder wirre Sachen (Midi-Clorianer) eingeführt wurden, die wenig Sinn in der Gesamtheit des Universums ergaben. Die dunkle Bedrohung,obwohl es George Lucas wahre Vision von Star Wars war, so kam es vielen vor, war doch eher an ein jüngeres Publikum gerichtet als die klassische Trilogie. Das schlimmste, meiner Ansicht nach, waren die Dialoge, die klangen wie aus einem Bühnenstück aus dem Kindertheater.
Aber der Film hatte auch seine durchaus positiven Seiten. Der Soundtrack z.B. bot eines der besten Lieder des gesamten Franchise: "Duel of Fates". Auch die Schauspieler machten ihre Sache gut. Ewan McGregor als junger Obi-Wan Kenobi war eine hervorragende Wahl, genauso wie Liam Neeson als Qui-Gon Jin, Obi Wan's Lehrmeister.


Anakin Skywalker ist ein kleiner Junge, der schon seit er ein Baby war, als Sklave auf dem Planeten Tatooine lebt. Zusammen mit seiner Mutter gehört er dem Schrotthändler Watto, einem Toydarianer. Zu seinen Aufgaben, die er täglich zu erledigen hat, gehören Reparaturen, das Abschließen von Tauschgeschäften und das Aushelfen im Laden. Außerdem nimmt er an sogenannten Kapselrennen (Podracer Rennen) teil, die außergewöhnliche Reflexe und Fähigkeiten erfordern, die der Junge in großem Maße vorzuweisen hat. Herausstechende Merkmale von Anakin sind außerdem seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, seine rasche Auffassungsgabe und eine recht hohe allgemeine Stärke.
Qui-Gon Jin ist ein Jedimeister des Jediorden. Er wurde aufgrund seines taktischen Geschicks zusammen mit seinem Padawan Schüler Obi-Wan Kenobi, vom Kanzler ausgewählt um als Botschafter zum Planeten Naboo zu fliegen um dort Verhandlungen mit dem Vizekanzler der Handelsföderation aufzunehmen. Die Handelsföderation befindet sich unrechtmäßig im Orbit um Naboo und hält eine Blockade aufrecht, die die Republik nicht billigt. 
Die Verhandlungen, die im Endeffekt nicht einmal stattfinden, scheitern und so sind die beiden Jediritter gezwungen zusammen mit der Königin des Planeten Naboo, ihrer Gefolgschaft und einem Einheimischen Gungan namens Jar Jar Binks, dem Qui Gon das Leben gerettet hat, zu fliehen. Auf dem Weg von Naboo bis zu dem Planeten der Republik Coruscant wird allerdings ihr Raumschiff beschädigt und sie müssen auf dem Planeten Tatooine landen um dort Ersatzteile aufzutreiben. Dort lernen sie den Jungen Anakin Skywalker kennen.
Da sie nicht genug Geld oder Sachen zum tauschen an Bord haben bietet Anakin Qui-Gon, Jar Jar und Padme, eine der Dienerinnen der Königin, seine Hilfe an. Er würde in einem Pod-Rennen mit seinem eigenem Racer starten und das Preisgeld für sie gewinnen. Nach einem schwierigen Rennen schafft er das auch und so könen die Jedi und ihre Gefolgschaft den Planeten wieder verlassen. Sie nehmen Anakin, der mit seinen speziellen Fähigkeiten und Talenten einen ausgezeichneten Jediritter abgeben könnte, mit, und machen sich auf den Weg Richtung Coruscant.
Und so beginnt eine lange, schwierige, aber auch wunderbare Reise für den jungen Anakin Skywalker, die er sich immer gewünscht hatte und sie sein Leben in völlig neue Bahnen lenken würde.

Terry Brooks wurde in Sterling, Illinois in den USA geboren. Er hat seinen Bachelor in englischer Literatur absolviert und nachdem er den "Herr der Ringe" von J.R.R. Tolkin in seiner Kindheit gelesen hat, hat er sich entschieden Bücher im selben Gerne, also Fantasy, zu schreiben. Er ist der noch lebende Autor mit den zweit meistverkauften Fantasy Büchern der Welt, direkt hinter J.K. Rowling.  

"Die dunkle Bedrohung" war sein zweites Buch, welches auf einem Film basiert. Allerdings wird Leuten, die zuvor den Film geschaut haben direkt auffallen, dass das Gesamtkonzept des Buches dem Film natürlich sehr ähnlich ist, aber es macht doch einiges anders. Schon direkt zu Beginn werden diese Unterschiede deutlich. Das Buch startet nämlich mit Anakin Skywalker und schnell wird klar, dass er der Hauptcharakter dieses Buches ist. Seine Gedankengänge und Empfindungen werden dem Leser deutlich und klar beschrieben, was auch den größten Pluspunkt des Buches gegenüber dem Film darstellt. Man erfährt viel mehr über die Beweggründe und die Gedanken einzelner Charaktere, was sehr interessant ist. Zum Beispiel philosophiert Dark Sidious über die Anfänge der Sith und warum es immer nur zwei Sith gleichzeitig geben kann (die Regel der Zwei. Anm. des Editors).
Außerdem erfährt man viel mehr über Anakin. Direkt im ersten Kapitel werden seine besonderen Fähigkeiten erforscht oder die Beziehung zu seiner Mutter dargestellt. In einer anderen zusätzlichen Szene, die so nie im Film vorkam werden seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr in den Vordergrund gestellt. Beides Eigenschaften, die nur relativ kurz angeschnitten werden im Film.

Die Originalausgabe des Buches erschien 1999 in den USA, zeitgleich mit dem Film. Die Neuauflage von Blanvalet, die in einem sehr edlen Design daherkommt, erschien im November 2015 als Neuauflage im Taschenbuch. Blanvalet hat allerdings nicht nur das Buch zu Episode I neu aufgelegt, sondern auch alle anderen Romane zu den Episoden von II bis VI im einheitlichem Design, so dass man diese alle schön nebeneinander ins Regal stellen kann.


Resümee

Der Roman zu "Die dunkle Bedrohung" von Terry Brooks ist eine wunderbare Ergänzung zum Film. Kann aber auch von Neueinsteigern des Star Wars Franchise perfekt gelesen werden. Es bietet einen hervorragenden Einblick in die Köpfe der Protagonisten und Antagonisten, der einem im Film verwehrt bleibt. Fast alles, was einem am Film eventuell gestört hat (Jar Jar Binks Tollpatschigkeit, Anakin's Charakter) ist im Buch nicht mehr zu finden bzw. wird alles so gut umschrieben und erklärt, dass es einem nicht mehr nervig vorkommt. Dies könnte auch daran liegen, dass der Roman entstanden ist, bevor der Film gedreht wurde, Lucas wesentlich mehr Freiheiten erlaubt hat als bei den späteren  "Roman zum Film" Umsetzungen und Terry Brooks an sich ein besserer Autor ist, als es George Lucas selbst wohl jemals sein wird.



Eine Rezension von Ann-Sophie Gräwe für"Am Meer ist es wärmer".
Durchgesehen und ergänzt von "Aufziehvogel".


Sonntag, 13. Dezember 2015

Einwurf: Der stille Abschied des Club Bertelsmann




In den vergangenen Jahren habe ich des öfteren über den Club Bertelsmann berichtet. Häufig kritisch, rückblickend wohl nicht zu unrecht.

Bereits vor einigen Monaten wurden Bertelsmann und Zeilenreich Filialen geschlossen. Dies ist bereits vielen Filialen von Weltbild passiert und die rund 1 Million Mitglieder des Club Bertelsmann werden es da wohl noch nicht gewusst haben: Der Club Bertelsmann wird zum Ende des Jahres 2015 aufgelöst. Der im Jahr 1950 von Reinhard Mohn gegründete, exklusive Buchklub wird nach über 65 Jahren seine Pforten schließen.

Im Bilde bin ich bereits seit diesem Sommer darüber. Erfahren habe ich es am Telefon, als ich telefonisch eine Bestellung aufgeben wollte, aber trotz gültiger Öffnungszeiten kein Mitarbeiter ans Telefon ging. Als ich dann doch mal durchkam, klärte mich eine redefreudige Mitarbeiterin dann letztendlich auf. Zu Zeiten meiner vergeblichen Anrufe hatten viele Mitarbeiter bereits das sinkende Schiff verlassen, die Bestellannahme und der Kundenservice lagen also so gut wie brach.

Die offizielle Mitteilung habe ich Ende November als Newsletter in meinem E-Mail Postfach vorgefunden. Ohne Drama, ohne Mega Sale, ohne viele Worte wurde in der Mail die Auflösung des Clubs verkündet. Noch jetzt lockt man mit einigen Ramsch-Angeboten (die liegengebliebenen Club-Ausgaben dürften den größten Verlust darstellen, auf dem man sitzen bleibt), die als Weihnachtsangebote beworben werden.

Der Grund für die Auflösung des Clubs? Wenn ich es richtig verstanden habe spielt der Trend seit Jahren bereits gegen den Club. Als Konsequenz haben die Geldgeber (der internationale Konzern Bertelsmann ist bekanntlich ja ein milliardenschweres Unternehmen) dem Club die finanziellen Mittel gestrichen und werden diese (mittlerweile) Nische nicht mehr unterstützen.

Mitglied bin ich seit 2007 und jährlich befand sich der Service im Rückschritt. Konnte man damals noch rund um die Uhr bestellen, gab es später feste Öffnungszeiten. Für Club-Ausgaben (eigentlich der einzige Grund, Mitglied zu sein) wurden stetig uninteressantere Titel gewählt und die hohen Versandkosten für Buchhandelsausgaben dürften ein weiterer Grund gewesen sein, wieso Bücher und Multimedia Freunde zu Handelsketten wie Amazon oder Thalia gewechselt sind. Irgendwie hat man es versäumt, mit der Zeit mitzugehen, ein frisches Konzept zu präsentieren und den antiquierten Club etwas moderner zu gestalten. Aber vermutlich hätte man auch dann nicht gegen die Online-Riesen bestehen können.

Dieser stille Abschied passt irgendwie zum Club Bertelsmann der vergangenen Jahre. Da war halt nichts "Exklusives" mehr. Für die Mitarbeiter des Club Bertelsmann wünsche ich mir jedoch, dass schnell wieder eine neue Tätigkeit finden. Denn unter der Auflösung des Clubs kamen ganz sicher die bald ehemaligen Mitglieder am wenigsten zu Schaden.

Samstag, 28. November 2015

Buen viaje, Norbert Gastell (1929-2015)



Eine Meldung, die schnell ihre Runde gemacht haben dürfte. Norbert Gastell, 1929 geboren in Buenos Aires als Sohn eines deutschen Journalisten, ist im hohen Alter von 86 Jahren in München verstorben.

Obwohl Norbert Gastell vielen Charakteren im laufe seiner Karriere seine Stimme geliehen hat, so ist es natürlich unmöglich, 24 Jahre Homer Simpson auszublenden. Noch bevor ich überhaupt eine komplette Episode der Simpsons gesehen habe, war es die markante Stimme von Norbert Gastell, die sich bei mir eingeprägt hat. Ich bin selbst verhältnismäßig spät zu den Simpsons gekommen (was ungefähr 1998 gewesen sein dürfte) und konnte der Serie vorher nie viel abgewinnen. Aber der bekannte deutsche Privatsender blieb penetrant und man konnte den Simpsons damals nur schwer entkommen. Und so erwischte es auch irgendwann mich und ich konnte mich der Faszination nicht entziehen.

Vielleicht sogar noch mehr als Dan Castellaneta (Homers englischer Sprecher und beinahe 30 Jahre jünger), prägte Norbert Gastell den Charakter und es ist somit auch keine Überraschung, das seine Interpretation auch weit aus unseren Wohnzimmern hinaus von vielen Fans der Serie geschätzt wurde. Was bleibt ist ein tonnenschweres Erbe von fast 3 Dekaden, knapp 600 Folgen und ein Kinofilm.

Was die Simpsons in Deutschland angeht, könnte dies bereits der endgültige Todesstoß gewesen sein. Denn bereits als Anke Engelke die 2006 verstorbene Elisabeth Volkmann (Dialogregisseur und Sprecher Ivar Combrinck verstarb kurze Zeit später) ersetzte, hat sie es mit ihrer deutschen Interpretation der Marge Simpson nie geschafft, dem Charakter einen Stempel aufzudrücken, wie es ihre Vorgängerin getan hat (was auch nur schwer zu erreichen ist, wenn man die ganze Zeit erfolglos versucht, Julie Kavner zu kopieren)

All das ist aber auf einmal so unwichtig. Mir bleibt nämlich nur noch eines zu sagen: Eine Gute Reise, Norbert Gastell, du wirst uns fehlen.

Freitag, 27. November 2015

Einwurf: Der Hobbit - Eine [un]erwartete Enttäuschung?





Vorgestern ist etwas passiert, was selten passiert. Es erscheint der Extended Cut zum finalen Hobbit Film bei den Händlern, ich greife zu, und überlege, ob ich mir das überhaupt noch einmal antun soll. Der Sammler in mir, aber auch der Preis waren letztendlich die entscheidenden Argumente, noch einmal an der Schlacht der Fünf Heere teilzunehmen. Mit einer Laufzeit von 20 Minuten an erweitertem Material stellt der Extended Cut, nach Teil 1 der Trilogie den kürzesten aller Hobbit und Herr der Ringe Extended Cuts dar. Meine Hoffnung bleibt letztendlich, dass die Erweiterungen und Umschnitte dem Film vielleicht noch etwas Charme verleihen, der in der Kinofassung anscheinend komplett verloren gegangen ist. Auf diese Erkenntnis schien wohl auch Peter Jackson bereits selbst gekommen zu sein.

Am 14. Dezember wird die Hobbit-Trilogie ihr dreijähriges Bestehen feiern. Weihnachten ist, spätestens seit der Verfilmung der Ring-Trilogie, Mittelerde Zeit. Und wenn das Kino nichts mehr hergibt, dann greifen die Fans zu den unzähligen DVD und Blu-ray Editionen zurück, die Warner in all den Jahren veröffentlicht hat. Mit der Veröffentlichung der Extended Edition zum dritten Hobbit Film am 26.11 werden viele Fans noch einmal einen langen Aufenthalt in Mittelerde buchen.
Die Hobbit-Trilogie wird bei vielen Zuschauern, jetzt, wo sie komplett und vollständig ist (Extended Cuts), erneut auf dem Prüfstein stehen. Besonders durch "Die Schlacht der Fünf Heere" wird der schwere Stand von Peter Jacksons Prequel-Trilogie vermutlich aber bestehen bleiben.

Ich habe mich immer gefragt, woher all die negativen Stimmen nur herrühren. "Eine unerwartete Reise" ist ein großartiger Fantasy-Film der bestens zu unterhalten wusste. "Smaugs Einöde" ist eine sogar noch gelungenere Fortsetzung. Hier kommt besonders die Extended Edition zur Geltung. Alle Erweiterungen und Umschnitte wurden von Jackson sinnvoll eingesetzt und machen diese Fassung zu einem kompletten Film. "Die Schlacht der Fünf Heere" war dann jedoch auch für mich ein Knackpunkt. Ich habe Tolkiens fantastische Vorlage gelesen. Bis zum Ende habe ich jedes Wort aufgesogen. Und ich dachte mir, wenn Jackson und sein Team den Stoff gut verfilmen, wird Teil 3 der Saga vielleicht sogar der Höhepunkt der Prequel-Trilogie. Leider kam es anders. Nach vielen verhaltenen Kritiken stellte sich bei vielen Kinogängern blanke Enttäuschung und auch Missmut ein. Der Hobbit 3 beinhaltet nur ganz wenig Mittelerde, und noch viel weniger von dem, was das Buch ausmachte. Als epischer Schlachtenfilm sogar extrem kurzweilig, als ultimativer Showdown jedoch nur bedingt brauchbar. Die an sich kritischen Stimmen wurden dadurch noch einmal bestätigt.

Doch die Kritik stellte sich unlängst vor Hobbit 3 ein. Die Gründe dafür zu nennen würde den Rahmen an freien Platz sprengen. Einige davon kann ich jedoch nennen. Die größte Hürde, die Der Hobbit zu nehmen hatte war es, im Schatten der Ring-Trilogie zu stehen. Die Filme konnten jeglichen Vergleich bereits im Vorfeld nur verlieren. Ein wenig hat Jackson sich durch seine Herr der Ringe Referenzen in allen drei Hobbit Filmen aber auch selbst das Schlamassel eingebrockt. Jackson brachte viele Inhalte mit in die Filme, die nie in Tolkiens Romanvorlage vorgekommen sind (was wenig verwunderlich ist, da der Herr der Ringe zu diesem Zeitpunkt noch eine ungeschriebene Idee in Tolkiens Gedankenwelt war). Große Kritik gab es außerdem, als man sich dazu entschieden hat, Legolas, der nie im Buch vorkam, zu einem festen Part der Story zu machen. Ein Angebot soll man auch Viggo Mortensen gemacht haben, die Rolle des Aragorn ein letztes mal zu spielen, der jedoch ablehnte, weil Aragorn ja gar nicht in der Originalvorlage vorkomme.




Jedoch sollte man es nicht zu kontrovers sehen, denn sowohl Legolas als auch die speziell für den Film kreierte Elbin Tauriel (nur um mal 2 der Charaktere zu nennen, von den vielen, die nie im Buch einen Auftritt hatten) mischen sich nicht zu sehr in die Geschichte rund um Bilbo und der Gefolgschaft an Zwergen ein. Ob sie dabei sind oder nicht, macht keinen großen Unterschied für den Ausgang der Geschichte. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich hoch, dass Legolas seinem Vater auch im Buch zur Seite stand, da die Waldelben in der Schlacht eine äußerst wichtige Rolle spielten.

Ein weiterer großer Kritikpunkt ist der Rückschritt in Sachen Effekte. Zu Zeiten von "Der Herr der Ringe" setzte Jackson auf die großartigen handgemachten Effekte von Weta. Diese lassen die drei Filme auch heute noch natürlich und authentisch aussehen. Viele dieser handgemachten Effekte mussten beim Hobbit CGI weichen. Für viele Orks, darunter auch Antagonist Azog, wurden anfänglich handgemachte Kostüme entworfen, im Laufe der Produktion entschied man sich kurzerhand auch dort Motion Capture Technologie anzuwenden und die Kostüme durch Computer generierte Effekte zu ersetzen. Auch das wunderschöne Neuseeland leidet unter dem CGI, denn auch viele Schauplätze sind am Computer entstanden und machten platz für einen Greenscreen während der Dreharbeiten.




Vor einigen Tagen veröffentlichte The Guardian ein ausführliches Interview, wo Peter Jackson noch einmal über die Produktion vom Hobbit resümierte. Dort gab er leicht sarkastisch von sich, das der enge Terminplan es nicht zugelassen habe, sorgsam zu planen und er am Ende überhaupt keinen Überblick mehr hatte, was er überhaupt tat. Der ganze Artikel (bereits zu Beginn des Absatzes verlinkt) ist lesenswert und beschreibt eigentlich nur mal wieder, wie anstrengend die Produktion war. Dies erwähnen Jackson und andere wichtige Beteiligte in den umfangreichen Anhängen, die auf den Extra-Discs der Extended Cuts zu finden sind.

Noch bevor die Filme überhaupt gedreht wurden, war die Vorab-Planung, wie bereits Peter Jackson selbst sagte, eine Katastrophe. Jackson sagte einst, nachdem die Ring-Trilogie vollständig abgedreht und produziert war, würde er sich so ein gigantisches Projekt nie wieder in seinem Leben antun. Aus genau diesen Gründen wollte Jackson auch hauptsächlich als Produzent beim Hobbit dabei sein. Ein langer Rechtsstreit zwischen dem Tolkien Estate, New Line Cinema/Warner und MGM verhinderten jedoch eine erfolgreiche und reibungslose Zusammenarbeit. Jackson plante seinen Wunschkandidaten als Regisseur anzuheuern: Guillermo Del Toro. Del Toro für das Projekt zu gewinnen war jedoch schwierig, da erst überzeugt werden musste und bekanntlich kein großer Ring-Fan sei (was überraschend ist wenn man sich Hellboy 2 anschaut). Nach einem langen hin und her entschied sich Del Toro doch für die Zusammenarbeit mit Jackson. Tolkiens Hobbit gilt bis heute als ein Buch, geschrieben für Kinder. Dementsprechend betraf dies auch die Länge des Buches die sich, je nach Sprache, auf nicht einmal 300 Seiten beschränkt. Eine weitere Trilogie stand völlig außer Frage, allein schon aus dem Grund, weil das Material von Tolkien nicht so umfangreich war, um damit drei Filme füllen zu können. 
Die Planung würde Del Toro komplett übernehmen. Ausgelegt war das Projekt auf einen, vielleicht zwei Filme wo Jackson bei der Fortsetzung vielleicht die Regie von Del Toro übernehmen sollte.
Es sollte allerdings komplett anders kommen. Del Toros Konzept und Umsetzung stand. Ein Großteil des Casts stand ebenfalls. Die Dreherlaubnis gab es allerdings nicht. Dies verhinderte der bereits angemerkte, seit Jahrzehnten andauernde Rechtsstreit der Lizenzinhaber. Aus einer Verzögerung von wenigen tagen wurden am Ende beinahe zwei Jahre. Del Toro wurde ungeduldiger, hatte andere Pläne, wollte seine Zeit nicht länger mit Warten verschwenden. Jackson und die Produzenten konnten Del Toro nicht halten und somit hat man die führende Person des Projekts verloren.

Am Ende hieß es: Jackson, oder niemand. Obwohl sich Peter Jackson geschworen hatte, nie wieder eine Mittelerde Trilogie zu planen und zu drehen, war das Verlangen zu groß, noch einmal nach Mittelerde zurückzukehren. Außerdem floss bereits eine menge Geld in die Produktion. Nun einen neuen Regisseur in die Materie einzuführen kostete nicht nur mehr Zeit, sondern es war auch ein Risiko. "Eine unerwartete Reise", der Auftakt zur Hobbit-Trilogie, wurde größtenteils nach Del Toros Vision gedreht. Das reichhaltige Material was Del Toro hinterlassen hat (im Abspann wird er noch immer erwähnt) war die Grundlage zum Auftakt. Welche Richtung der Film aber eingeschlagen hätte, wenn Del Toro Regie geführt hätte, wird für immer eine unbeantwortete Frage bleiben.

Das Ärgernis endete jedoch nicht durch den Rechtsstreit von Tolkien Estate und den Studios. Während der Dreharbeiten erkrankte Jackson am Magen und die Dreharbeiten kamen erneut nur schwierig voran. Jackson selbst ist mit den Kinofassungen unzufriedener als jemals zuvor. Am meisten soll es dabei den dritten Hobbit Film getroffen haben. Zur Premiere des Filmes und einer bevorstehenden Podiumsdiskussion fragte ein Fan Jackson, ob er auch bei der Filmpremiere am Abend dabei sein werde. Jackson verneinte dies, da er nicht wisse, was das Studio mit dem Film angestellt hat und das Ergebnis lieber ein anderes mal begutachten will.
Laut Jackson und seiner Frau Fran Walsh (zuständig fürs Screenplay und Produktion) hatte das Studio konkrete Wünsche, die umgesetzt werden mussten. Ein großer Fokus auf Action und ein großer Fokus auf die Lovestory zwischen Kili und Tauriel. Jackson war dagegen, hatte aber nicht viele Möglichkeiten, dies zu ändern. Die Kinofassung wurde größtenteils ohne den Segen von Jackson angefertigt. In einem neuen Interview erwähnte er, der Extended Cut würde wesentlich mehr seiner gewünschten Fassung entsprechen.
Einen Seufzer konnte er sich vermutlich nicht verkneifen, denn nicht einmal eine erweiterte Fassung kann gerade biegen, was Teil 3 falsch gemacht hat.

Für einen weiteren Aufreger sorgte nun die Extended Version von "Die Schlacht der Fünf Heere". Relativ überraschend vergab die MPAA ein R-Rating. Von allen 6 Mittelerde-Filmen ist es somit der einzige, dessen erweiterte Langfassung nicht mehr das Gütesiegel eines Familienfilmes besitzt. Dies könnte sich durchaus auch auf die Verkaufszahlen auswirken, da viele große Handelsketten in den USA keine R-Rated oder Unrated Filme führen und konservativ eingestellte Familien die Altersfreigaben der MPAA sehr ernst nehmen.

Christopher Tolkien, der noch lebende Sohn von Mittelerde-Schöpfer John Ronald Reuel Tolkien, äußerte sich bereits nach dem Kinostart von "Eine unerwartete Reise" abschätzig über Peter Jacksons Adaption. Bereits zu "Der Herr der Ringe" gab es stetige Uneinigkeit zwischen den beiden. Nach vielen Debatten hat das Tolkien Estate sich jedoch dazu entschieden, sich aus der Planung der Filme rauszuhalten, sich aber auch gleichzeitig von ihnen zu distanzieren. Da bereits die Hobbit Filme von einem Lizenzproblem betroffen waren (gut zu erkennen daran, wenn Gandalf versucht, in "Eine unerwartete Reise" die weiteren Zauberer aufzuzählen, sich aber nicht richtig an ihre Namen erinnern kann. In Wahrheit besaß man nämlich die Rechte für diese Charaktere nicht und durfte sie somit nicht für den Film benutzen), hat man sich beim Tolkien Estate gleich dazu entschieden, weitere Verfilmungen für eine lange Zeit zu unterbinden. Wer sich also erhofft, bald wieder zu Weihnachten Mittelderde im Kino betrachten zu dürfen (vielleicht eine Verfilmung des Silmarillion), der sollte schon einmal etwas Geduld mitbringen.

Eine lange, unerwartete Reise hat gestern endgültig ihr Ende gefunden. Meine Empfehlung an alle Cineasten und Fans gelungener Fantasy-Unterhaltung: Nehmt die Hobbit-Trilogie so, wie sie ist. Es gibt berechtigte Kritik, aber auch eine viel zu überzogene Kritik. Und obwohl es ein Fakt ist, das "Die Schlacht der Fünf Heere" ein ungewohntes Mittelmaß in Jacksons Verfilmungen darstellt, ist auch dieses schwierige Kind ein Teil dieser Trilogie, was vielleicht in einigen Jahren wesentlich neutraler betrachtet wird als es aktuell noch der Fall ist.

In diesem Falle, genießt die Filme, macht euch ein paar schöne Abende in Mittelerde. Da bleibt mir nur noch zu sagen: "Raise a glass of wine, for the last time".




Dienstag, 17. November 2015

Haruki Murakami wird mit Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis ausgezeichnet



Der Bestsellerautor aus Japan darf sich mit einem weiteren, renommierten internationalen Award schmücken. Bereits im Jahr 2006 erlangte Haruki Murakami mit dem "Franz-Kafka-Literaturpreis" seinen ersten internationalen Award. 2009 folgte der "Jerusalem-Preis", 2011 der "Premi Internacional Catalunya" und erst im vergangenem Jahr der "Welt-Literaturpreis".

Der Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis wird alle zwei Jahre vergeben, daher mag es etwas kurios nun klingen, die Auszeichnung wird erst im Oktober 2016 in der dänischen Stadt Odense vergeben. Dotiert ist der Preis mit 500.000 dänischen Kronen, was umgerechnet ungefähr 67.000 Euro entspricht. Der Preis wird seit 2007 verliehen.

Ein Auszug der Begründung der Jury, warum die Wahl auf Haruki Murakami gefallen ist (in einem Abschnitt vergleicht die Jury zum Beispiel Murakamis phantasievollen Stil mit Hans Christian Andersen Werken):

"Seine Mischung aus klassischer Erzählung, Popkultur, japanischer Tradition, traumartigem Realismus und philosophischen Debatten".

Wie komfortabel sich Haruki Murakami neben vergangenen Preisträgern wie Paulo Coelho, Joane K. Rowling, Isabel Allende und Salman Rushdie fühlen wird, wird der Japaner vermutlich für sich behalten.

Freitag, 13. November 2015

Einwurf: James Bond 007 - Der Mann mit den vielen Gesichtern





Am 05. November kehrte mit Spectre nach dreijähriger Abstinenz der 24. Bond Film (der 25. wenn man es nicht ganz so genau nimmt) zurück in die Kinos. Daniel Craigs Vierter Einsatz als britischer Geheimagent ist auch mir nicht entgangen. Während der Film erstmals seit "Ein Quantum Trost" vom Publikum wieder kritischer/kontroverser beäugt wurde, hatte ich (trotz vieler gültiger Kritikpunkte) eine große Freude an Spectre. Zum einen liegt es daran, dass nun endlich wieder die Wege frei sind, was Namen und Begriffe angeht, die in einem jahrzehntelangen Rechtsstreit unter den Rechteinhabern immer aufgeteilt wurden (eine Geschichte, die bereits zu Lebzeiten Ian Flemings im Gange war und ihm gesundheitlich noch mehr zusetzten). Zum anderen ist es aber auch der Mix, den Spectre bietet. Ein Mix aus Elementen der Craig-Ära, aber auch ein Mix aus Elementen vergangener Bond Filme. Eine zweite, oder gar dritte Sichtung des Films wird aber nötig sein, bis ich ihn fair einschätzen kann.

Spectre spornte mich dazu an, mir über das Bond-Universum, was wesentlich komplexer ist, als es vielleicht manche denken, Gedanken zu machen. Und ich kam nicht umhin, den Protagonist dieses Universums doch noch einmal näher zu betrachten. Zählt man die ikonische Figur mit, die 1an Fleming geschaffen hat und ihn insgesamt auf 14 gefährliche Missionen schickte (die ihm, nicht nur wörtlich den Verstand raubten), wurde der Spion des britischen MI6 nun insgesamt von 7 verschiedenen Personen verkörpert. Doch nur wenige der 6 Schauspieler, die für diese Rolle ausgewählt wurden, konnten es mit Flemings Figur aus den Romanen aufnehmen.

Unter Romantikern heißt es immer, einer der Antagonisten, die Bond bekämpfe, war Ian Fleming selbst. Und Bond war letztendlich siegreich. In der Realität ist diese Umschreibung gar nicht mal unrealistisch. James Bond verkörpert die Laster des Briten Ian Fleming. Stress, Kettenrauchen, Alkohol. Mit Anfang 50 sah Fleming bereits aus wie ein Mann in seinen 60ern. Während Bond, die Figur die Fleming erschuf, unsterblich ist, ging sein Schöpfer daran zugrunde. Noch vor der Fertigstellung von "Der Mann mit dem goldenen Colt", erlag Fleming mit nur 56 Jahren einem seit länger bestehendem Herzleiden, während einer Partie Golf. Mit Ian Fleming ist aber nicht James Bond gestorben, seine Mission war, und ist bis zum heutigen Tage, noch nicht beendet.

Während es in Ian Fleming's Romanvorlage nur einen einzigen Bond gibt (inklusive einer Chronologie seiner Abenteuer), wird der 007 aus den Filmen nicht nur ständig von anderen Schauspielern verkörpert, sie alle verleihen Bond auch ein anderes Gesicht. Bond ist Wandlungs- und Anpassungsfähig. Ob als Frauenheld, Comedian oder todernster Agent, der auf persönlicher Vendetta ist, James Bond ist unsterblich, und er hat viele Gesichter.

In einem Ranking möchte ich die Bond-Inkarnationen auflisten, die mich persönlich sehr beeindruckt (oder eben nicht) haben. Film ab!


7: Roger Moore

Man liebt, oder hasst diesen Bond. Das Erbe von Sean Connery war enorm und Moore's erste Gehversuche, ihn zu kopieren, schlugen in Vorab-Aufnahmen fehl. Ziel der Produzenten Broccoli/Saltzman war es, einen völlig eigenständigen James Bond zu erschaffen. Die Idee, zumindest kommerziell erfolgreich. Ganze 7 mal verliebten sich Mütter und Töchter in den verführerischen Roger Moore. Von Flemings Philosophie, Ideen und natürlich auch Romanen wurde meistens bis auf den Titel nichts übernommen. Während man den Moore-Bonds Unterhaltungspotential nicht absprechen kann, haftet seinen Filmen aber viel zu häufig ein alberner Klamauk an, der mehr an eine Parodie als an ein echtes 007 Abenteuer erinnert. Mit "Moonraker" und "In tödlicher Mission" sind sogar zwei der wohl schwächsten 007-Filme entstanden. Allerdings sind unter Moores Einsätzen einige der prägnantesten Soundtracks entstanden.


6: Pierce Brosnan

Die Brosnan-Ära war geprägt von vielen Kleinigkeiten. Brosnan, der eigentlich Moore beerben sollte und aufgrund vertraglicher Verpflichtungen mit der Serie "Remington Steele", musste Brosnan (der bereits als kommender Bond aufgeregt war wie ein kleiner Junge, der sich auf Weihnachten freut) in letzter Sekunde doch noch passen und wurde kurzerhand von dem großartigen Timothy Dalton ersetzt. Nach eine der längsten Abstinenzen in der langen Geschichte von 007 durfte Pierce Brsonan, der damalige Wunschkandidat, nun endlich ran. "Goldeneye" (benannt nach Flemings Villa in Jamaika) stellte die Produzenten vor einem Rätsel, ob ein James Bond auch nach dem Kalten Krieg noch relevant sein kann. Die Sorgen waren unbegründet, denn Goldeneye war ein voller Erfolg. Optisch ähnelt Brosnan dem klassischen Bond aus Flemings Vorlage. Charakterlich ist er zwischen Dalton und Lazenby einzuordnen. Die größten Probleme, denen sich Brosnan aber stellen musste waren schlechte Scripts (besonders die Filme, die nach dem soliden Goldeneye folgten) und ein besonderer Hang zum Snobismus. Mit seiner arroganten art ist kaum ein anderer Bond so hochnäsig und unnahbar für den Zuschauer. Insgesamt durfte Brosnan 4 mal ran und war sich auch noch sicher, bei "Casino Royale" dabei zu sein.


05: George Lazenby

George Lazenby hatte es nie einfach. Nicht nur war das Publikum immer noch von Sean Connery völlig eingenommen, Lazenby selbst war ein völliger Debütant als Schauspieler. Doch der gebürtige Australier war entschlossen, er wollte diese Rolle. Also führte er Produzenten und Regisseur an der Nase herum, legte ihnen eine falsche Vita vor und war am Ende völlig überrascht, es damit so weit geschafft zu haben. In einem persönlichem Gespräch waren weder Produktion noch Regie begeistert über Lazenbys Märchen, gleichzeitig aber auch amüsiert und begeistert wie er sie vorführte. Lazenby bekam die Rolle und beerbe Sean Connery... nur um einen Film später wieder von ihm abgelöst zu werden. "Im Geheimdienst ihrer Majestät" ist eine der wenigen Romanverfilmungen eines 007 Romans, die sich enger an die Vorlage hält. Da "Im Geheimdienst ihrer Majestät" aus literarischer Betrachtung zur Blofeld-Trilogie gehört, wurden für den Film einige Anpassungen vorgenommen. Wie immer ist die allgemeine Grundstimmung im Film auch wesentlich lockerer als im Buch und mit typischen Bond-Oneliner ausgeschmückt. Lazenby hat sich, besonders als unerfahrener Schauspieler wacker geschlagen und mir wesentlich besser gefallen, als Moore bei sieben Anläufen. Besonders in den emotionalen Szenen konnte Lazenby wirklich punkten und ist Teil von einem der wohl einprägsamsten Momente in der gesamten Historie von 007. Obwohl "Im Geheimdienst ihrer Majestät" kein Flop war, verzichtete Lazenby auf ein weiteres Engagement und kündigte kurz vor der Premiere des Films seinen Abschied an. George Lazenby zog sich daraufhin weitgehend aus der Schauspielerei zurück.


04: Sean Connery

Es kann nur einen geben! Auch wenn Highlander genau so gut passen würde, meine ich natürlich eine andere Rolle von Sean Connery, die, die ihn nicht nur weltberühmt und damals zu einem der best bezahlten Schauspieler machte, sondern ihn gleichzeitig auch ins Verderben führte. Genau wie Ian Fleming selbst, wurde Sean Connery von James Bond verzehrt. Connery, vor der Kamera ein Gentleman und Playboy, kam im privaten Leben nur schwer mit dem Ruhm zurecht, die ihn die Rolle einbrachte. Und am Ende erschaffte sich Connery sogar seinen persönlichen Antagonist, Albert Broccoli (die beiden versöhnten sich erst am Sterbebett von Albert Broccoli wieder). Nichtsdestotrotz prägte Sean Connery diesen Charakter wie kein anderer und machte ihn weltberühmt. Während Connerys erste Auftritte als Bond sich zwar auch teilweise sehr von den Romanvorlagen unterscheiden, sind die Filme unterhaltsam genug, um als Filme per se überzeugen zu können. Der kritisierte "Comic-Bond" trat erst in Connerys späteren Auftritten in Erscheinung. Enttäuschend war jedoch Connerys unrühmlicher Abgang aus dem Franchise. Nachdem er mit der Neuinterpretation zu "Feuerball" "Sag niemals nie" seinen endgültigen Abschied von 007 verkündete, äußerte sich der Schotte im laufe seiner Karriere beinahe nie wieder zu der Rolle, die ihn so bekannt machte. In Interviews blockte Connery häufig ab sobald 007 ein Thema wurde, in Dokumentationen zu 007 taucht er als einziger der noch lebenden Verantwortlichen meistens gar nicht erst auf. Das ändert natürlich nichts daran, dass auch Sean Connery sich mit dieser Rolle unsterblich machte. Auch Connery spielte den Geheimagent 7 mal, aber nur, wenn man "Sag niemals nie" mit einbezieht.


03: Daniel Craig

Anfangs belächelt, nach "Casino Royale" jedoch als britischer Volksheld gefeiert, der 007 wieder auf die große Leinwand brachte, und zwar im ganz großen Stil. Besonders nach Brosnans vielfach kritisierten letzten Filmen war es ein gefährliches Unterfangen, den ebenfalls damals noch relativ unbekannten Daniel Craig diese Rolle anzubieten. Ein blonder Bond? Der ist so ziemlich das absolute Gegenteil von dem, was Ian Fleming sich vermutlich jemals unter James Bond vorgestellt hat. Seine Performance in der längst überfälligen Verfilmung con Casino Royale ließ jedoch alle Kritiker verstummen. Von allen Bond-Inkarnationen wird Craig der Figur aus den Büchern vielleicht sogar am meisten gerecht. Sarkastisch, ernst und manchmal läuft er auch komplett Amok. Das sind viele Eigenschaften, die sich die Fans lange wünschten. Zu Zeiten von Timothy Dalton noch verpönt, rund 20 Jahre später wurde genau dieses Konzept für alle Beteiligten zu einer Goldgrube. Daniel Craig war für ihre Majestät bisher 4 mal im Einsatz, ein weiterer, endgültig letzter Auftrag für Craig scheint bereits in Planung zu sein.


02: Timothy Dalton

Timothy Dalton war seiner Zeit als Bond voraus, heißt es. Mit seiner Interpretation als ernsten, nachdenklichen und skrupellosen Bond, vielleicht sogar noch etwas ernster, nachdenklicher, und skrupelloser als Flemings Bond, fühlten sich die Zuschauer etwas befremdlich. Sie wollten den Playboy aus "Liebesgrüße aus Moskau" oder den Romantiker aus "Leben und sterben lassen" zurück. Stattdessen bekamen sie einen ernsten Zeitgenossen zu sehen, der mehr auf persönlicher Vendetta war anstatt die Welt zu retten. Mittlerweile haben sich die Zeiten und auch die Zielgruppe jedoch geändert und so mancher wünscht sich, Dalton hätte zumindest seinen dritten Film noch drehen können. Mit anderen Worten, nicht wenige wünschen sich Dalton als 007 in Goldeneye. Was Timothy Dalton bewiesen hat, James Bond muss nicht ins Weltall oder mit einem Panzer durch Sankt Petersburg fahren, um überzeugen zu können. Zudem haben seine zwei Auftritte als 007 auch dafür gesorgt, dass er sich nicht weiter abnutzen konnte, wie es sich vielleicht allmählich bei Daniel Craig einstellt. Dafür hat sich Timothy Dalton mit einem regelrechten Knall verabschiedet."Lizenz zum töten", der sich stilistisch an die harten Actionfilme aus den 80ern orientiert, musste selbst in den USA noch ein wenig bearbeitet werden, um das R-Rating zu vermeiden. Aus heutiger Sicht wäre mittlerweile selbst die leicht zensierte PG-13 Kinofassung von "Lizenz zum töten" ein absoluter R-Rating Kandidat. In Deutschland wurde damals sogar noch zusätzlich die Schere angesetzt, um die FSK 18 Freigabe zu vermeiden. Ganz so drastisch muss man den Film nun nicht bewerten, allerdings ist "Lizenz zum töten" auch heute noch schnörkellos in Szene gesetzt. Ein weiterer Bonus: Die grausame Verstümmelung, die Felix Leiter durch einen Hai zugefügt wird, stammt aus Ian Flemings zweiten Bond Roman "Leben und sterben lassen".


01: James Bond

James Bond mag viele Gesichter haben, aber es gibt tatsächlich nur einen echten "James Bond". Und diese Figur wurde von Ian Fleming ins Leben gerufen und ging zum ersten mal 1953 für ihre Majestät auf Mission. Flemings Bond verkörpert all das, was beinahe alle Film-Inkarnationen vermissen lassen. James Bond ist ein Mann, kein Übermensch, ständig im Konflikt mit sich selbst. Er raucht, trinkt und meistens sterben die Frauen um ihn herum, in die er sich verliebt. Durch die ständigen Rückschläge wird Bond nach und nach zu einem Mann, der an seinen eigenen Fähigkeiten zweifelt und letztendlich beinahe an den Machenschaften von SPECTRE zugrunde geht. Weniger Gagdets, weniger Humor und Kitsch sind die Zutaten von Ian Flemings Bond. Fleming machte das "Spy Fiction" Genre weltberühmt. Und trotz vieler Kritik was Flemings Weltsicht angeht (Homophobie, Rassismus, Frauenfeindlichkeit), lesen sich seine Bond-Romane auch heute noch spannend wie vor über 60 Jahren. In diesem Falle gilt: "Nobody does it better".



Freitag, 30. Oktober 2015

Rezension: Mädchen für alles (Charlotte Roche)



(Foto: FAZ)




Deutschland 2015

Mädchen für alles
Autorin: Charlotte Roche
Veröffentlichung: 05. Oktober 2015 bei PIPER
Genre: Schwarze-Komödie



"Lenk dich ab, Chrissi. Ich gucke mal, was es so gibt. Gebe den Suchbegriff  >>Rolex Oyster<< bei eBay ein. Ich kenne mich gar nicht aus, habe aber mal was von Oyster gehört, die sieht aus wie aus Perlmutt, und das finde ich schön. Hätte ich früher nicht zugegeben. Aber jetzt wird mein Herz weich, wegen der besonderen Umstände. Es gibt hier eine mit helllila Schimmer. So was Kitschiges würde ich mir normalerweise nicht erlauben, aber jetzt istz alles anders. Alles ist erlaubt, die letzten Tage. Schön, dass nur ich das weiß, dann kann ich es auch genießen, wenn die anderen das wüssten, würden sie es mir sicher versauen, mich traurig angucken und schrecklich anstrengende Gespräche führen. 2400 Euro. Oopsi! Ich kaufe mir die erste teure Uhr meines Lebens, sonst immer nur so beschissene kleine Flohmarkt-Damenührchen, ich esse auch aus dem gleichen Grund jetzt schon jeden Tag das teure Angussteak vom REWE, wo diese geilen kleinen Päkchen Pfeffermischung mit Salz dabei sind."
(Charlotte Roche, Mädchen für alles, PIPER Verlag)



Ist noch platz für ein drittes Tattoo auf Charlotte Roches rechten Unterarm? Könnte schwierig werden, wenn ich mir mal das Cover ihres neusten Romans "Mädchen für alles ansehe". Zumindest sollte sie etwas Platz dafür einplanen.

Charlotte Roche hatte sich nie konkret dazu geäußert, ob sie nach Schoßgebete einen weiteren Roman verfassen wird. Da ein Deal mit einem großen Verlag aber meistens mit einen Vertrag von mindestens zwei Büchern mit sich bringt, und Miss Roche auch aus rein kommerzieller Sicht gar keinen Grund hat, mit dem Schreiben aufzuhören, war ein dritter Roman durchaus denkbar.
Und genau so kam es dann auch. Beinahe in Ninja-Manier hat der PIPER Verlag Charlotte Roches neuen Roman veröffentlicht. Als ob sie ein Mädchen für alles gehabt hätten, das die Regale in den Buchhandlungen auffüllt (werde die 5 Cent gleich ins Schweinchen für Gags werfen, deren Verfallsdatum abgelaufen ist).

Da ich es genieße, Kundenrezensionen auf Amazon zu lesen, war ich wenig überrascht über die Bewertungen, die dort zu finden sind. Anscheinend hat man sich aber diesmal unter den Kunden auf folgendes geeinigt: "Also im Gegensatz zur restlichen Bevölkerung fand ich die Vorgänger richtig gut, aber mit Mädchen für alles hat Charlotte Roche dafür gesorgt, dass ich nie wieder ein Buch von ihr lesen werde". Ich bin mir sicher, sollte die Autorin einen vierten Roman bringen, wird man das gleiche über diesen schreiben. Und eines sollte ja mittlerweile bekannt sein, es hat grundsätzlich niemand die Bücher von Charlotte Roche gelesen, keiner hat die Filme gesehen, aber dennoch können irgendwie immer alle mitreden.

Doch worum geht es denn in Charlotte Roches drittem Streich? Bei genauerer Betrachtung kann man wohl Feuchtgebiete, Schoßgebete und Mädchen für alles als eine voneinander unabhängige Trilogie sehen. So handhabt man es ja bei Lars von Trier in der Filmwelt, so wird sein Dreierpack "Antichrist", "Melancholia" und "Nymphomaniac" liebevoll die "Depression Trilogy" genannt.
Als Ausgangspunkt kann man erneut Feuchtgebiete nehmen. Sehen wir Feuchtgebiete als das Hauptszenario an, könnten Schoßgebete und Mädchen für alles zwei verschiedene Routen im Leben der jungen Helen Memel darstellen, der Protagonistin aus Feuchtgebiete. Eine Route verläuft zu Schoßgebete, eine alternative Route führt zu Mädchen für alles. Denn, ganz ohne Frage, könnte in beiden Büchern eine erwachsene Helen die Protagonistin sein. Man kann allerdings nicht behaupten, dass auch nur irgendeine dieser beiden Routen besonders vorteilhaft für die arme Helen ausgegangen sind.

Die Geschichte in Mädchen für alles dreht sich um die Hausfrau Christine, die mit ihrem Jörg zumindest finanziell den perfekten Mann geheiratet hat. Als Jörgs kleiner Bruder in ihrem Haus seine Hochzeit feiert, wird Christine wieder einmal bewusst, wie eintönig und langweilig ihr Leben doch ist. Für die Gäste findet sie nur Verachtung und weiß schon gar nicht mehr, ob sie ihre herablassenden Gedanken denkt oder ausspricht. Aber es kümmert eh keinen, denn die Wodka-Melonen sind prall gefüllt und die Gäste sind abgefüllt, inklusive Chrissi selbst, die sich gleich direkt ganze Gläser heimlich mit Wodka zur feier des Tages auffüllt. In einem Gespräch hört Chrissi zu, wie sich Jörg mit einem anderen Gast unterhält, und dem zustimmt, sich bald eine Babysitterin zu suchen. Chrissi ist überrascht über die Pläne ihres Mannes, der Idee aber nicht abgeneigt. Töchterchen Mila soll also eine Babysitterin bekommen, und Chrissi, ohne dass es ihr in diesem Moment bereits bewusst ist, ein Mädchen für alles. Als die schöne Marie ihr Haus zum Vorstellungsgespräch betritt, ist nicht nur Ehemann Jörg von der jungen Medizinstudentin angetan, auch Chrissi wird schnell klar, dass diese Babysitterin ihr Ticket aus ihrem eintönigem Leben sein könnte.

Wer jetzt vielleicht denkt, Charlotte Roche könnte mit ihrem dritten Roman auf anspruchsvolle Weltliteratur umgestiegen sein, die bei Denis Scheck in Druckfrisch als Buch des Monats deklariert wird, der wird wieder einmal enttäuscht werden. Mädchen für alles legt den Fokus, und darüber bin ich sehr dankbar nach Schoßgebete, wieder voll auf Unterhaltung. Im Mittelpunkt stehen dabei wieder die unglaublich amüsanten, aber teilweise auch anstrengenden Selbstgespräche der Protagonistin. Der Humor ist pikant (jedoch längst nicht so pikant wie noch in Feuchtgebiete). Es ist, wie immer, ein spezieller Humor, den viele vermutlich einfach zu plump und intim finden werden.
Aber es ist tatsächlich dieses schnörkellose, lose Mundwerk der Autorin, das diesen sehr expliziten Stil ausmacht. So viel noch einmal zum Thema anspruchsvolle Weltliteratur.
Wie immer geht Charlotte Roche mit den teils surrealen Gedankengängen ihrer Protagonistin aber auch etwas zu weit. Oftmals baut sie wirre Wortkreationen ein, von denen ich noch nie etwas gehört habe und es mir vorkommt, als hätte eine pubertierende Vierzehnjährige in diesem Moment übernommen. War Charlotte Roche in Schoßgebete zu ernst, ist sie in Mädchen für alles schon wieder etwas zu verspielt.

Die ersten rund 100 Seiten deuten tatsächlich darauf hin, dass auch Mädchen für alles nach dem Feuchtgebiete/Schoßgebete Schema ablaufen wird. Allerdings hatte die Autorin diesmal wirklich einen recht perfiden Twist auf Lager, der mich schon relativ überraschte und meinen Gesamteindruck doch noch einmal wesentlich aufgewertet hat.


Resümee

"Mädchen für alles" ist ohne einen großen Knall erschienen. Es gab keinen Skandal vor der Veröffentlichung und auch nicht danach. Es ist beinahe so, als habe die deutsche Leserschaft längst das Thema um die ehemalige, verspielte VIVA Göre, die Autorin spielen wollte, abgehakt. Und trotzdem ist Mädchen für alles dennoch im Gespräch. Wer macht also etwas falsch? Charlotte Roche oder die Leser? Die Wahrheit, die sich hinter Mädchen für alles versteckt, ist kein skandalöses Buch wie es Feuchtgebiete noch war, oder aber ein depressiver Seelen-Strip (wie ihn Roche selber nannte) wie Schoßgebete. Mädchen für alles ist genau das, was es ist: Eine unterhaltsame, sehr schwarze Komödie, die ich, ganz besonders nach Schoßgebete, nicht von Charlotte Roche erwartet hätte. Bis auf wenige Aussetzer, wo die Autorin vermutlich wirklich geistig abwesend war, ist das Buch stilsicher geschrieben, hatte für mich einige Lacher zu bieten und ist extrem kurzweilig. Sollte es je ein Leser schaffen, sich unvoreingenommen an eines ihrer Bücher heranzuwagen, könnte es sogar sein, jener Leser könnte am Ende sogar ein ähnliches Fazit ziehen.

Wer also anspruchsvolle Literatur sucht, ist wie immer bei Charlotte Roche falsch. Wer kurzweilige Unterhaltung lesen will, wird einige Stunden beschäftigt sein. Als Abschluss einer Trilogie eindeutig ein bizarrer Höhepunkt. Damit sollte Roche dann aber auch mal zu einem Ende kommen. Sie schreibt, was man von ihr erwartet, vielleicht ist ihre Leserschaft auch mittlerweile zu abgestumpft nach allem, was sie so aufs Papier gebracht hat. Sollte sie sich noch einmal an einen neuen Roman wagen, hätte ich tatsächlich nicht einmal was dagegen, mal ein gewollt ernstes Buch von ihr zu lesen. In diesem Sinne, Cheers! Muss den Trick mit den Wodka-Melonen unbedingt mal ausprobieren.

Dienstag, 27. Oktober 2015

Rezension: Kopfkissenbuch (Sei Shonagon)

(Foto: Aufziehvogel)






Japan um 1000

Kopfkissenbuch
Autorin: Sei Shōnagon
Originaltitel: Makura-no-Soshi
Veröffentlichung: 12. Oktober 2015 bei Manesse
Neue und ungekürzte Übersetzung: Michael Stein
Genre: Uta Nikki, Klassische Literatur


"Zur kühleren Abendstunde in der allerheißesten Jahreszeit, wenn es so dunkel ist, dass man kaum noch etwas sieht, wirkt der Anblick eines Herrenwagens -  es muss durchaus kein hochherrschaftlicher Wagen mit Vorreitern sein -, in dem ein oder zwei Männer mit hochgerollten hinteren Jalousien einherfahren, erfrischend auch mich. Und wenn dazu noch das Spiel auf einer Biwa oder der Klang einer Querflöte ertönt, bedauere ich es zutiefst, wenn der Wagen vorbei- und weiterfährt. Es ist eine meiner Marotten, dass ich bei solchen Gelegenheiten den Geruch des Zuggeschirrs des Ochsen reizvoll finde, ein strenger Geruch eigentlich, den man eher ungern in Kauf nimmt.
Wenn es ganz dunkel ist und mondlose Finsternis herrscht, gefällt es mir, wenn der Geruch vom Rauch der brennenden Fackeln in den Händen der Vorreiter ins Wageninnere hereinweht."
(Sei Shonagon - Kopfkissenbuch, Manesse Verlag, Übersetzung: Michael Stein)


Vor über 1000 Jahren, wo sich manche Völker noch mit Steinen und Keulen bekriegten, feierte Japan nicht nur einen der ersten Romane überhaupt, sondern auch seinen ersten literarischen Star. Denn noch zu ihren Lebzeiten erfuhr die Hofdame Sei Shonagon, wie populär ihre Niederschriften wurden. Und obwohl es für uns vermutlich unvorstellbar ist, aber sogar an ein ausführliches Nachwort hat die Autorin gedacht. Historiker waren der redefreudigen Hofdame für so reichhaltige Informationen natürlich sehr dankbar. Und dennoch hat Sei Shonagon ein großes Mysterium hinterlassen. Anders als beim Genji Monogatari, welches in seiner Vollständigkeit nicht komplett sicher der Hofdame Murasaki Shikibu zugeordnet werden kann (das Thema ist bis heute unter Historikern und Japanologen sehr kontrovers diskutiert), so kann man sich bei der ehrenwerten Hofdame Sei Shonagon schon ziemlich sicher sein, dass das komplette Werk, ihr Kopfkissenbuch, auch aus ihrer Feder entsprungen ist. Obwohl das Leben der Sei Shonagon und ihrem Hauptwerk so gut datiert ist, fehlen leider, man kann schon sagen, beinahe vollständig Informationen darüber, wo sie ihren Lebensabend verbrachte und wie und wann sie gestorben ist. Es scheint, als hätte sie sich wie ihre Schriftsteller-Kollegin Murasaki Shikibu in Luft aufgelöst. Was die ehemalige Hofdame aber hinterlassen hat, ist ein mehr als beeindruckendes Vermächtnis der Weltliteratur.

Wer beim Kopfkissenbuch eine epische, dramatische Geschichte wie beim Prinzen Genji erwartet, der wird sich wundern. Das Kopfkissenbuch der Sei Shonagon ließt sich nämlich wie ein Tagebuch, welches gefüllt ist mit den alltäglichen Geschehnissen am kaiserlichen Hofe von Kyoto. Genau so wenig darf man aber auch einen steifen, langatmigen Wälzer erwarten. Es ist sogar das komplette Gegenteil der Fall. Die Hofdame Sei Shonagon versteht es nämlich bestens, den Leser zu unterhalten. Mit vielen kleinen Anekdoten aus dem Alltag am Hofe schildert sie eine sehr persönliche Sichtweise über eine Zeit, in die wir uns nur noch schwer hineinversetzen können. Überraschend dabei ist, wie frei, offen und amüsant die Autorin die Geschehnisse schildert. Ob nachdenklich, humorvoll oder auch mal sehr frech, Sei Shonagon hat all ihre Facetten in diesen kleinen Geschichten und Gedichten verewigt.

Eine der wenigen Kontroversen, die über die Jahre im Bezug mit dem Kopfkissenbuch entstanden sind, ist die Frage nach einer chronologischen Reihenfolge der Einträge. Darauf gibt die Autorin nur wenige konkrete Hinweise. In den ersten Einträgen des Kopfkissenbuches wird jedoch klar, dass Autorin den Menschen, die am Hofe dienen, noch neidisch hinterherblickt. Überliefert ist, das die Hofdame Sei Shonagon erst relativ spät in ihrem Leben zu einer echten Hofdame am kaiserlichen Hof wurde. Mit ungefähr 30 Jahren diente sie der schönen wie sanften jungen Kaiserin Sadako, zu der sie schnell ein freundschaftliches Verhältnis aufbaute. Sei Shonagon brauchte nicht lange, um sich am Hofe einzuleben. Dem Leser wird außerdem relativ schnell klar, die Autorin tratscht auch mal gerne und ist des öfteren in Lästerlaune.
Dies gewährt dem Leser einen unglaublich heiteren, aber auch intimen Einblick in eine Welt, die wir uns vermutlich als sehr traditionell, streng und antiquiert vorstellen. Dabei sind die Themen, über die die Autorin schreibt, auch heute noch teilweise erfrischend aktuell. All die kleinen Geschichten sind mit einer Leichtigkeit geschrieben, dass man sich kaum vorstellen kann, man habe es mit einem über 1000 Jahre alten Text zu tun.


"120 Was würdelos aussieht
Ein großes Schiff, das bei Ebbe auf einer Sandbank festsitzt.
Ein großer Baum, der vom Sturm entwurzelt wurde und nun mit dem Wurzelwerk nach oben umgestürzt daliegt.
Ein Mann von niederem Stand, der seine Gefolgsleute anschreit.
Eine Ehefrau, die wegen irgendeiner Belanglosigkeit beleidigt das Haus verlässt, weil sie meint, dass ihr Mann sie verzweifelt suchen werde. Der aber denkt gar nicht daran, sondern nimmt es zu ihrem größten Ärger gelassen, sodass sie schließlich, weil sie nicht immerzu auswärts übernachten kann, von selbst wieder zurückkommt."
(Sei Shonagon - Kopfkissenbuch, Manesse Verlag, Übersetzung: Michael Stein)


Zur vorliegenden Ausgabe

Bereits am 09. Oktober habe ich einen Beitrag verfasst, der sich ausführlich mit der optischen Ansicht der neuen Ausgabe des Kopfkissenbuches befasst: Vorschau - Kopfkissenbuch
In diesem Abschnitt möchte ich mich jedoch diesmal auf den Inhalt konzentrieren. Ich muss aber dennoch einmal anmerken, dass ich nur selten eine für den privaten Gebrauch, bibliophile Ausgabe in den Händen gehalten habe, welche sich so hochwertig anfühlt, wie diese Neuausgabe.

Die große Kritik in den vorherigen Ausgaben des Kopfkissenbuches lag darin, inhaltlich gekürzt zu sein. Selbst die bislang umfangreichste deutsche Übersetzung von Mamoru Watanabe war nicht nur gekürzt, sondern leider auch durch viele andere westliche Handschriften/Übersetzungen des Kopfkissenbuches vom Ton und Verständnis her alles andere als originalgetreu. Man könnte sagen, alle erhältlichen Ausgaben wurden verwestlicht. In der neuen Hardcover-Ausgabe vom Manesse Verlag liefert Michael Stein eine von den japanischen Herausgebern autorisierte, ungekürzte Neuübersetzung ab. In einem ausführlichem Nachwort des Übersetzers, erwähnt Michael Stein wie wichtig es nicht nur war, eine ungekürzte deutschsprachige Ausgabe zu präsentieren, sondern auch eine sprachlich moderne und verständliche Übersetzung abzuliefern, die aber dennoch den Stil von Sei Shonagon beibehält. Die neue Übersetzung ließt sich nicht nur flüssig, es wurden auch zahlreiche interessante Fußnoten zu etlichen Begriffen und Situationen hinzugefügt. Wer sich also durch das Kopfkissenbuch gelesen hat, der sollte auf keinen Fall dort schon das Buch zuklappen, denn was folgt, sind extrem interessante Anhänge, die für mich das Gesamterlebnis einfach abrundeten. Neben dem ausführlichem Kommentar von Übersetzer Michael Stein gibt es zahlreiche Infos zum Leben der Sei Shonagon, einen Glossar und ein Personenregister. Ganz besonders interessiert war ich an dem Abschnitt, in dem die verschiedenen Ausgaben und Handschriften besprochen wurden. Nicht nur äußerlich macht die Neuausgabe was her, auch inhaltlich hat sich diese Ausgabe meine Hochachtung verdient.


Resümee

Man kann mit großer Gewissheit sagen, die beiden Hofdamen Sei Shonagon und Murasaki Shikibu lebten zur gleichen Zeit. Im Tagebuch der Murasaki Shikibu äußert sich die Autorin relativ abschätzig über Sei Shonagon. Genau genommen wirft sie ihr Hochnäsigkeit und Arroganz vor. Zum einen sind die Worte von Murasaki Shikibu nicht ungewöhnlich, da die beiden Damen anscheinend aus rivalisierenden Häusern stammten. Aber auch an sich kann ich mich Murasaki Shikibus Ansicht nicht anschließen.
Es stimmt, Sei Shonagon besaß in ihrem Schreibstil das gewisse Etwas, was sich zuerst ein wenig arrogant liest. Je weiter ich aber im Kopfkissenbuch voran kam, desto mehr lernte ich die freche, manchmal sogar herablassende art zu schätzen. Sei Shonagon war nicht nur eine selbstbewusste Frau, sie war außerdem unglaublich modern, teilte sowohl gleichermaßen an Männern und Frauen aus. Ihren großen Traum, am Hofe zu dienen, hat sie sich erarbeitet und erfüllt. Für die Autorin, so ist es unschwer in den Texten zu erkennen, war dies die schönste Zeit ihres Lebens. Und trotz all der Selbstbewusstheit kam auch häufig ein anderer Charakter der Autorin zum Vorschein: Sie war verträumt, ein wenig naiv was viele ihrer Ansichten anging, und gleichzeitig auch eine einfühlsame Person. Es dürfte wohl kaum charmantere Erzählungen vom Leben am Kaisershof in Kyoto geben, als das Kopfkissenbuch.

Makura no soshi. Der Originaltitel des Kopfkissenbuches. Ein Buch, was selbst die Kleinsten in Japan bereits kennen. In Deutschland dürfte diese Bekanntheit wesentlich zurückhaltender sein. Das dieser Klassiker der Weltliteratur aber nun endlich in seiner ungekürzten Schönheit vorliegt, kann man dem Manesse Verlag wieder einmal hoch anrechnen. Diese Übersetzung war überfällig und wurde von Liebhabern japanischer Literatur seit vielen Jahren gefordert. Diesem Wunsch ist man nachgekommen und hat nicht nur optischen einen Hingucker gelandet, sondern auch inhaltlich eine deutsche Ausgabe abgeliefert, die Sei Shonagons Kopfkissenbuch den gebührenden Respekt zollt.

Und wer wissen möchte, was nun eigentlich ein Kopfkissenbuch eigentlich ist, auch dazu hat die Autorin in ihrem Nachwort noch eine amüsante Anekdote auf Lager.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Top 10: Die schlechtesten Sequels



Obwohl es nicht komplett unverdient wäre, im starken Kontrast zu meinem Roger Moore als Clown-Bond Titelbild, er selbst wird keinen Auftritt in dieser Liste haben.
Stattdessen will ich mich bei meiner neusten Top 10 mit, bis auf wenigen Ausnahmen, auf neuere Sequels (Fortsetzungen) fokussieren.

Doch wie sehen die Regeln aus, um einen dieser wenig begehrten Plätze zu bekommen?
Qualifiziert sind praktisch so ziemlich alle Filmreihen. Kein Heiligtum ist sicher. Ein weiteres Kriterium ist, ich muss die Filme gesehen haben und kann nicht einfach, auch wenn ich gerne würde, Transformers mit in diese Liste aufnehmen (3 Anläufe brauchte ich für Teil 1, nicht einmal habe ich es geschafft, bis zum Abspann zu durchzuhalten). Eine weitere Regel: Nur 1 Film pro Franchise.
Zusätzlich ausgenommen von dieser Liste sind alle Horror-Slasher Reihen wie Texas Chainsaw Massacre, Freitag der 13. oder Halloween, bei denen ich unlängst die Übersicht verloren habe. Auch Saw werde ich keinerlei Beachtung schenken, da ich mich nicht für einen einzigen Film entscheiden könnte (betrachtet alles nach Teil 2 in einer eigenen Liga der schlechten Fortsetzungen).

Bevor ihr euch nun auf meine Top 10 stürzt: Falls ihr nach "Der Pate 3", "Speed 2: Cruise Control" oder aber auch "Book of Shadows: Blair Witch 2" sucht, muss ich euch bereits in diesem Absatz enttäuschen, sie sind nämlich nicht dabei :)



Top 10: Die schlechtesten Sequels



10.
Mad Max III - Jenseits der Donnerkuppel
Australien 1985
Regie: George Miller
Darsteller: Mel Gibson, Tina Turner







Wer Mad Max III noch nicht gesehen haben sollte nach all den Jahren, und sich fragt, was sich hinter der Donnerkuppel befindet, dem kann ich zumindest verraten, was sich nicht dahinter befindet: Ein guter Film und ein würdiger Abschluss einer Trilogie. Zugegeben, Mad Max III hat es von allen Vertretern in dieser Liste noch am wenigsten verdient, dabei zu sein. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist der Film dabei, weil er so selten bei solchen Aufzählungen zu finden ist.
Das größer Problem von Mad Max III ist nicht einmal der Wechsel zum amerikanischen PG-13 Rating und den Einbußen vieler schnörkelloser Härten, wie man sie aus den beiden Vorgängern kennt. Ein viel größeres Problem ist der lahme Plot und die fehlenden Höhepunkte. So ganz werde ich es nicht nachvollziehen können, was sich George Miller da gedacht hat. Weder ein guter Mel Gibson, noch eine sehr gute Tina Turner konnten das Ruder rumreißen. Was am Ende bleibt, ist ein mehr als brauchbarer Titelsong und der Gedanke daran, rund 30 Jahre später hat George Miller seinen Fehler wieder ausgebügelt.


9.
The Hangover Part III
USA 2013
Regie: Todd Philipps
Darsteller: Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis 







Beinahe hätte es Mel Gibson zum zweiten mal in diese Liste geschafft (gut, dass er sein Engagement in Hangover Part III absagte und Filme wie Machete Kills und Expandables 3 nur knapp vorbeigerauscht sind ).
Während ich Part II der Hangover Trilogie noch recht amüsant fand und auch der Meinung war, da gab es noch einige recht gute, niveaulose Gags, so war die Luft bei Part III dann aber komplett raus. Ein Hangover Film ohne Hangover, dafür aber mit umso mehr Alan und Mr. Chow. Die zwei Publikumslieblinge aus den beiden Vorgängern wurden nun endgültig zur den nervenden Ulknudeln, die mit lahmen und völlig überzogenen Gags Hangover Part III zu einer wahren Geduldsprobe machten. Es sind durchaus Bemühungen zu sehen, dass Regisseur Todd Philipps alles zu einem runden Ende verpacken wollte, allerdings steht dem Film dabei das hanebüchene Script und die eigenen Charaktere im Wege. Hangover Part III ist ein überflüssiges Sequel, ein überflüssiger Abschluss einer Trilogie und letztendlich auch ein überflüssiger Film.



8.
Toy Story 3
USA 2010
Regie: Lee Unkrich
Sprecher: Tom Hanks, Tim Allen, Joan Cusack






Toy Story 3 ist bestimmt der Film, den man am wenigsten erwartet, wenn man sich eine Liste zu den schlechtesten Sequels anschaut. Und doch ergatterte sich der Animationsfilm von Pixar Platz 8. Die Gründe hierzu kann ich einfach erklären. Toy Story hatte weder einen zweiten Teil nötig und schon gar keinen dritten. Toy Story hatte 1995 als einer der ersten 3D animierten Zeichentrickfilme Geschichte geschrieben. Die Story war interessant für Jung und Alt (danke, Joss Whedon) und selbst die Technik kann sich auch heute noch sehen lassen. Bereits bei Teil 2 hatte man sich irgendwie verirrt und es war den Machern nicht gelungen, eine originelle Story abzuliefern. Trotzdem kann auch Toy Story 2 noch anständig unterhalten, wenn auch längst nicht mehr so einzigartig charmant wie sein Vorgänger. Toy Story 3 setzt mit der Ideenlosigkeit fort, setzt aber auch noch einmal einen drauf in Sachen erzwungene Dramatik und einem völlig ausgelutschtem "Wir alle werden einmal erwachsen" Plot. In der deutschen Synchronfassung kann man dann auch noch einmal die Keule schwingen, wie man bloß einen so untalentierten Sprecher wie Michael "Bully" Herbig engagieren konnte, der in Toy Story 3 den bereits damals gesundheitlich gezeichneten Peer Augustinski beerbte und die Rolle des Woody übernahm. Toy Story 3 ist in vielen Belangen überflüssig. Mittlerweile wurde für das Jahr 2017 eine weitere Fortsetzung angekündigt. Für Pixar vielleicht die große Gelegenheit, mit dem Ruhm vergangener Tage dieses Franchise abzuschließen und etwas völlig neues zu präsentieren.


7.
Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger
USA 2002
Reige: George Lucas
Darsteller: Ewan McGregor, Hayden Christensen, Natalie Portman






Laut Star Wars Maestro George Lucas sind die Filme Episode I-III seine ultimative Vision von Star Wars. Eine kontroverse Aussage. Wenn man Lucas glaubt, befindet sich in den Filmen alles, was er damals nicht hätte umsetzen können. Das ist ja schon ein ganz schönes Brett, genau wie der Fakt, Episode II ist komplett digital entstanden. Die Darsteller werden also bis auf grüne oder blaue Hintergründe in einem Studio nichts gesehen haben, was nur annähernd einem echten Set gleichkommen würde. So sieht die Vision von George Lucas aus. Das Problem nur, was Ende der 90er mit Episode I noch passabel aussah, sieht 2015 aus wie ein billiges Computerspiel. Episode I-III sind technisch fürchterlich schlecht gealtert. Das gleiche gilt aber auch für den Inhalt, dieser wurde wiederum aber auch schon zu Zeiten der jeweiligen Veröffentlichung der Filme stark kritisiert. Mit oder ohne Nostalgie-Brille zu der Original-Trilogie, Episode II ist noch einmal schlechter und planloser geschrieben als sein Vorgänger. Dazu kommt dann auch noch einmal eine riesige Portion Schmalz, der sich mit einer ekelhaft kitschigen Lovestory vermischt. Das Gesamtergebnis dieser brandgefährlichen Mischung ist für sich gesehen ein lahmer Science-Fiction Film mit einigen Star Wars Elementen. Denn bei all den Widersprüchen, die Lucas selbst in sein eigenes Script eingebaut hat, muss man sich als Filmfan wirklich fragen, ob nicht sogar ein Klon des großen Zampano für diesen Film verantwortlich war.


6.
Scream 3
USA 2000
Regie: Wes Craven
Darsteller: Neve Campbell, David Arquette, Courteney Cox Arquette







Der erst kürzlich verstorbene Horror-Altmeister Wes Craven hat sich mit Scream 2 und Scream 3 keinen großen Gefallen getan. Während Teil 1 das Slasher-Genre noch einmal revolutionierte und einen beeindruckenden Spagat zwischen Horror, Comedy und Hommage hinlegte, waren beide Fortsetzungen nur noch zwei kleine Abziehbilder des Originals. Während Teil 2 noch halbwegs unterhaltsam den Vorgänger kopierte und die Story um Sidney Prescott hätte abschließen können, driftete Teil 3 mit einer nahezu absurden Geschichte und fragwürdigen Darstellern (Patrick Dempsey als inkompetenter Detective vom LAPD mit einbezogen) ab in dem Sumpf der Fortsetzungen, die besser nie realisiert worden wären. Die Opfer im Film sind austauschbar und waren nichts weiter als nötiges Kanonenfutter. Ein Aspekt, über den man hinweg sehen könnte wenn Scream 3 sich nicht auf so unlustige weise selbst veralbern würde. Ein Film, den man getrost überspringen kann und problemlos nach Teil 2 mit Scream 4 fortfahren kann. In Wes Cravens letztem großen Kinofilm besinnte er sich noch einmal auf die Stärken, die das Original ausmachten (auch wenn Scream 1 konkurrenzlos bleibt).


5.
Terminator 3 - Rebellion der Maschinen
USA 2004
Regie: Jonathan Mostow
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Nick Stahl, Claire Danes







Während Terminator - Die Erlösung schon ausführliche Aufmerksamkeit von mir erhalten hat, hätte ich es ungerecht gefunden, Terminator 3 - Rebellion der Maschinen, einfach ungeschoren davonkommen zu lassen. Einen Platz hätten sie beide hier verdient, aber da nur eine schlechte Fortsetzung pro Franchise erlaubt ist, geht der Platz an Terminator 3. Als 2004 die lang ersehnte Fortsetzung erschien, war die Ernüchterung riesig. Wenig überzeugende Darsteller (selbst Arnie konnte nur gering überzeugen und allen voran Claire Dankes in der wohl überflüssigsten weiblichen Hauptrolle, die ich vermutlich je bestaunen durfte), eine schwache Fortführung der Story und völlig überflüssiger Humor (fast schon Slapstick) sorgten dafür, dass die Verantwortlichen für diesen Film sich selbst von diesem Machwerk, was unter der Regie von Jonathan Mostow entstanden ist, distanzieren. Vermutlich wäre selbst unter der Regie von James Cameron kein Film entstanden, der den beiden Vorgängern hätte gefährlich werden können, aber zumindest hätte man vermutlich einen würdevollen Abschluss einer Trilogie erwarten können. Und da soll noch mal jemand sagen, Terminator Genisys hätte nicht viel richtig gemacht.



4.
Battle Royale II: Requiem
Japan 2003
Regie: Kenta Fukasaku, Kinji Fukasaku
Darsteller: Tatsuya Fujiwara, Ai Maeda, Riki Tekeuchi






Battle Royale II: Requiem ist eine Fortsetzung, um die weder jemand gebeten hat, noch die jemals hätten entstehen dürfen. Ohne Frage, Battle Royale von Kinji Fukasaku gehört mitunter zu den vermutlich bedeutendsten Filmen, die nach der Jahrtausendwende entstanden sind. Kinji Kukasaku benutzte für die Verfilmung zwar die Romanvorlage von Koushun Takami, kreierte aber dennoch etwas völlig eigenständiges aus dem Material. Eine Fortsetzung, die es gar nicht gebraucht hätte, plante der gestandene japanische Filmemacher aber dennoch. Allerdings kam alles ein wenig unerwartet, denn noch während der Dreharbeiten zu Battle Royale II verstarb Kinji Fukasaku 2003 an Prostatakrebs und konnte nur eine einzige Szene abdrehen. Die schwere Bürde, den Film zu übernehmen, übernahm sein Sohn Kenta, der bereits das Screenplay zu Teil 1 schrieb.
Wie viel Kinji Fukasaku in Battle Royale II: Requiem steckt, werden wir wohl nicht mehr erfahren. In allem, wofür das grandiose Original stand, will die Fortsetzung einen draufsetzen, scheitert dabei aber in so ziemlich allen Belangen. Stattdessen zieht man die wunderbar abgeschlossene Geschichte des ersten Teils gleich mit ins Verderben, da Battle Royale II eine direkte Fortsetzung ist. Und auch diesen Survival Horror Aspekt, der ein wenig an "Der Herr der Fliegen" erinnert, wurde durch ein sinnloses Splatterfest ersetzt. Darstellerisch gibt es mit dem kleinen Auftritt von Takeshi Kitano nur einen der wenigen Lichtblicke, sein Ersatz, Riki Takeuchi, überschätzte stattdessen seine schauspielerischen Fähigkeiten erheblich. Egal, wie viel man über Battle Royale II: Requiem, noch schreibt, an dieser Fortsetzung kann man nichts schönreden und das einzige, was uns bleibt, ist, dieses Machwerk für immer zu vergessen. Kinji Fukasaku hat sich unlängst ein Denkmal in der japanischen Filmwelt gesetzt und kann auf diese Fortsetzung, die ihm gewidmet ist, getrost verzichten.



3.
Exorzist II: Der Ketzer
USA 1977
Regie: John Boorman
Darsteller: Linda Blair, Louise Fletcher, Richard Burton




Exorzist II: Der Ketzer ist eine weitere Fortsetzung, die genau so wenig wie Battle Royale II je hätten entstehen dürfen. Aber natürlich wollte man mit einem der kontroversesten Horrorfilme seiner Zeit noch ein paar Dollar abkassieren. Entstanden ist nicht eine der schlechtesten Fortsetzungen der Filmgeschichte, sondern eindeutig auch einer der schlechtesten Filme der Filmgeschichte. Bereits das Desaster bei der Produktion ist ein Indiz dafür, bei dem Dreh zu diesem Film lief einfach nichts rund. Entstanden ist ein billiges Filmchen, was verzweifelt versucht, eine Geschichte aufzubauen, die nach dem Vorgänger spielen könnte. Genau wie beim Terminator Franchise wandten sich die Verantwortlichen schnell von sämtlichen Fortsetzungen ab (in diesem Falle William Peter Blatty und William Friedkin, die sich anschließend noch nach der Premiere über diese Fortsetzung öffentlich lustig machten). Geplant war von vornherein ein Low Budget Werk, welches durch die chaotische Produktion sogar noch einmal federn lassen musste. Für Hauptdarstellerin Linda Blair war der Film bereits das Ende ihrer turbulenten Karriere. Kritiker vaporisierten den Film förmlich und die Einzelteile davon landeten in den Kinokassen, in deren Leere sich die Qualität dieser Fortsetzung wiederspiegelte. Zwar bekleckerten sich auch die weiteren Exorzist Fortsetzungen nicht mehr mit Ruhm, keine sollte aber auch nur ansatzweise an dem Niveau von Exorzist II ansiedeln.


2.
Stirb langsam - Ein guter Tag zum sterben
USA 2013
Regie: John Moore
Darsteller: Bruce Willis, Jai Courtney, Sebastian Koch






Die letzten beiden Filme waren Fortsetzungen, die es nicht hätte geben dürfen. Mit Stirb Langsam haben wir es mit einer kompletten Reihe zu tun, die es unlängst nicht mehr geben dürfte.
Bereits John McClanes PG-13 Abenteuer, Stirb langsam 4.0 (oder "Live Free or Die Hard), war ein semi gescheiterter Versuch, das "Die Hard Universum" ins neue Jahrtausend zu befördern. Und dennoch hatte Len "Blaufilter" Wiseman eine art Konzept, so viel konnte man ihm nicht absprechen.
Überraschenderweise war Stirb langsam 4.0 ein Erfolg, an den Kinokassen (trotz PG-13 Rating reichte es nur für Platz 2 beim Box Office, stellte aber doch sämtliche Startrekorde des Franchise ein) und teilweise auch bei den Fans. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Unumstritten dürfte dafür jedoch die Qualität beim fünften Ableger der Reihe handeln. Stirb langsam - Ein guter Tag zum sterben dürfte nämlich der absolute Tiefpunkt dieser einst glorreichen 80er Action sein. Zwar besinnte sich 20th Century Fox dem Film sein R-Rating zurückzugeben, dies hält den Film aber nicht davon ab, eine absolute Gurke zu sein. Angefangen beim tristen, langweiligen Schauplatz rund um das graue Moskau, bis hin zur Inszenierung. Aber was soll man auch von einem Regisseur erwarten, auf dessen Konto das furchtbare Omen Remake und die nicht minder genau so schlechte Max Payne Verfilmung geht? Wer immer dafür verantwortlich war, einen so unbegabten Filmemacher wie John Moore zu engagieren, muss entweder heimlich im Sinn gehabt haben, das Franchise zu sabotieren oder aber war völlig betrunken. Vielleicht auch beides. Das Endergebnis ist der bereits angedeutete Gurkensalat.
Ach ja, diese McClanes, reiten sich in jedem Film in Schwierigkeiten. Welches verlorene Familienmitglied wird Bruce Willis ikonischer Charakter im nächsten Film wiederfinden? Seinen lange tot geglaubten Bruder, der sich als Ex-Stasi entpuppt und in Deutschland die DDR wieder aufleben lassen will? Das wäre bestimmt ein Job für Paul Anderson.



 1.
The Ring 2 Two
USA 2005
Regie: Hideo Nakata
Darsteller: Naomi Watts, Simon Baker, David Dorfman





Mit The Ring fing alles an. Eine neue art von Horrorfilm. Was in Japan praktisch schon ein alter Hut war, wurde im Westen gerade erst neu entdeckt. Verantwortlich für das erste Remake eines populären japanischen Horrorfilms (unzählige sollten folgen bis das Genre irgendwann so trocken und staubig war wie die Wüste Gobi) war Gore Verbinski. Gelungen ist ihm zusammen mit Dreamworks ein kühler, düsterer Mystery-Horrorfilm, wie man ihn seit Jahren nicht mehr im Kino zu sehen bekam. Dabei kopierte Verbinski das Original aus Japan beinahe 1:1 (die Romanvorlage zum japanischen Film lieferte Koji Suzuki). Die Philosophie (und auch das Budget) war jedoch eine andere und beide Werke können überraschend gut nebeneinander koexistieren. So schnell wie die neuen Horrorfilme um unheimliche kleine Mädchen mit langen dunklen Haaren populär wurden, so schnell gerieten sie eigentlich auch wieder in Vergessenheit.
Aber sicherlich war 2005 noch nicht die Zeit dafür.

Rund 3 Jahre nach dem US-Remake wollte es Dreamworks noch einmal wissen. Da Gore Verbinski alle Hände voll mit "Fluch der Karibik" hatte, war dieser nicht mehr für eine Ring-Fortsetzung verfügbar. Also ließ man einfach den Mann aus Japan einfliegen, der das Original gedreht hat. Eine passendere Besetzung für den Stuhl des Regisseurs kann es da wohl kaum geben. Hideo Nakata hatte sich nicht nur mit Ring einen Namen gemacht. Mit Ring 2 hatte er in Japan auch eine überraschend solide Fortsetzung zustande gebracht und mit Dark Water, einer weiteren Adaption einer Geschichte des japanischen Bestsellerautors Koji Suzuki, seinen nächsten Hit landete (bitte nicht verwechseln mit dem gleichnamigen, mäßigen, amerikanischen Remake zu Dark Water aus dem Jahr 2005).
Und letztendlich landete Hideo Nakata, bei seinem US-Debüt, mit The Ring Two eine Fortsetzung zu einem gelungenem Remake, welche sich nicht einmal vor "Exorzist II: Der Ketzer" verstecken muss.
Belanglos, nichtssagend und ohne Spannung agieren die Darsteller unter Hideo Nakatas eintöniger Regie und Ehren Krugers ideenloser Geschichte. Ja, und dann ist da auch noch dieser verdammte Junge. Dieser verdammte, altkluge Junge der nun noch eine viel größere Rolle hat als bereits im Vorgänger.
Woran sich die Leute später erinnern werden, wenn sie den Titel "The Ring Two" vernehmen werden, ist, Simon Bakers schiefe Fratze nachdem er vermutlich das Drehbuch las, eine Szene mit der Benutzung von unglaublich schlechtem CGI und dem verdammt guten Kurzfilm "Rings" von Jonathan Liebesman, der von Dreamworks einzig und alleine dafür in Auftrag gegeben wurde, The Ring Two zu promoten.

Es sollte sich herausstellen, Hideo Nakata bekam nach The Ring Two kaum noch ein nennenswertes Projekt zustande (weder im Westen, noch in seiner Heimat). The Ring Two ist auch ein weiterer Beweis dafür, wie gefährlich mal wieder eine direkte Fortsetzung werden kann. Man muss sich nur diese Liste anschauen, und bemerkt alleine an Filmen wie Battle Royale II oder aber auch Exorzist II, direkte Fortsetzungen zu eigentlich abgeschlossenen Handlungen haben es nie einfach.
Das man aber ein so sicheres Ding wie The Ring II aber dennoch so dermaßen in den Sand setzen kann, dazu gehört auch ein gewisses Können.