Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Freitag, 23. Mai 2014

Top 10: Die schönsten Filme des Studio Ghibli



Bei Zeichentrickfilmen und Anime verhält sich das ungefähr so: Entweder man wächst mit ihnen auf, oder hat kein Interesse an der animierten Filmkunst. Wenn man Zeichentrickfilme schon im Kindesalter nicht mochte, wird man vermutlich auch im laufe seines Lebens dieses Genre nicht mehr verfolgen. Ich bin mit Zeichentrickfilmen und japanischen Anime aufgewachsen, und auch über 20 Jahre nach meinem ersten Zeichentrickfilm (Bei Gott ich weiß gewiss nicht mehr welcher das gewesen sein könnte), bin ich immer noch ein so großer Fan wie im Kindesalter. Allerdings weiß ich nicht ob es am Alter liegt, oder aber an der Massenproduktion von 3D-animierten Spielfilmen. Ausgezeichnet mit 2 Oscars in diesem Jahr und mit Lob gepreist, habe ich auch noch nicht den 53. Spielfilm aus dem Original Disney Canon (zu dieser Liste zählen u.a. nicht die Filme, die von Pixar stammen), Frozen, gesehen. Ich stehe mit den Filmen ein wenig auf Kriegsfuß, und seit Disney beinahe alle Arbeiten an Pixar weitergereicht hat, ist der klassische Zeichentrickfilm kaum noch gefragt. Selbstverständlich gab es mit Toy Story (lediglich Teil 1) und Findet Nemo auch sensationelle Ausnahmen. Doch auch aus Japan gibt es mit Appleseed und Final Fantasy VII: Advent Children angenehme Ausnahmen im 3D-Animation Segment, die mir viel Spaß bereitet haben.

In den Dreißigern war es Walt Disney, der sich seinen Traum erfüllte, und einen Zeichentrickfilm auf die große Leinwand brachte. Seinerzeit war das Schneewittchen. Die große Disney-Ära war der Beweis dafür, dass Zeichentrickfilme nicht bloß kleine Segmente im Kinderprogramm waren, sondern Zeug zu einem großen Kassenschlager hatten. Während sich Disney mittlerweile weit von seinen Wurzeln entfernt hat (zumindest seine Hinterlassenschaft), und eher mit der Zeit geht und sich ihr anpasst, gibt es im fernen Japan noch ein Studio, welchen den Regeln großer Animationskunst noch folgt. Das Studio Ghibli. Gegründet 1985 von Hayao Miyazaki, Isao Takahata, Toshio Suzuki und Yasuyoshi Tokuma, gehört es mittlerweile zu Japans wichtigsten Kulturgütern was ihre Moderne Popkultur betrifft.

Auch wenn Disney mittlerweile die Internationalen Rechte zum Vertrieb der Filme des Studio Ghiblis gehören (Ausnahme ist der asiatische Raum, darunter auch Japan), so agiert das Studio bis Heute weiterhin völlig unabhängig vom amerikanischen Dino. Und auch in so vielen anderen Punkten unterscheiden sich die Philosophien der beiden Studios voneinander. Ein Ghibli Film scheut nicht vor ernsteren Thematiken. So oft wachsen die Protagonisten in den Filmen bei nur einem Elternteil auf. Oft spielt irgendein Krieg eine nicht unbedeutende Nebenrolle in Ghibli Filmen. Und auch der rote Lebenssaft ist nicht selten in einem echten Ghibli vertreten.

Wenn man den Namen Ghibli hört, so denkt man automatisch an Visionär Hayao Miyazaki und Komponist Joe Hisaishi. Und das nicht zu unrecht. Die beiden waren für ihr gemeinsames Schaffen insgesamt 3 mal für einen Oscar nominiert, von denen sie einmal die begehrte Trophäe abräumen konnten (dazu später im Countdown mehr). Miyazaki ist, unbestritten, der Vater des Erfolges. Ohne seine grenzenlose Fantasie wäre dieses gigantische Werk bis Heute nicht möglich gewesen. Doch der große Meister hat mit dem Film Kaze Tachinu seinen Abschied bekanntgegeben. Das bedeutet natürlich nicht das Ende des Studio Ghibli. Sohnemann Goro Miyazaki etabliert sich immer mehr, und daneben gab es auch noch andere Regisseure, die Maßgeblich am Erfolg des Studios beteiligt waren. Und da kommt man nicht umhin, den Name Isao Takahata zu nennen. Dieser erschuf mit Die letzten Glühwürmchen wohl einen der traurigsten Filme der Filmgeschichte.

Ob Hayao Miyazaki sich wirklich komplett als Regisseur zurückziehen wird, bleibt abzuwarten. Schon einmal gab der große Meister vor einigen Jahren seinen Abschied bekannt.

Nun nähert sich meine Einführung (Überlänge) dem Ende, und die Top 10 nähert sich dafür unweigerlich. Eine Top 10 für Ghibli Filme zu erstellen ist eigentlich Blasphemie, denn sehenswert sind sie alle.
Wie auch schon bei meiner ersten Top 10 setzt sich meine Liste aus persönlichem Geschmack, als aber auch Qualität und eine gewisse Massentauglichkeit zusammen. Vermutlich wird jeder Ghibli-Fan meine Aufzählung sogar als äußerst kontrovers betrachten. Sei es drum, Geschmäcker variieren sowieso wie der Geschmack der Produkte in unterschiedlichen McDonalds Restaurants.


Informationen zu meiner Auflistung:

Der Studio Ghibli Spielfilm-Canon besteht derzeit aus 19 Filmen. Nicht dazu zählt also der TV-Film "Umi ga kikoeru" (dt. Das Flüstern des Meeres). Doch was machen wir mit "Nausicaä"? Offiziell gehört der Film nicht zum Ghibli-Canon, da dieser kurz vor der Gründung des Studios entstanden ist . Allerdings zählen Fans den Film nicht nur zum festen Bestandteil des Canons, auch das Studio selbst vermarktet den Film auf DVD und Blu-ray unter der offiziellen Studio Ghibli Collection. Ich werde den Film daher in meine Aufzählung mit einbeziehen.

Neben "Umi ga kikoeru" wird in diese Liste auch nicht Ghibli Nr. 18, "Kaze Tachinu" (engl. The Wind Rises, Oscar Nominierung Nummer 3) von Hayao Miyazaki und Ghibli Nr. 19, "Kaguya-hime no Monogatari" (engl. The Tale of Princess Kaguya) von Isao Takahata mit gelangen. Einfach aus dem Grund weil sie so neu sind, dass ich sie 1. noch nicht gesehen habe und 2. sie noch nicht einmal einen deutschen Titel besitzen.



Top 10
Die schönsten Ghibli Filme



10.
Mein Nachbar Totoro (Tonari no Totoro) 1988
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi




Es mag vielleicht verwunderlich wirken. Ausgerechnet Totoro, Kultfigur und Maskottchen des Animationsstudios auf Platz 10! Das ist ja schon wieder Blasphemie! Aber ganz ruhig. Der plüschige Riese gehört immerhin zu meinen 10 Lieblings Ghiblis.
Allerdings, Logik voraus, es gab 9 andere Filme, die mir besser gefallen haben.

Mein Nachbar Totoro ist mitunter einer der familienfreundlichsten Ghibli Filme. Er erschien im gleichen Jahr wie Die letzten Glühwürmchen. Das war an sich eine sehr kontroverse Veröffentlichung, da die Stimmung beider Filme kaum unterschiedlicher sein könnte.
Mein Nachbar Totoro ist eine wunderschöne Geschichte über Zusammenhalt und der schier unbegrenzten Fantasie von Kindern. Hayao Miyazaki vermischt Realität und Fantasie und lässt alles miteinander verschmelzen. Es ist lediglich der Titelheld der Geschichte, dem Miyazaki vielleicht etwas zu wenig Einsatzzeit schenkte.



9.
Der Mohnblumenberg (Kokuriko-zaka Kara) 2011
Regie: Goro Miyazaki
Soundtrack: Satoshi Takebe




In die Fußstapfen des Alten Herrn zu treten ist nie leicht. Goro Miyazakis Debüt, Die Chroniken von Erdsee, wurde von vielen Ghibli-Anhängern als schlechtester Spielfilm des Studios betitelt. Selbst die Autorin der Vorlage, Ursula K. Le Guin, war nicht so ganz begeistert vom Werk des jungen Miyazaki. Ich finde die scharfe Kritik bis Heute übertrieben. Die Chroniken von Erdsee werden sich vermutlich nie in einer Top 10 eines jeden Ghibli Fans wiederfinden, aber dennoch ist das Werk mehr als unterhaltsam und einer der wenigen Ghibli Filme, den man nicht unbedingt jüngeren Zuschauern zeigen sollte.

Der Mohnblumenberg ist da aber ganz anders. Goro Miyazaki rudert bei seinem zweiten Spielfilm ein wenig zurück und rekonstruiert auf eine recht melancholische art ein Yokohama der Sechziger Jahre. Mit wunderschönen Bildern und einem gelungenem Soundtrack hat Goro Miyazaki ein unglaublich sehenswertes Drama erschaffen. Der Mohnblumenberg ist daher auch meine ganz persönliche Überraschung in dieser Top 10. Ich bin auch an sich ein Fan jener Ghibli Filme, die Abseits jeglicher phantastischen Elemente spielen. Goro Miyazaki hat bewiesen, dass er sehr wohl das Zeug dazu hat, die Regie zu einem großen Ghibli Film zu führen.


8.
Das wandelnde Schloss (Hauro no Ugoku Shiro) 2004
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi




Hayao Miyazakis zweite Nominierung für einen Oscar nach Chihiros Reise ins Zauberland.
Basierend auf Diana Wynne Jones Roman, unterscheiden sich die Inhalte beider Werke dennoch deutlich voneinander. Das wandelnde Schloss profitiert halt von Hayao Miyazakis unverwechselbarer Magie.
Eine Geschichte die sich um Menschen dreht, die gegen ihren Willen ihre Jugend verlieren und Menschen, die nicht altern, geschweige überhaupt erwachsen werden wollen. Das wandelnde Schloss enthält viele versteckte Botschaften und lädt zu genau so vielen Interpretationen ein. Kombiniert mit magischen Bildern, steckt in diesem Film mehr Komplexität drin, als man nach dem ersten Anschauen vielleicht vermutet.


7.
Porco Rosso (Kurenai no Buta) 1992
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi



Die eigenwillige Geschichte über einen ehemaligen Kampfpilot, der sich in ein Schwein verwandelt, hat mich extrem begeistert. Porco Rosso verbindet die Welt von Studio Ghibli mit Hayao Miyazakis großer Leidenschaft: Flugzeugen. Angesiedelt nach dem ersten Weltkrieg, wird die Geschichte des begnadeten Fliegers Marco Pagot erzählt. Die Erklärung warum sich Marco Pagot letztendlich in ein Schwein verwandelt hat bleibt einmal mehr dem Zuschauer überlassen. Auch Porco Rosso greift in schönen Bildern einmal mehr Ghibli typische Motive wie das Erwachsen werden und das Erfüllen seiner ganz persönlichen Träume auf. Aufgrund der eher unspektakulären Trailer könnte man meinen, es gehe alles recht konservativ in diesem Film zu, doch dieser Eindruck trübt. Porco Rosso gehört in jede Ghibli-Aufzählung, da führt eigentlich kein Weg dran vorbei.


6.
Das Schloss im Himmel (Tenkū no Shiro Rapyuta) 1986
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi





Das Schloss im Himmel war der eigentliche Startschuss für das Studio Ghibli. Es war der erste Film, der unter Studio Ghibli Logo produziert wurde. Mit einer Laufzeit von über 120 Minuten ist es auch einer der längsten Filme des Studios.

Das Schloss im Himmel ist eine klassische Abenteuergeschichte über eine untergegangene Zivilisation. Alles, was Hayao Miyazakis Kunst ausmacht, ist bereits in diesem Frühwerk zu finden. Kombiniert mit Joe Hisaishis brillantem Soundtrack wird Das Schloss im Himmel zu einem Freudentanz für die Sinne. Es war wahrlich nicht leicht, diesen Film zu platzieren. Aber bei der kommenden Top 5 war die Hauseigene Konkurrenz einfach noch ein wenig stärker.



5.
Ponyo - Das große Abenteuer am Meer (Gake no Ue no Ponyo) 2008
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi




Vermutlich wird Ponyo nicht bei jedem Ghibli-Fan so hoch bei seinen liebsten Filmen im Kurs stehen.
Doch seit meiner ersten Sichtung gehört für mich Ponyo, ganz besonders durch seinen eigenwilligen Zeichenstil, zu den charmantesten Filmen von Hayao Miyazaki. Charmant war Totoro bereits, aber Ponyo besitzt noch eine gewisse Prise, die dem Fellknäuel fehlte.
Sobald man Ponyo in de Player legt, kann man sich zurücklehnen und sich von Hayao Miyazakis Kunst einnehmen lassen.


4.
Nausicaä aus dem Tal der Winde (Kaze no Tani no Naushika) 1984
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi




Man kann darüber streiten, ob Nausicaä zum offiziellen Ghibli-Canon gehört. Geschaffen 1 Jahr bevor das Studio offiziell gegründet wurde, gehört der Film jedoch schon seit vielen Jahren zur Ghibli-Familie. Basierend auf Hayao Miyazakis Manga, musste er erst einmal eine Grundlage erschaffen, um einen kompletten Spielfilm bei den Geldgebern zu rechtfertigen. Die Vorlage war erfolgreich genug, und der Startschuss einer große Karriere wurde abgefeuert.

Nach Nausicaä griff Miyazaki solch ein postapokalyptisches Szenario nie wieder auf. Und dennoch bietet die Welt von Nausicaä eine menge Potential für einen weiteren Spielfilm. Nicht wenige wünschen sich, dass diese Fortsetzung von Hideako Anno, Schöpfer der Evangelion Saga, dabei Regie führen wird. Miyazaki und Anno (der auch den Protagonisten in Miyazakis letztem Film Kaze Tachinu spricht) verbindet eine langjährige Freundschaft. Der damals noch junge Hideaki Anno begann bei dem Nausicaä Projekt als Character-Designer seine Karriere. Erschaffen hat er das gewaltige Monstrum gegen Ende des Filmes. Anno ist also bestens mit der Materie vertraut. Allerdings dürfte der noch genug Arbeit mit dem finalen Rebuild of Evangelion Film haben.

Nausicaä ist auch fast 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung kaum sichtbar gealtert. Ein Zeitloser Anime.



Top 3 


3.
Prinzessin Mononoke (Mononoke-hime) 1997
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi




Mit Prinzessin Mononoke gelang dem Studio Ghibli endgültig der Durchbruch im Westen. Besonders in Europa machte der Film auf sich aufmerksam. Und all der Lob kommt natürlich nicht von Irgendwoher. Prinzessin Mononoke dürfte nicht nur einer der actionreichsten Ghibli Filme sein, er ist auch gleichzeitig einer der härtesten Filme des Studios. Es war Toshio Suzuki gewesen, der seinem Freund Hayao Miyazaki nahelegte, solange er noch kann, solle er sich doch mal an einen Film wagen, der die Action mehr betont und eine furiose Handlung bietet. Miyazaki selbst war  erst skeptisch, doch das Endergebnis ist doch ganz ansehnlich, oder?

Joe Hisaishi rundet das Spektakel mit einem epischen Soundtrack ab. Auch Prinzessin Mononoke ist aus seine art ein einzigartiger Film aus dem Hause Ghibli. Hayao Miyazaki hat es krachen lassen und machte Prinzessin Mononoke wohl zum bildgewaltigsten Film des Studios.



2.
Die letzten Glühwürmchen (Hotaru no haka) 1988
Regie: Isao Takahata
Soundtrack: Michio Mamiya





Pessimistisch, düster, deprimierend, unendlich traurig und doch wunderschön. Die letzten Glühwürmchen war der erste, und gleichzeitig letzte Film seiner art aus dem Hause Ghibli. Angesiedelt in den finalen Zügen des Zweiten Weltkriegs, kämpft ein Geschwisterpaar um seine Existenz. Isao Takahatas großes Meisterwerk stiehlt, wenn auch ungewollt, vielen Miyazaki Filmen in Sachen Dramatik und Storytelling die Show. Dabei war es Hayao Miyazaki selbst gewesen, der Takahata zu der Entscheidung, die Kurzgeschichte zu adaptieren, ermutigte. Der zweite Spielfilm des Studio Ghiblis (kam kurz vor Totoro in die japanischen Kinos) ist nicht gerade ein Film, den man gemütlich an einem Familienabend schauen sollte. Und es ist gewiss auch kein Film, den man zu oft schauen sollte. Zum einen muss man aufpassen, dass dieser Film einem nicht aufs eigene Gemüt schlägt, zum anderen muss man sich diese ganz spezielle Magie dieses Filmes bewahren.

Die letzten Glühwürmchen (bereits als Live-Action Verfilmung in Japan umgesetzt) hatte es aufgrund seiner Thematik damals schwer zum Kinostart in Japan. Takahata erwähnte in einem Interview, die Leute, die vorher Totoro im Kino sahen, waren schockiert über das, was sie anschließend in seinem Film zu sehen bekamen. Über 25 Jahre später ist man sich jedoch einig: Die letzten Glühwürmchen zählen zu den ganz großen Meisterwerken der Zeichenkunst.

Der deutsche Titel "Die letzten Glühwürmchen" ist übrigens nicht ganz so passend gewählt. In diesem Film geht es nämlich nicht um die letzten Glühwürmchen, davon ist auch nie die Rede. Der englische Titel, "Grave of the Fireflies" passt dafür umso besser, denn dieses Grab ist eines der Schlüsselelemente des Films.

Der deutsche Titel ändert natürlich nichts an der Qualität des Films. Die letzten Glühwürmchen ist ein Pflichtprogramm, selbst für Menschen, die mit Anime sonst nichts anfangen können.


1.
Chihiros Reise ins Zauberland (Sen to Chihiro no Kamikakushi) 2001
Regie: Hayao Miyazaki
Soundtrack: Joe Hisaishi



Trailer Soundtrack: Song am Ende basiert nicht auf dem Original Score und wird wohl von Buena Bista hinzugefügt worden sein.

Wo wir schon bei eher unpassenden Titeln sind, dieser war es, der mich Jahrelang vom Studio Ghibli fernhielt. Ich kannte damals den englischen Titel "Spirited Away" noch nicht, der dem japanischen Originaltitel sehr nahe kommt. Bis dato dachte ich aber, Chihiros Reise ins Zauberland sei eine japanische Variante von Bibi Blocksberg und hatte auch nicht weiter über den Film recherchiert. Nun müsste eigentlich eine emotionale Story folgen, wie ich dann doch noch zur Kunst Hayao Miyazaki gefunden habe. Die Wahrheit ist aber, ich weiß es gar nicht mehr.

Zur damaligen Zeit (es war glaube ich 2007) hatte ich schon lange keinen Zeichentrick/Anime mehr gesehen, der wirklich etwas in meiner Seele berührt hat. Alles änderte sich, als ich dann doch noch Chihiros Reise ins Zauberland gesehen habe. Hayao Miyazakis Oscar prämierter Film ist ein Feuerwerk an Effekten verpackt in einer bezaubernden Geschichte. Der film veränderte meine Sicht auf Modernen Zeichentrick und entfachte meine Liebe neu. Chihiro hat auch in den kommenden Jahren das Zeug dazu, ein zeitloser Klassiker zu werden. Aber bei einem Alter von gerade mal 13 Jahrem ist dies noch ein langer Weg.

Chihiros Reise ins Zauberland wird für immer bei mir in meiner persönlichen Ghibli-Bestenliste diesen ganz besonderes Platz einnehmen. Daran wird sich auch wohl nichts mehr ändern, sollte Hayao Miyazaki es nicht doch noch einmal schaffen, sich selbst zu übertrumpfen. Ein Meisterwerk.


Alle hier aufgezählten Filme sind auf DVD und Blu-ray in deutscher und japanischer Sprache bei Universum Anime erhältlich. Die Ausnahme bilden Die letzten Glühwürmchen. Dieser Film ist in gleicher Ausführung bei Kaze Deutschland erhältlich.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Asahi Shimbun: Auf den Spuren von Haruki Murakami




In einer umfangreichen Interview und Videoreihe hat die Asahi Shimbun sich auf die Spuren von Japans Besteller-Autor Haruki Murakami begeben. Das klingt alles ein wenig nach I'm not there, der Film über Bob Dylan, ohne Bob Dylan. Während Amerikas großer Folk-Zampano sich aber oft in der Öffentlichkeit hat sehen lassen, ist dies bei dem eher scheuen Haruki Murakami nicht ganz so einfach.
Also macht man sich auf den Weg, und forscht nach, wo der Autor sich so in seiner Jugend herumgetrieben hat.

Die Specials, darunter Drawer of Memories, werden auch weiterhin noch fortgesetzt. Für Fans des Autors ist die Reise in die Murakami-typischen Bars und zu den Schauplätzen von beispielsweise 1Q84 (etc.) mehr als einen Blick wert. Einzige Voraussetzung: Englisch sollte man schon verstehen.

Links:




Dienstag, 13. Mai 2014

Sohyun Jung: Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen (Rezension)


Foto: Mairisch Presse


Foto: Mairisch Presse



Deutschland/Südkorea 2014

Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen
Text und Zeichnungen: Sohyun Jung
Erscheinungsjahr: 2014, Mairisch
Genre: Graphic-Novel


"Iiirgh!
Was ist das? Der Geschmack der einzelnen Zutaten wird ja komplett vom Salz aufgefressen!
Braucht man wirklich so viel Butter und Salz, um so groß zu wachsen wie die Deutschen?"
(Sohyun Jung, Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen, Mairisch Verlag)


Während der HSV in der Relegation der Fußballbundesliga nachsitzen muss, waren die Hamburger Jungs und Mädels vom Mairisch Verlag wesentlich fleißiger. Der Indie-Verlag aus dem Norden hat so manches schriftstellerische Talent im Köcher, und neben Romanen und Musik wollen diese nun mit Graphic Novels nachlegen. Aber das hat natürlich weniger mit Superman oder Thor zu tun, ganz im Gegenteil sogar. Beim Mairisch Verlag ist alles etwas anders, so auch die Graphic-Novels.

Die junge Südkoreanerin Sohyun Jung wurde für ihr Werk Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen mit dem diesjährigen AFKAT (Fördepreis aus Hamburg für Graphic-Novels) ausgezeichnet. Dem Gewinner winkte eine Publikation beim Mairisch Verlag. So ganz wusste ich nicht, worauf ich mich da einlasse. Aber ein wenig Ironisch ist der Titel schon im Bezug auf den Titel meines Blogs. Aber auch in allen anderen Belangen war die Reise in Hanas Welt eine ziemlich gelungene, wie auch interessante.

Sohyun Jung vermischt Graphic-Novel mit Kochbuch. Weitere Zutaten sind Themen wie das zurechtfinden in einer fremden Kultur und Heimweh. Anfangs noch cool und unbeeindruckt und genervt von ihrer fürsorglichen Mutter, will Hana in Deutschland auf eigenen Beinen stehen. Als sie aber versucht, sich mit der deutschen Küche anzufreunden (die man selbst als Deutscher nur noch schwer finden dürfte, zumindest da, wo ich herkomme), überkommt sie das Heimweh schneller als ihr lieb war.

Zeichnungen, Sohyun Jung, Verlag, Mairisch, Foto, Aufziehvogel


In den surrealistischen Zeichenstil, der ein wenig nach Wasserfarben und Wachsmalern aussieht, habe ich mich auf Anhieb verliebt. Sohyun Jung beweist geschickt wie sie abstrakte Zeichnungen in ihre beinahe schon niedliche Geschichte über das Fernweh einbindet. Natürlich ist "Niedlich" eine sehr gefährliche Vokabel im Zusammenhang mit Zeichnungen, die direkt aus einem seltsamen Traum stammen könnten. Ich hätte mir gut und gerne noch weitere hundert Seiten dieser schönen Illustrationen anschauen können. Aber, und das ist vielleicht der einzige Haken, wie ein leckeres Essen, ist der Genuss viel zu schnell wieder vorbei. Ich hoffe jedenfalls von der Zeichnerin noch viele weitere Werke in der Zukunft lesen zu dürfen.

Die Ausgabe die der Mairisch Verlag hier anbietet ist zwar nicht gebunden, dafür aber broschiert und auf hochwertigem Papier verewigt. Für Sammler durchaus interessant, besonders wenn man bereits einige Titel des Verlages sein Eigen nennt.


Resümee

Während die charmante Protagonistin Hana Heimweh in dieser Geschichte bekommt, überkam mich nach der Beendigung eher das Fernweh. Da ich in Kochen eine Niete bin, wird mir wohl kein Kimchi gelingen, welches überhaupt ansatzweise genießbar sein wird. Eher ist es wahrscheinlich, dass ich damit sogar einen wilden Grizzlybär außer Gefecht setzen könnte. Also muss ich mich wohl mit dem Fernweh nach Seoul abfinden, oder einfach noch einmal in Sohyun Jungs skurrile Zeichnungen versinken.

Mit Kreativität und Talent konnte Sohyun Jung in ihrem Graphi-Novel "Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen" ziemlich überzeugen. Eine neues Werk der Künstlerin wird hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen.



Mein Dank geht an den Mairisch Verlag der so freundlich war, mir ein Rezensionsexemplar zu Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen zur Verfügung zu stellen.