Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Sonntag, 13. Dezember 2015

Einwurf: Der stille Abschied des Club Bertelsmann




In den vergangenen Jahren habe ich des öfteren über den Club Bertelsmann berichtet. Häufig kritisch, rückblickend wohl nicht zu unrecht.

Bereits vor einigen Monaten wurden Bertelsmann und Zeilenreich Filialen geschlossen. Dies ist bereits vielen Filialen von Weltbild passiert und die rund 1 Million Mitglieder des Club Bertelsmann werden es da wohl noch nicht gewusst haben: Der Club Bertelsmann wird zum Ende des Jahres 2015 aufgelöst. Der im Jahr 1950 von Reinhard Mohn gegründete, exklusive Buchklub wird nach über 65 Jahren seine Pforten schließen.

Im Bilde bin ich bereits seit diesem Sommer darüber. Erfahren habe ich es am Telefon, als ich telefonisch eine Bestellung aufgeben wollte, aber trotz gültiger Öffnungszeiten kein Mitarbeiter ans Telefon ging. Als ich dann doch mal durchkam, klärte mich eine redefreudige Mitarbeiterin dann letztendlich auf. Zu Zeiten meiner vergeblichen Anrufe hatten viele Mitarbeiter bereits das sinkende Schiff verlassen, die Bestellannahme und der Kundenservice lagen also so gut wie brach.

Die offizielle Mitteilung habe ich Ende November als Newsletter in meinem E-Mail Postfach vorgefunden. Ohne Drama, ohne Mega Sale, ohne viele Worte wurde in der Mail die Auflösung des Clubs verkündet. Noch jetzt lockt man mit einigen Ramsch-Angeboten (die liegengebliebenen Club-Ausgaben dürften den größten Verlust darstellen, auf dem man sitzen bleibt), die als Weihnachtsangebote beworben werden.

Der Grund für die Auflösung des Clubs? Wenn ich es richtig verstanden habe spielt der Trend seit Jahren bereits gegen den Club. Als Konsequenz haben die Geldgeber (der internationale Konzern Bertelsmann ist bekanntlich ja ein milliardenschweres Unternehmen) dem Club die finanziellen Mittel gestrichen und werden diese (mittlerweile) Nische nicht mehr unterstützen.

Mitglied bin ich seit 2007 und jährlich befand sich der Service im Rückschritt. Konnte man damals noch rund um die Uhr bestellen, gab es später feste Öffnungszeiten. Für Club-Ausgaben (eigentlich der einzige Grund, Mitglied zu sein) wurden stetig uninteressantere Titel gewählt und die hohen Versandkosten für Buchhandelsausgaben dürften ein weiterer Grund gewesen sein, wieso Bücher und Multimedia Freunde zu Handelsketten wie Amazon oder Thalia gewechselt sind. Irgendwie hat man es versäumt, mit der Zeit mitzugehen, ein frisches Konzept zu präsentieren und den antiquierten Club etwas moderner zu gestalten. Aber vermutlich hätte man auch dann nicht gegen die Online-Riesen bestehen können.

Dieser stille Abschied passt irgendwie zum Club Bertelsmann der vergangenen Jahre. Da war halt nichts "Exklusives" mehr. Für die Mitarbeiter des Club Bertelsmann wünsche ich mir jedoch, dass schnell wieder eine neue Tätigkeit finden. Denn unter der Auflösung des Clubs kamen ganz sicher die bald ehemaligen Mitglieder am wenigsten zu Schaden.

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