Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Freitag, 14. Juli 2023

Wühlkiste: Demons Share (B. E. Pfeiffer)



Deutschland 2023


Demons Share - Tanz der Klingen & Demons Share - Ruf der Dämonen

Autorin: B. E. Pfeiffer

Verlag: Selbstverlag

Format: eBook, gebundene Ausgabe

Genre: Romantasy


Ich hab was Neues!

… und jetzt weiß ich auch nicht weiter.

Das Ganze nennt sich Demons Share, geschrieben von Bettina E. Pfeiffer. Tatsächlich versuche ich mal etwas Neues und bringe beide Bücher mit, „Tanz der Klingen“ und den zweiten und abschließenden Band „Ruf der Dämonen“ – „Logans Story“ wird gern als Teil einer Trilogie bezeichnet, ist aber eigentlich ein Spin-Off zur Dilogie. Und spoilert einfach mal gnadenlos. Ich kann keinen Charakter nehmen, ihn mehrfach in Lebensgefahr bringen … und dann alle Spannung killen, indem ich einen Band nach ihm benenne. Auf den man natürlich beim Onlinekauf des ersten Bandes direkt verwiesen wird. Es geht einfach nicht anders, das Ganze ist irgendwie wie so ein Unfall und es wird einfach immer schlimmer.

Beginnen wir aber mit etwas Positivem: Die Cover sind ganz hübsch anzusehen. Sicherlich nicht die Schönsten aber durchaus solide, sie ergänzen sich und zeigen gleichzeitig die Gegensätze. Das war wider besseren Wissens tatsächlich auch ein Kaufgrund, ich habe etwas nicht allzu Anspruchsvolles gesucht (Erwartungen mehr als erfüllt), das mich gleichzeitig mitnimmt und fesselt (fesseln ja, aber auf andere Art – was habe ich auch so unmögliche Erwartungen…?). Der Titel (das ist doch kein Titel), der beim Kauf angezeigt wird, legt die Erwartungshaltung hoch: „Epische Romantasy im High Fantasy Setting zwischen Liebe, Verrat und unzähligen Geheimnissen“. Einfach nein. Das müsste eigentlich schon Warnung genug sein, aber ich bin so ein Mensch, der häufiger mal sehenden Auges ins Unglück rennt. Episch? Weniger. Romantasy? Jupp, kann man gelten lassen. High Fantasy Setting? Damit tu ich mich schwer, so ein paar Charakteristika sind zwar erfüllt, andere wiederum nicht, wobei die sich eher auf das gesamte Sub-Genre High Fantasy beziehen … das weckt falsche Erwartungen, vielleicht aber auch, weil einige Bücher namhafter Autoren die Messlatte in den letzten Jahren und Jahrzehnten sehr hoch gelegt haben. Liebe, Verrat und unzählige Geheimnisse? Joa. Doch, das passt, klatscht aber auch schon gleich wieder viel zu viel ins Gesicht, sobald man begonnen hat, das Ganze zu lesen. Sagen wir es so: Ich hätte es besser wissen müssen.

Am Anfang steht eine Triggerwarnung (Erwähnung und Andeutung sexueller Gewalt, eindeutige erotische Szenen). Kann man machen, muss man aber nicht, und ist bei diesen Büchern meines Erachtens auch überflüssig, da löst die Triggerwarnung ganz andere Erwartungen aus. Vor expliziter Gewaltdarstellung und der Erwähnung von Folter wird hingegen nicht gewarnt. Aber gut, Triggerwarnungen sind umstritten, manche Fachleute sehen sie eher schadend als hilfreich an, andere haben eine gegenteilige Meinung, und letzten Endes ist es ja eine Entscheidung der Autorin.

Die Geschichte wird aus Sicht von Eve erzählt. Sie dient in der dunklen Armee (mich macht das fertig, das wird als Eigenname verwendet, aber nicht großgeschrieben. Mein innerer Monk ist abgedreht). In dieser Armee dienen diejenigen, die bestimmte Fähigkeiten haben. Eve ist Klingentänzerin. Das ist natürlich eine so seltene Fähigkeit, dass Klingentänzer sogar ihr eigenes Zimmer statt einer Gemeinschaftsunterkunft haben. Genauso verhält es sich bei den Dämonenbeschwörern. Die anderen sind eher schwaches Fußvolk. Und natürlich mag man sich untereinander nicht. Sehr schnell trifft Eve auf Reed, einen Dämonenbeschwörer, mit dem sie ein Team bilden soll, obwohl sie sich bemüht ihn zu hassen und ihn gleichzeitig anziehend findet. Und gefühlt alle anderen bestärken Eve darin, Reed am besten direkt zu bespringen. Das ist schon sehr viel Teenie-Drama. Anstrengend.

Anstrengend wie auch die Protagonisten Eve selbst. Mimt die Erwachsene (ihr Verhalten passt eher zu einem Mädchen als zu einer jungen Frau) und ist an sich nur eine Zicke, die ständig im Mittelpunkt stehen muss, obwohl sie es ja eigentlich gar nicht will. Sowieso sind immer alle anderen Schuld. Anstrengend.

Dazu kommen immer wieder Logiklöcher und Ungereimtheiten. So ist da zum Beispiel Mara, eine Dämonenbeschwörerin, Ex-Freundin von Eves Bruder und ihrer beider Vorgesetzten Logan, die Eve die Schuld am Scheitern der Beziehung gibt. Mara wird von Anfang an als zickig, unzuverlässig und schwach in Hinblick auf ihre Kräfte dargestellt. Ihretwegen scheitert Eves Mission zu Beginn des Buches beinahe. Trotzdem darf Mara ohne ernsthafte Konsequenzen weiterhin in der dunklen Armee bleiben. Aber, Spoiler, wir brauchen Mara später noch. Muss daher so sein. Drehbuch.

Was mich erstmalig dann wirklich gekillt hat, ist die Beschreibung von Eves Rüstung: Es handelt sich um einen schwarzen ledernen Brustpanzer, Unterarmschienen, Lederrock mit kurzer nahezu nicht sichtbarer Hose darunter, freien Oberschenkeln und Overknee-Stiefeln. Beweglichkeit hin oder her, ergibt Sinn, eine Nahkämpferin in den Hauch einer Rüstung zu stecken, während Fiona, Eves beste Freundin, als Bogenschützin in einer ziemlich massiven Rüstung steckt. Bei der Beschreibung hatte ich außerdem ein ganz hohes „Ayiyiyiyiyi“ im Ohr. Ihr wisst, von wem ich rede?

Beim Lesen hatte ich permanent das Bild dieser sehr bekannten Kriegerprinzessin aus den 90ern vor Augen. Und auch wenn Xena aus heutiger Sicht mit mehr als schlechten Special Effects und Kampfchoreografien glänzt und die Rüstung natürlich genauso fehl am Platze ist wie bei Eve, stammt Xena aus einer Zeit, in der genau das sein Publikum hatte. Ja, schuldig, ich habe es mehrfach durchgesuchtet und kann das Intro immer noch auswendig. Für Demons Share ist es allerdings aus der Zeit gefallen, der misslungene Versuch eine sexy Kriegerin zu schaffen.

Da waren noch weitere „Inspirationen“, die sich die Autorin vermutlich geholt hat, sei es eine Beschreibung, sei es der Name eines Charakters. Als offensichtlichste lasse ich es allerdings bei dieser einen Nennung.

Der Kampfstil wird mehrfach beschrieben. Mag an mir liegen, aber ich hab’s nicht verstanden. Erst dachte ich, dass Klingentänzer wirklich einen fließenden, an Kriegstänze angelehnten Kampfstil haben. Meinetwegen auch mit Magie. Es wird aber immer wieder beschrieben, dass Eve die Arme kreisen lässt, vor dem Körper, seitlich davon. Und das immer schneller. Und sich je nach Situation dabei um sich selbst dreht. Das kann ich nicht ernst nehmen. Ich habe es versucht, wirklich, aber es geht nicht. Vor meinem inneren Auge spielen sich Szenen einer Gestalt ab, die wie eine Blöde die Windmühle macht.

Sprachlich überzeugen die Bücher auch nicht immer. Es ist in Ordnung, wirkt aber an vielen Stellen wie ein Erstlingswerk einer deutlich jüngeren Autorin, die keine guten Testleser an ihrer Seite hatte. Es ist zwar kein katastrophales Holpern und Stolpern, aber gut liest es sich leider auch nicht. Manchmal ist es der Satzbau, manchmal die Wortwahl, manchmal stimmt auch gar nichts.

Inhaltlich muss ich versuchen, spoilerfrei etwas vorzugreifen: Wie anfangs angesprochen gibt es immer wieder Logiklöcher. An anderen Stellen wird sich die Sache zu einfach gemacht, völlig unpassende Dinge werden unternommen. Einfach weil es eben für die Story so sein muss. Die Charaktere handeln bestenfalls irrational. Immer im Mittelpunkt dabei Zicke Eve und Schönling Reed. Dazu werden Charaktere eingeführt, die das Eine sagen und das Andere meinen. Die bei der ersten Begegnung geradezu feindselig eingestellt sind und bei der nächsten auf einmal alle Zugeständnisse dieser Welt geben oder Verbündete sein wollen.

Und ja, an dieser Stelle muss ich spoilern, es liest sich aber auch bereits im Vorfeld aus der Inhaltsangabe der Autorin zum ersten Band heraus, Reed ist natürlich nicht, wer er zu sein vorgibt. Natürlich haben wir den großen Verrat und natürlich ist es doch wieder alles anders als es zunächst scheint. Eve mutiert dabei immer mehr zur Teenagerzicke. Einerseits mauert sie, andererseits zieht sie Reed in Gedanken längst wieder aus, ist nicht zur Vergebung fähig und legt ihn dann doch wieder flach. Ich meine, klar, fast jede dieser Geschichten „funktioniert“ so – zwei lernen sich kennen, können sich nicht ausstehen, finden zueinander, großer Verrat, Hass und Verletzung, Misstrauen, finden irgendwie wieder zueinander, Ende. Aber andere bekommen das deutlich eleganter gelöst. Glaubwürdiger und nicht so „ich muss zum Ende kommen“-mäßig über das Knie gebrochen.

Das Ende ist übrigens auch so ein Ding für sich. Denn – oh Wunder! – auch Eve ist nicht, wer sie glaubt zu sein. Das spoilere ich jetzt aber wirklich nicht. Funktionieren kann das so allerdings nicht.

 

Abschließende Gedanken


Alles in allem also ein echter Brocken. Ich habe irgendwann weiter gelesen, weil ich dann zumindest etwas dazu sagen können wollte. Habe ich an dieser Stelle – etwas sehr ausführlich – getan. Im Endeffekt sind die Bücher ein wenig wie ihre Charaktere: wollen mehr sein, als sie sind. Kommen in einem Mantel daher und entpuppen sich als etwas ganz anderes. Viele angerissene Stränge, die nie weiter verfolgt werden. Dazu gesellen sich eher unsympathische Charaktere, mit denen man nie wirklich warm wird, die zwar ihre Vergangenheit haben, denen aber charakterliche Glaubwürdigkeit und Tiefe fehlen. Wenn man verzweifelt nach Lesestoff sucht, dann kann man darüber nachdenken. Wenn man aber noch nicht ganz verzweifelt ist, empfiehlt sich der weitere Blick in dieses „Romantasy“-Setting. Da sind, gerade in letzter Zeit, nämlich so einige deutlich vielversprechendere andere Werke entstanden und zu finden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen