Deutschland 2023
Demons Share - Tanz der Klingen & Demons Share - Ruf der Dämonen
Autorin: B. E. Pfeiffer
Verlag: Selbstverlag
Format: eBook, gebundene Ausgabe
Genre: Romantasy
Ich hab was Neues!
… und jetzt weiß ich auch nicht weiter.
Das Ganze nennt sich Demons Share, geschrieben von Bettina E.
Pfeiffer. Tatsächlich versuche ich mal etwas Neues und bringe beide Bücher mit,
„Tanz der Klingen“ und den zweiten und abschließenden Band „Ruf der Dämonen“ – „Logans
Story“ wird gern als Teil einer Trilogie bezeichnet, ist aber eigentlich ein
Spin-Off zur Dilogie. Und spoilert einfach mal gnadenlos. Ich kann keinen
Charakter nehmen, ihn mehrfach in Lebensgefahr bringen … und dann alle Spannung
killen, indem ich einen Band nach ihm benenne. Auf den man natürlich beim Onlinekauf
des ersten Bandes direkt verwiesen wird. Es geht einfach nicht anders, das Ganze
ist irgendwie wie so ein Unfall und es wird einfach immer schlimmer.
Beginnen wir aber mit etwas Positivem: Die Cover sind ganz
hübsch anzusehen. Sicherlich nicht die Schönsten aber durchaus solide, sie
ergänzen sich und zeigen gleichzeitig die Gegensätze. Das war wider besseren
Wissens tatsächlich auch ein Kaufgrund, ich habe etwas nicht allzu Anspruchsvolles
gesucht (Erwartungen mehr als erfüllt), das mich gleichzeitig mitnimmt und
fesselt (fesseln ja, aber auf andere Art – was habe ich auch so unmögliche
Erwartungen…?). Der Titel (das ist doch kein Titel), der beim Kauf angezeigt
wird, legt die Erwartungshaltung hoch: „Epische Romantasy im High Fantasy
Setting zwischen Liebe, Verrat und unzähligen Geheimnissen“. Einfach nein. Das
müsste eigentlich schon Warnung genug sein, aber ich bin so ein Mensch, der
häufiger mal sehenden Auges ins Unglück rennt. Episch? Weniger. Romantasy?
Jupp, kann man gelten lassen. High Fantasy Setting? Damit tu ich mich schwer,
so ein paar Charakteristika sind zwar erfüllt, andere wiederum nicht, wobei die
sich eher auf das gesamte Sub-Genre High Fantasy beziehen … das weckt falsche Erwartungen,
vielleicht aber auch, weil einige Bücher namhafter Autoren die Messlatte in den
letzten Jahren und Jahrzehnten sehr hoch gelegt haben. Liebe, Verrat und
unzählige Geheimnisse? Joa. Doch, das passt, klatscht aber auch schon gleich wieder
viel zu viel ins Gesicht, sobald man begonnen hat, das Ganze zu lesen. Sagen wir
es so: Ich hätte es besser wissen müssen.
Am Anfang steht eine Triggerwarnung (Erwähnung und Andeutung
sexueller Gewalt, eindeutige erotische Szenen). Kann man machen, muss man aber
nicht, und ist bei diesen Büchern meines Erachtens auch überflüssig, da löst
die Triggerwarnung ganz andere Erwartungen aus. Vor expliziter Gewaltdarstellung
und der Erwähnung von Folter wird hingegen nicht gewarnt. Aber gut,
Triggerwarnungen sind umstritten, manche Fachleute sehen sie eher schadend als
hilfreich an, andere haben eine gegenteilige Meinung, und letzten Endes ist es
ja eine Entscheidung der Autorin.
Die Geschichte wird aus Sicht von Eve erzählt. Sie dient in
der dunklen Armee (mich macht das fertig, das wird als Eigenname verwendet,
aber nicht großgeschrieben. Mein innerer Monk ist abgedreht). In dieser Armee
dienen diejenigen, die bestimmte Fähigkeiten haben. Eve ist Klingentänzerin.
Das ist natürlich eine so seltene Fähigkeit, dass Klingentänzer sogar ihr
eigenes Zimmer statt einer Gemeinschaftsunterkunft haben. Genauso verhält es
sich bei den Dämonenbeschwörern. Die anderen sind eher schwaches Fußvolk. Und
natürlich mag man sich untereinander nicht. Sehr schnell trifft Eve auf Reed,
einen Dämonenbeschwörer, mit dem sie ein Team bilden soll, obwohl sie sich
bemüht ihn zu hassen und ihn gleichzeitig anziehend findet. Und gefühlt alle
anderen bestärken Eve darin, Reed am besten direkt zu bespringen. Das ist schon
sehr viel Teenie-Drama. Anstrengend.
Anstrengend wie auch die Protagonisten Eve selbst. Mimt die
Erwachsene (ihr Verhalten passt eher zu einem Mädchen als zu einer jungen Frau)
und ist an sich nur eine Zicke, die ständig im Mittelpunkt stehen muss, obwohl
sie es ja eigentlich gar nicht will. Sowieso sind immer alle anderen Schuld.
Anstrengend.
Dazu kommen immer wieder Logiklöcher und Ungereimtheiten. So
ist da zum Beispiel Mara, eine Dämonenbeschwörerin, Ex-Freundin von Eves Bruder
und ihrer beider Vorgesetzten Logan, die Eve die Schuld am Scheitern der
Beziehung gibt. Mara wird von Anfang an als zickig, unzuverlässig und schwach
in Hinblick auf ihre Kräfte dargestellt. Ihretwegen scheitert Eves Mission zu Beginn
des Buches beinahe. Trotzdem darf Mara ohne ernsthafte Konsequenzen weiterhin
in der dunklen Armee bleiben. Aber, Spoiler, wir brauchen Mara später noch. Muss
daher so sein. Drehbuch.
Was mich erstmalig dann wirklich gekillt hat, ist die
Beschreibung von Eves Rüstung: Es handelt sich um einen schwarzen ledernen
Brustpanzer, Unterarmschienen, Lederrock mit kurzer nahezu nicht sichtbarer
Hose darunter, freien Oberschenkeln und Overknee-Stiefeln. Beweglichkeit hin
oder her, ergibt Sinn, eine Nahkämpferin in den Hauch einer Rüstung zu stecken,
während Fiona, Eves beste Freundin, als Bogenschützin in einer ziemlich massiven
Rüstung steckt. Bei der Beschreibung hatte ich außerdem ein ganz hohes „Ayiyiyiyiyi“ im Ohr. Ihr wisst, von wem ich rede?
Da waren noch weitere „Inspirationen“, die sich die Autorin
vermutlich geholt hat, sei es eine Beschreibung, sei es der Name eines Charakters.
Als offensichtlichste lasse ich es allerdings bei dieser einen Nennung.
Der Kampfstil wird mehrfach beschrieben. Mag an mir liegen,
aber ich hab’s nicht verstanden. Erst dachte ich, dass Klingentänzer wirklich
einen fließenden, an Kriegstänze angelehnten Kampfstil haben. Meinetwegen auch
mit Magie. Es wird aber immer wieder beschrieben, dass Eve die Arme kreisen
lässt, vor dem Körper, seitlich davon. Und das immer schneller. Und sich je
nach Situation dabei um sich selbst dreht. Das kann ich nicht ernst nehmen. Ich
habe es versucht, wirklich, aber es geht nicht. Vor meinem inneren Auge spielen
sich Szenen einer Gestalt ab, die wie eine Blöde die Windmühle macht.
Sprachlich überzeugen die Bücher auch nicht immer. Es ist in
Ordnung, wirkt aber an vielen Stellen wie ein Erstlingswerk einer deutlich jüngeren
Autorin, die keine guten Testleser an ihrer Seite hatte. Es ist zwar kein
katastrophales Holpern und Stolpern, aber gut liest es sich leider auch nicht.
Manchmal ist es der Satzbau, manchmal die Wortwahl, manchmal stimmt auch gar
nichts.
Inhaltlich muss ich versuchen, spoilerfrei etwas
vorzugreifen: Wie anfangs angesprochen gibt es immer wieder Logiklöcher. An
anderen Stellen wird sich die Sache zu einfach gemacht, völlig unpassende Dinge
werden unternommen. Einfach weil es eben für die Story so sein muss. Die Charaktere
handeln bestenfalls irrational. Immer im Mittelpunkt dabei Zicke Eve und
Schönling Reed. Dazu werden Charaktere eingeführt, die das Eine sagen und das Andere
meinen. Die bei der ersten Begegnung geradezu feindselig eingestellt sind und
bei der nächsten auf einmal alle Zugeständnisse dieser Welt geben oder
Verbündete sein wollen.
Und ja, an dieser Stelle muss ich spoilern, es liest sich
aber auch bereits im Vorfeld aus der Inhaltsangabe der Autorin zum ersten Band
heraus, Reed ist natürlich nicht, wer er zu sein vorgibt. Natürlich haben wir
den großen Verrat und natürlich ist es doch wieder alles anders als es zunächst
scheint. Eve mutiert dabei immer mehr zur Teenagerzicke. Einerseits mauert sie,
andererseits zieht sie Reed in Gedanken längst wieder aus, ist nicht zur
Vergebung fähig und legt ihn dann doch wieder flach. Ich meine, klar, fast jede
dieser Geschichten „funktioniert“ so – zwei lernen sich kennen, können sich
nicht ausstehen, finden zueinander, großer Verrat, Hass und Verletzung, Misstrauen,
finden irgendwie wieder zueinander, Ende. Aber andere bekommen das deutlich
eleganter gelöst. Glaubwürdiger und nicht so „ich muss zum Ende kommen“-mäßig
über das Knie gebrochen.
Das Ende ist übrigens auch so ein Ding für sich. Denn – oh Wunder!
– auch Eve ist nicht, wer sie glaubt zu sein. Das spoilere ich jetzt aber
wirklich nicht. Funktionieren kann das so allerdings nicht.
Alles in allem also ein echter Brocken. Ich habe irgendwann
weiter gelesen, weil ich dann zumindest etwas dazu sagen können wollte. Habe
ich an dieser Stelle – etwas sehr ausführlich – getan. Im Endeffekt sind die
Bücher ein wenig wie ihre Charaktere: wollen mehr sein, als sie sind. Kommen in
einem Mantel daher und entpuppen sich als etwas ganz anderes. Viele angerissene
Stränge, die nie weiter verfolgt werden. Dazu gesellen sich eher unsympathische
Charaktere, mit denen man nie wirklich warm wird, die zwar ihre Vergangenheit
haben, denen aber charakterliche Glaubwürdigkeit und Tiefe fehlen. Wenn man
verzweifelt nach Lesestoff sucht, dann kann man darüber nachdenken. Wenn man
aber noch nicht ganz verzweifelt ist, empfiehlt sich der weitere Blick in
dieses „Romantasy“-Setting. Da sind, gerade in letzter Zeit, nämlich so einige
deutlich vielversprechendere andere Werke entstanden und zu finden.
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