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Mittwoch, 1. April 2015

Rezension: Das Voynich Manuskript






Das Voynich Manuskript
Herausgeber: Wilfrid Michael Voynich, Yale University (Beinecke Rare Books & Manuscript Library)
Erscheinungsjahr: Unbekannt
Verfasser: Unbekannt
Sprache: Unbekannt
Übersetzung: Keine Übersetzung
Genre: Botanik, Körperpflege





Vor circa einer Woche befand sich ein seltsames Rezensionsexemplar in meinem Briefkasten. Der Absender war nirgends zu finden, genau so wenig befand sich im Paket ein Kärtchen mit einem Ansprechpartner. Lediglich der Name meines Blogs befand sich auf der Vorderseite des Rezensionsexemplares aufgeklebt. Fein säuberlich von Hand geschrieben.

Was also tun mit einem Dokument, dessen Handschrift ich nicht entziffern kann und zusätzlich noch bestückt ist mut surrealen Zeichnungen? Glücklicherweise bin ich nicht weltfremd und habe Freunde aus den unterschiedlichsten Branchen. Nach mehrmaligem durchblättern kam ich zum Entschluss, hierbei könnte es sich um ein Werk der Kräuterheilkunde handeln! Dies verrieten mir zumindest die wirren Zeichnungen von Pflanzen, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe. Ich rief also meinen Kumpel Gregor an, der als erfahrener Botaniker schon weit in der Welt herum gekommen ist. Ich erzählte Gregor also von diesem seltsamen Rezensionsexemplar. Als ich meine Erzählung und Vermutung beendete, hörte ich auf der anderen Seite bereits Hohn und Spott. Wie ich denn noch nie etwas von dem Voynich Manuskript gehört haben konnte, fragte mich Gregor und ob ich mich auf meinem Blog mit Literatur oder Schmink-Tipps befasse. Einige herablassende Sprüche später, erklärte mir Gregor die Bedeutung dieses eigenartigen Manuskriptes. So musste Gregor für seine Abschlussprüfung in Botanik aus dem Voynich Manuskript zitieren und eine umfangreiche Arbeit über die antiken Schriften verfassen. Ich staunte nicht schlecht, besonders, als er mir berichtete, alle angehenden Botaniker müssten das Voynich Manuskript als eine art Bibel ihrer Zunft ansehen.

Mehrere Geschichtsstunden später hatte ich genug recherchiert. Der polnische Buchhändler Wilfrid Michael Voynich, der gleichzeitig auch noch Sammler antiker Schriften war, fand das unbekannte Manuskript (circa 1912) eher zufällig. Sein ganzes Leben verbrachte er damit, die Schriften zu entziffern oder sie zumindest einem Autor zuzuordnen. Voynich blieb bis an sein Lebensende erfolglos. Bis heute kann die im Voynich Manuskript präsentierte Sprache keiner gebräuchlichen oder ausgestorbenen Sprache zugeordnet werden. Experten aus aller Welt sind am Manuskript gescheitert. Handelt es sich also um eine Geheimsprache? Wurde das Manuskript vielleicht sogar von Außerirdischen verfasst und sind die Abbildungen im Buch unser Weg ins Paradies? Nach vielen schlaflosen Nächten bin ich auf ein interessantes Fazit gekommen.

Die nahezu perfekte symmetrische Handschrift im Buch machte es mir leichter als angenommen, mich in die vermeintliche Handlung des Manuskripts einzufinden. Anhand der Zeichnungen konnte ich auch relativ zügig die Darstellungen interpretieren. Anhand der antiken (und gleichfalls mysteriösen) Tierkreiszeichen, die das Ende des Manuskripts füllen, kam ich zu folgender Schlussfolgerung: Das Voynich Manuskript ist lediglich auf den ersten Seiten der Botanik gewidmet. Alles, was danach folgt, ist eine ausführliche Gebrauchsanweisung, wie man sich vernünftig badet. Auf den ersten Seiten wird detailreich beschrieben, aus welchen Pflanzen man die wohltuendsten Aufgüsse und Bäder erschaffen kann. Zu unserer eigenen Schande existiert keine der dort dargestellten Pflanzen mehr. Doch dank der Illustrationen und Tierkreiszeichen kann man zumindest noch einen Teil des Manuskripts in die Tat umsetzen. Viele der im Manuskript abgebildeten Sternzeichen existieren in unserer heutigen Zeit nicht mehr, alle bekannten Sternzeichen sind aber dennoch vertreten. Mal als Beispiel: Ich bin Steinbock. Das Voynich Manuskript erklärt mir beinahe schon peinlich genau, wie und wann ich mich als Steinbock zu baden habe. Wie lange, wie gründlich und mit welcher Bekleidung ich es tun muss. Insgesamt kommt der Steinbock auf 3 Vollbäder im Jahr, von denen ich einmal komplett nackt das Bad betreten darf.
Es wird noch ein Update von mir zu dieser Rezension geben, ob diese Praktiken auch tatsächlich ihren Zweck erfüllen (erst einmal müsste ich erfahren, welchen Zweck sie überhaupt erfüllen).

Eine schwere Zugänglichkeit ist dem Manuskript aber wahrlich nicht zu leugnen, was das Lese-Vergnügen immer wieder trübte.


Resümee

Das Voynich Manuskript ist keine leichte Kost. Die bereits erwähnte schwere Zugänglichkeit hinderte ein flüssiges Vorankommen. Dennoch habe ich meine Zeit mit dieser antiken Schrift nicht bereut. Die dargestellten Techniken im Manuskript zum anständigen Baden halte ich für ziemlich sinnvoll. Ob das Manuskript aber tatsächlich unverzichtbar für die Menschheit ist, diese Frage kann und will ich auch gar nicht beantworten.

Wer sich mit Botanik auskennt, wird eine noch größere Freude an diesem Werk haben. Alle Laien (wie auch ich) müssen sich mit dem Voynich Manuskript erst einmal anfreunden, bevor sie vielleicht einen Nutzen aus diesen Schriften ziehen können.

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