Japan 1988
Akira
Vorlage: Katsuhiro Otomo
Regie: Katsuhiro Otomo
Sprecher: Mitsuo Iwata, Nozomu Sasaki, Mami Koyama, Taro Ishida, Mizuho Suzuki
Lauflänge: 124 Minuten inklusive Abspann (Lauflänge auf dem Cover nicht ganz korrekt)
Genre: Anime, Cyberpunk, Mystery
Verleih: Manga Entertainment
Altersfreigabe: BBFC 15 (Großbritannien), FSK 16 (Deutschland)
Trailer
Sollte uns ein Weltuntergang bevorstehen, dann wäre in der Nacht (oder am Tage), an dem die Welt untergeht, Akira mein Weltuntergangs Film Nummer 1. Ganz persönlich würde ich diesen vielleicht sogar noch vor The End of Evangelion setzen, da Akira einfach für die Achtziger, als Zeichentrickfilme im Westen noch lediglich für Kinder und junggebliebene interessant waren, neue Maßstäbe setzte. Und bei einem Budget von beinahe 10 Millionen Dollar konnte man es sich schon einmal leisten, die Welt mit viel Krach und Stil untergehen zu lassen.
Es kommt nicht häufig vor, dass der Zeichner des Manga auch gleichzeitig die Regie bei der Verfilmung übernimmt. Eine Ausnahme ist zum Beispiel aber Hayao Miyazaki, der den gleichen Weg, noch vor Akira, mit Nausicaä ging. Katsuhiro Otomo bestand damals darauf, selbst Regie führen zu dürfen, wenn jemand die Rechte an eine Adaption erwarb. Otomo ist praktisch ein Multitalent. Nicht nur ist er im Genre des Manga/Anime gleichzeitig tätig, er hat sogar schon den dunklen Ritter, den Batman, für DC Comics gezeichnet.
Otomo gelang mit Akira der Durchbruch. Der Film gehörte gleichzeitig mit Werken wie beispielsweise Ghost in the Shell zu den Filmen, die Anime auch im Westen, ganz besonders in den USA, populär machten. Das besondere an Akira war jedoch, der Film kam bereits 1988 in die Kinos. Es war ein groß angelegtes Projekt und durch seinen hohen Grad an Gewalt ging Akira schnell in die Geschichte als "Zeichentrick für Erwachsene" ein. Obwohl Akira auf filmischer Ebene Kultstatus genießt, verteufeln ihn die Fans des Manga teilweise. Sie vermissen den Tiefgang, die komplexe Story und auch den Umfang des Werkes. Otomo war jedoch klug genug, eine Neuinterpretation aus seinem eigenen Stoff zu kreieren. Er wusste, der Manga wäre unmöglich als Spielfilm umsetzbar gewesen. Es stand einiges auf dem Spiel und bevor er den Leuten eine halbgare filmische Umsetzung seines eigenen Manga präsentierte, schrieb er die Story einfach für die große Leinwand um.
Ich selbst kam leider nie dazu, den Manga zu lesen, vielleicht auch aus jenen Gründen, nicht doch irgendwann dem Film etwas vorhalten zu müssen, dass ich gewisse Inhalte vermisse.
Über den Film selbst möchte ich gar nicht mehr so viele Worte verlieren. Darüber dürfte in den vergangenen 20 Jahren eigentlich alles gesagt worden sein. Auch im Jahr 2014 funktioniert Akira als düsteres Cyberpunk-Spektakel noch fantastisch. Und legt man die Blu-ray ein, könnte man beinahe meinen, man schaue einen Film, der erst kürzlich produziert wurde.
Blu-Ray Stärken und Schwächen
Eine alte Dame muss sich nicht zwangsläufig einer Schönheitskur unterziehen. Aber sie kann.
Im Zeitalter der Blu-ray ist so eine Schönheitskur ja praktisch schon Pflicht. Auch Akira, der ja mittlerweile zu den Klassikern der Modernen Filmkunst gehört, ist da keine Ausnahme.
Aus Deutscher Sicht muss man, was die Blu-ray angeht, jedoch leider in die Röhre schauen. Zumindest bisher. Denn als Panini Video die Lizenz gegen Ende 2005 ergatterte, und die so genannte Ultimate Edition veröffentlichte (inklusive restauriertem Bild und neuer Synchronisation), wussten sie wohl noch nicht, dass zu Zeiten der Blu-ray bereits der Pleitegeier über ihr Label fliegen würde. Hier haben wir die gleiche Situation, wie bei der fehlenden Lizenzierung zu Ghost in the Shell - Solid State Society. Auch hier gehört Panini wieder die Lizenz zum Franchise, allerdings kam es zu keinen neuen Veröffentlichungen, da sie sich aus dieser Branche verabschiedet haben und nur noch unter ihrem Verlag, Planet Manga, weiter neue Manga veröffentlichen und bestehende Serien fortführen (Sticker-Alben zu WM und EM werden sie vermutlich ebenfalls weiterhin produzieren). Ob die Lizenzen mittlerweile wieder freigegeben sind oder nicht, darüber habe ich leider keine aktuellen Informationen, allerdings scheint Panini immer noch ein Wörtchen mitzureden, ansonsten hätte es vermutlich längst eine Blu-ray Veröffentlichung dieser Titel (Dieser: Akira, Ghost in the Shell - Solid State Society) in Deutschland gegeben.
Manga Entertainment veröffentlichte, wie gewohnt, eine englische Blu-ray Ausgabe zu Akira. Dies geschah 2011 und somit haben wir es hier auch nicht mit einer extrem neuen Veröffentlichung zu tun. Soll aber nicht heißen, dass die Qualität nicht HD würdig ist. Wie immer geizt Manga Entertainment mit Angaben auf der Rückseite des Covers. Das genaue Bildformat zum Beispiel. Präsentiert wird Akira im Format 1,85:1 in 1080p auf einer Double-Layer Disc. Man benutzte also, anders als Universum es in Deutschland mit Evangelion 3.33 getan hat (und sich damit auch Kritik einhandelte), eine 50 Gigabyte große Disc um wirklich den vollen Umfang bieten zu können. Auch wenn es keine nennenswerten Extras gibt, die Entscheidung für eine Dual-Layer Disc ist eigentlich immer die beste Wahl, um die bestmögliche Qualität in Sachen Bild und Ton zu gewährleisten.
Bild
Wenn man seinen Fernseher nicht auf Breitbild stellt (sondern es auf "Nicht skaliert" lässt) wird nicht das komplette Bild ausgefüllt, und es bleiben kleine Balken zurück. vom Bild selbst geht nichts verloren, wenn man das Breitbild einschaltet. Je nach Geschmack kann man das Bild also umstellen, oder so lassen, wie es von der Disc aus angeboten wird.
Der gesamte Transfer macht einen sehr natürlichen Eindruck. Etwas enttäuscht war ich von dem Opener (circa 2 Minuten), weil er nicht wirklich den Eindruck machte, als würde ich hier eine restaurierte Blu-ray Fassung eines Klassikers sehen. Doch sobald der Opener endet, und der eigentliche Film beginnt, wird schnell klar, hier handelt es sich nicht um eine bloße hoch skalierte Portierung einer bereits vorhandenen DVD Variante. Neo Tokyo leuchtet in HD so bunt wie noch nie. Sobald die Charaktere zu sehen sind, und mit ihren Bikes durch die Stadt düsen, bekommt man einen sehr guten Eindruck davon. Das Bild wirkt frisch und kristallklar. Auch die Farbfilter scheinen erneuert worden zu sein, wirkte besonders die alte DVD von VCL doch recht verwaschen. Auch in rasanten Szenen bleibt das Bild flüssig und scharf. Das ist beachtlich, bedenkt man, aus welchem Jahr der Film stammt. Viele Anime aus dieser Zeit sind leider, aufgrund von beschädigten Masters, nur schwer zufriedenstellend zu restaurieren. Akira kann problemlos mit den Ghibli Klassikern mithalten, die in den letzten Jahren auf Blu-ray in High Definition Auflösung veröffentlicht wurden.
Allerdings gibts auch kleine Makel. Ab und an sind in manchen Szenen immer mal wieder kleine Blitze zu sehen, die sich durch das Bild schleichen. Dieses, ich nenne es mal Knistern, ist wirklich nur sehr selten zu sehen, und ist natürlich auf Beschädigungen des Original Master zurückzuführen. Etwas mehr auffallend hingegen ist eine gewisse Unschärfe bei Nahaufnahmen. Mit diesem Problem hat bereits die Blu-ray von Nausicaä zu kämpfen. Diese Mängel sind vermutlich bereits während der Produktion passiert, allerdings ist so etwas damals nicht ins Gewicht gefallen, weil ein Medium wie die VHS oder DVD nicht so hochauflösend war, dass einem diese Fehler aufgefallen wären. Zu vergleichen wäre diese Unschärfe mit einem Out of Focus bei Live-Action Filmen, also Motive, die von der Kamera nicht mehr richtig eingefangen werden konnten (Indiana Jones lässt grüßen). Besonders gegen Ende des Filmes war diese Unschärfe in einigen Nahaufnahmen häufiger zu sehen. Allerdings nicht so häufig wie bei Nausicaä, und in keinster Weise ruinierten diese betroffenen Frames den Genuss, sich den Film in einer ansonsten wirklich ausgezeichneten Qualität anschauen zu können.
(Quelle-Pictures: DVD Beaver - HD Sensei)
Ton
Auf der Disc befinden sich 4 Tonspuren, 3 davon sind Japanisch. In die Bewertung nehme ich aber lediglich die beiden relevanten TrueHD 5.1 Tonspuren mit auf. Sowohl die englische, als auch die japanische Tonspur werden in TrueHD 5.1 präsentiert. Anzumerken wäre, dass es sich bei der englischen Tonspur um eine etwas neuere Synchronisation handelt (der Film wurde auch im englischen Sprachraum neu synchronisiert). Es dürfte also kein Problem gewesen sein, die englische Tonspur gut umzuwandeln. Die japanische Tonspur hingegen hat einen bemerkenswerten Klang, beachtet man, dass es sich hier immer noch um die Tonspur der Urfassung handelt. Der Ton ist, genau wie das Bild, kristallklar. Kurz nach dem Opening, und einmal minimal am Ende, hörte ich ein leises Knacken, welches minimal, kaum hörbar in Erscheinung trat.
Die Dialoge sind gut abgemischt und bestens verständlich. Die Effekte, besonders die Musik, tragen besser als je zuvor zur Atmosphäre bei. Ich muss natürlich anmerken, dass ich leider kein sündhaft teures Dolby System bei mir aufgebaut habe, und somit nicht sagen kann, ob der Ton manchmal übersteuert. Mir ist jedoch nichts aufgefallen, was den Hörgenuss hätte beeinträchtigen können. So muss TrueHD 5.1 klingen. Ich kenne viele aktuelle Titel, die nicht mit dem Klang von Akira mithalten können. Hier hat man gute Arbeit geleistet.
Extras
Zur Zeit der Veröffentlichung erschien auch eine Collectors Edition, die allerdings recht schnell vergriffen war. Als Verpackung und Beilage wählte man ein Steelbook und ein 32 seitiges Booklet, und als Zusatz gabs neben der Blu-ray den Film auch noch einmal auf DVD, die als Bonus ein knapp einstündiges Featurette bot. Die hier besprochene Einzeldisc befindet sich aber in einem gewöhnlichen Amaray Keepcase. Auf der Disc an sich befindet sich auch kein nennenswertes Bonusmaterial. Neben Trailern und dem Storyboard zum Film gibts nichts zu bewundern. Das Menü wirkt für eine Blu-ray recht altbacken. Hintergrundmusik gibt es keine, auch animiert ist es nicht. Der Film startet beim einlegen ohne vorher ins Menü zu gehen. *
Somit nehme ich den Kritikpunkt ohne weiteres zurück und muss mich für das Missgeschick entschuldigen. Es war wirklich eine lange Nacht ;)
Resümee
Akira hat nie besser ausgesehen. Manga Entertainment liefert hier eine vorbildliche Blu-ray ab, die für weit unter 10 Euro (bei Amazon bieten Drittanbieter den Film neu für 5 Euro ohne Versandkosten an) bereits zu haben ist. Filmfans, die der englischen Sprache mächtig sind, greifen hier natürlich zu. Die Blu-ray kann uneingeschränkt empfohlen werden. Der HD-Transfer legt völlig neue Details im Film frei, die auf DVD, nicht einmal in der Ultimate Edition von Panini, so zur Geltung kamen wie es bei dieser Blu-ray der Fall ist. Sowohl in Bild und Ton kann die Disc punkten, Abzüge gibt es dafür aber in der Gestaltung des Menüs und den kaum vorhandenen Extras.
Da es weiter unklar ist, wann und ob überhaupt jemals eine deutsche Blu-ray erscheint, sollte man zu diesem UK Import greifen, um Akira endlich in HD genießen zu können. Die Blu-ray von Manga Entertainment kann man durchaus als Referenz ansehen.
Die abschließende Wertung bezieht sich letztendlich auf Film und Blu-ray. Und dieses Urteil fällt natürlich in allen Punkten begeistert aus. Pflichtprogramm.
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