Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Sonntag, 12. Januar 2014

Haruki Murakami wird 65 und seine Leser ein Jahr älter

(Auf dem Foto: Haruki Murakami mit (US) Übersetzer Jay Rubin, 2012)


Ist es eigentlich befremdlich, wenn ich den Geburtstag eines Mannes, der mich nicht einmal kennt, mehr feiere, als meinen eigenen vor 3 Tagen? Ihr lest richtig. Ich bin bereits am 09.01 ein Jahr älter geworden, und nun fühle ich mich, als würde ich noch einmal meinen Geburtstag feiern. Murakami-Lesern hält man ja immer vor, sie seien auf irgendeine unheimliche Art und Weise mit ihrem Lieblings-Autor verbunden. Ob da was dran ist? Aber bevor ich mir darüber weiter Gedanken mache, eigentlich ist es ein kleiner Frevel von mir, erst jetzt diesen Beitrag zu erstellen, denn nach japanischer Zeitrechnung hat Murakami schon gar nicht mehr Geburtstag. Denn in Tokio ist es nun gleich 02:00 Uhr (zu der Zeit als dieser Beitrag erstellt wurde) in der früh am Montag den 13. Januar. Und dennoch möchte ich verspätete Geburtstagswünsche ins ferne Japan senden und hoffe, und da komme ich wieder auf die mentale Verbindung zurück, dass sie Murakami per via Gedanken-Transfer erreichen. Aber gut möglich das mich Morgen auch der Osterhase oder der Schafsmann besuchen.

Den Beitrag aber nun einfach abzusenden würde ich mir als Blogger jedoch nicht verzeihen. Ich sehe noch zu viel weißen Hintergrund, zu viele Zeilen, die noch nicht ausgefüllt sind.
Ich möchte diese daher für einige persönliche Worte nutzen.

Als mir 2008 Kafka am Strand von einer bekannten aus Myspace (circa 200 Jahre v. Facebook) empfohlen wurde, bestellte ich mir den Roman auf gut Glück. Damals wie Heute werde ich hellhörig bei allem, was aus Japan kommt. Von japanischer Literatur wusste ich jedoch so gut wie gar nichts. Ich war auch viel mehr jemand, der bei Gelegenheit lediglich mal einfache Literatur konsumierte. Das es weltweit einen riesigen Fankult um einen Autor namens Haruki Murakami gab, war mir natürlich nicht bekannt. Als ich den Roman dann einige Tage später von Amazon erhielt, hätte ich nicht zu träumen gewagt, dass bereits 20 Seiten in mir etwas verändert haben. Da lag irgendwas magisches in dieser Sprache (die auch noch ausgezeichnet und voller Leichtigkeit von Murakamis deutscher Übersetzerin Ursula Gräfe umgesetzt wurde).
Die Story war verworren, wirkte etwas befremdlich, und ich konnte all diese Inhalte noch nicht so ganz zuordnen. Aber ich wusste bereits, in Murakamis Worten steckt eine gewisse Magie. Murakami stiftete mich an, mein Unterbewusstsein mal einzuschalten und mehr nachzudenken. Auf einmal hatte ich den Drang, selbst etwas zu schreiben. Irgendwie aktiv zu werden, mich bemerkbar zu machen. Je mehr Romane ich las, desto mehr veränderte sich meine Denkweise auf eine sehr angenehme art.

Ich vermute, es geht vielen so. In all den Jahren, wo man Murakamis Romane verschlungen hat, die vielen Drinks getrunken hat, mit den vielen geheimnisvollen Frauen geschlafen hat und mit Schafsmännern getanzt hat, kam es einem weniger vor, als lese man die Geschichten eines erfolgreichen Autors, viel mehr erinnerten diese Geschichte an Erlebnisse, die von einem guten Freund bei einem gemütlichen Bier erzählt werden.

Haruki Murakami ist nun 65 Jahre alt geworden. Er könnte aber auch genau so gut 50 geworden sein. Und all seine Leser sind vermutlich am heutigen Tage (je nachdem auf welchem Platz der Erde man sich befindet) zumindest geistig ebenfalls ein Jahr älter geworden.

In diesem Sinne erhebe ich mein imaginäres Glas und stoße an auf Haruki Murakami. Mögest du uns auch noch weiterhin von deinen Erlebnissen berichten, die du in all den vielen verschiedenen Welten erlebt hast.


(Liedwunsch: Pet Shop Boys mit Jealousy. Erwähnung in After Dark)

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