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Mittwoch, 25. Oktober 2023

Rezension: Throne of Glass - Die Erwählte (Sarah J. Maas)




Throne of Glass - Die Erwählte

Autorin: Sarah J. Maas
Verlag: dtv
Genre: Fantasy
Übersetzung: Ilse Layer
Format: eBook, gebundene Ausgabe



Immer wieder bin ich bei der Suche nach neuem Lesestoff über Sarah J. Maas und auch ihre Throne of Glass-Reihe gestolpert. Nachdem ich auch im Umfeld hörte, die Reihe solle gut sein, beschloss ich, dem Ganzen eine Chance zu geben.
Hauptfigur ist Celaena Sardothien, ehemals die beste und berühmteste Assassine des Landes, nun zur lebenslangen Strafarbeit in den Salzminen verurteilt, was einem Todesurteil gleichkommt, denn nur Wenige überleben überhaupt länger als einige Wochen. Ihre Aussicht auf Rettung kommt überraschend in Form des Captains der königlichen Garde, Chaol Westfall, der ihr anbietet für Kronprinz Dorian Havilliard in einem Wettkampf gegen 23 andere Männer - natürlich ist keine einzige Frau darunter, aber darunter würde Celaenas Position als großartige Heldin ja auch leiden - anzutreten und sollte sie diesen gewinnen - und überleben - so bekommt sie nach 4 Jahren als Champion des Königs ihre Freiheit zurück.
Schnell wird dabei auch ein übergeordneter Konflikt deutlich: Der König unterwirft die Länder, mit aller Gewalt, die er aufbringen kann, er versklavt die Völker und tötet, wer ihm gefährlich werden kann. So erging es auch Celaenas Heimat. Zugleich wurde zehn Jahre zuvor sämtliche Magie verboten, Heil- und Magiekundige wurden verfolgt und getötet, und als Folge dessen hat sich die Magie zurückgezogen.
Ein dritter Handlungsstrang wird eingeflochten, nachdem Celaena das Angebot angenommen hat und im Schloss ankommt. Schnell wird klar, dass etwas Böses in diesen Mauern lauert und es auf die Wettkampfteilnehmer abgesehen hat. Als dann auch noch eine seit tausend Jahren tote Königin auftaucht und in Celaena die einzige Chance zur Rettung sieht, und Celaena zudem feststellt, dass sie eigentlich sowohl Chaol als auch Dorian ziemlich interessant findet, ist ihre Verwirrung perfekt.

So, und jetzt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll ... Vielleicht einfach bei den Protagonisten. Sie sind alle sehr jung, Calaena ist 18, Dorian 19, Chaol 22. Abgesehen von Dorian, der seine Stellung als Kronprinz durch Familienzugehörigkeit hat, sind das beeindruckende - und für mich unglaubwürdige - Entwicklungen. Mit 17 in die Minen geschleppt, also bereits in dem Alter berühmt als Assassine, mit 20 Hauptmann der Garde geworden, ohne echte Kampferfahrung, ohne je einen Menschen getötet zu haben. Trotzdem, welche Überraschung, von seinen Männern hoch angesehen. So funktioniert das einfach nicht, in dieser Position sitzen in der Regel "alte Hasen", die über langjährige Erfahrung verfügen. Auch das Handeln der Figuren passt oft nicht zum Alter, und zwar in beide Richtungen, vor allem auf Celaena bezogen. Sie war mir von der ersten Seite an unsympathisch, unglaublich arrogant, von sich selbst eingenommen, in ihren Augen wohl eine Ritterin ohne Furcht und Tadel. Stets weiß sie alles besser, gibt zickige Kommentare ab, verhält sich wie ein kleines Mädchen, dem man die Puppe weggenommen hat, ist ungeduldig. Alles Dinge, die nicht zum Handeln einer ruhigen, besonnenen Assassine passen, die geduldig im Schatten auf ihre Gelegenheit warten sollte. Trotzdem ist sie natürlich in allem die Beste, das hat auch ein Jahr in den Salzminen nicht ändern können, zwar hat ihre Konstitution gelitten, aber ansonsten schlägt sie Chaol dennoch fast im Kampf, verprügelt einen Gegner mit zwei Handgriffen ohne Mühe, und muss stets ermahnt werden, sich im Mittelfeld zu halten um von den anderen Wettbewerbsteilnehmern nicht als Bedrohung erkannt zu werden.

Auch in der Erzählung hat mich einiges gestört. Allem voran die Frage, warum eine so gefürchtete Assassine innerhalb kürzester Zeit quasi frei durchs Schloss streifen darf. Wozu dieser fingiert wirkende Wettkampf dient, bei dem stets jemand ausscheidet oder sogar stirbt. Dieser hätte im Übrigen um einiges spannender gestaltet werden können. Der Klapptext ließ zunächst etwas wie Tribute von Panem oder Battle Royal erwarten, in Wahrheit handelt es sich aber nur um verschiedene Wettkämpfe in beispielsweise Bogenschießen, Klettern oder Messerwerfen - die Wettkämpfe hätten hier so viel mehr Potential gehabt, sowohl in der Beschreibung als auch in den Kategorien. Dann ist da noch dieses Liebesdreieck. Celaena kann sich nicht zwischen den beiden Männern entscheiden, findet mal den einen toll, himmelt mal den anderen an, aber eigentlich ist sie noch lange nicht über ihre erste Liebe hinweg. Trotzdem wirkt es manchmal, als würde sie alles bespringen wollen, was auch nur annähernd männlich aussieht. Oh, und unglaublich gut sehen natürlich alle aus in dem Buch, nicht nur die Männer, Celaena ist natürlich die Hübscheste von allen, wobei auch die anderen Frauen nicht von schlechten Eltern sind. Nur, oh Du liebes Klischee, die Gegner sehen schlecht aus, aber auch hier nur die, die sich durch eher nicht so positive Charaktereigenschaften auszeichnen.

Nun kann man der Autorin zugute halten, dass sie 16 war, als sie den ersten Entwurf geschrieben hat. Dagegenhalten möchte ich allerdings direkt damit, dass es ein erster Entwurf gewesen sei, somit sollte der einiges an Überarbeitung erfahren haben. Das ist allerdings entweder nicht passiert oder es ist der Schreibstil der Autorin - ich kenne keine anderen Bücher von ihr und habe nach Throne auf Glass auch nicht das Bedürfnis das zu ändern. Das ganze Buch wirkt aus Inspirationen durch andere Werke zusammengestückelt und ist dabei immer die Fantasie eines Teenagers, der davon träumt, ein Held zu sein, die Welt zu retten, die große Liebe zu finden, alles das eben. Vielleicht sieht sich die Autorin selbst in Celaena, vielleicht sind die beiden Männer ihre Typen Mann, so liest es sich einfach. Da man mir sagte, der erste Band sei der Schwächste und es werde besser, habe ich tatsächlich weiter gelesen (Spoiler: Es wird immer schlimmer, Celaena wird von Seite zu Seite unsympathischer, zickiger, geht am Ende sogar mit Tötungsabsicht mit dem Messer auf ihr sehr nahestehende Leute los, weil die ihr nicht alles gesagt haben, hat aber selber eine ganze Wagenladung voll Geheimnisse) und da bin ich über eine Stelle gestolpert, die in meinem Kopf schon beim Lesen von einer anderen Stimme und mit einem anderen Text überlagert wurde:

"Wo war Elena vor zehn Jahren, als es ganze Heerscharen von Helden gab, aus denen sie sich einen hätte herauspicken können? Wo war sie mit ihren lächerlichen Anweisungen, als die Welt sie wirklich gebraucht hätte - als Terrasens Helden von Aderlans Armeen niedergemäht und gejagt und hingerichtet wurden? Wo war sie, als die Königreiche eins nach dem anderen an den König von Aderlan fielen?" (aus: Sarah J. Maas: Throne of Glass - Kriegerin im Schatten, S. 70f.)


Wo war Gondor, als die Westfold fiel? Wo war Gondor, als die Feinde den Kreis um uns 
schlossen? Wo war Gon-? Nein, mein Herr Aragorn, wir sind allein.


Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

Abschließend noch ein paar Sätze zur Sprache. Vorab: Natürlich geht da einiges ggf. verloren oder verzerrt sich, sobald eine Übersetzung im Spiel ist. Bestimmte Dinge hier sind einfach ungeschickt, man liest eine Geschichte in einem fantastischen Setting und stolpert plötzlich über Begriffe wie Witch Kingdom. Auch einige zu moderne Ausdrücke haben sich hier und da eingeschlichen. Am meisten hat mich allerdings gestört, dass ständig von einer "Assassinin" gesprochen wurde. Der Duden, ich habe es extra nachgeschaut, bevor ich mich aufrege, kennt diesen Begriff nicht, er kennt nur: Assassine, der. Für mich hätte es in dem Fall "die Assassine Celaena" heißen müssen. Das ganze Assassinen-Thema wird die Autorin aber auch nicht müde zu betonen, ich hatte zeitweise den Punkt erreicht, an dem ich dachte, wenn ich jetzt noch ein drittes Mal in ebensovielen Sätzen "Adarlans Assassinin" oder überhaupt irgendwas darüber lesen muss, dass Celaena ja eine ach so tolle Assassine ist, lösche ich das Buch von meinem Handy. Das ist nichtmal ein Running Gag - geschüttelt, nicht gerührt - sondern einfach eine unfassbar nervige Wiederholung.



Abschließende Gedanken

Ich weiß nicht, ob Throne of Glass als Jugendbuch zu sehen ist, aber genau das ist es. Eine Fantasie einer Jugendlichen für andere Jugendliche geschrieben, weit ab von jeder Logik im Handeln der Charaktere, in einem Setting, das so viel verschwendetes Potential beinhaltet. Natürlich sollte man dann nicht allzu viel erwarten, aber selbst die nicht vorhandenen Erwartungen wurden hier irgendwie enttäuscht. Auch die zweite Chance, die ich der Reihe gegeben habe, hat sich als vergebliche Liebesmüh erwiesen. Persönlich bin ich damit gar nicht warm geworden, zu viele Punkte haben mich in der logischen Abfolge, der Erzählung, auch der Sprache gestört. Vor allem finde ich aber sympathische Charaktere wichtig oder zumindest solche, die einem nicht, sobald sie den Mund aufmachen oder auch nur denken den letzten Nerv rauben. Schade, da wäre mehr möglich gewesen.



Rezension verfasst von: Lavandula

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