Um Haruki Murakami ist es nach der Veröffentlichung des Zweiteilers "Die Ermordung des Commendatore" (Erstveröffentlichung 2017 in Japan) etwas ruhiger geworden. Doch Murakami blieb seiner Veröffentlichungspolitik treu. Nach einem großen Roman folgten Kurzgeschichten und somit erschien 2020 der gelungene Kurzgeschichtenband "Erste Person Singular" in seinem Heimatland. Die Werke sind natürlich auch alle zügig international und selbstverständlich auch in deutscher Sprache erschienen. Heute, an diesem 10.10.2023, hat der DuMont in Zusammenarbeit mit der Berliner Künstlerin Kat Menschik einen weiteren illustrierten Band einer Murakami-Kurzgeschichte veröffentlicht: Honigkuchen.
Was vielleicht nur die wenigsten aber wissen dürften, am 13.04 dieses Jahres hat Murakami über seinen Verlag Shinchosha seinen neusten Roman veröffentlicht: Machi to Sono Futashika na Kabe. Interessant hierbei ist, auf dem japanischen Buchcover befindet sich zeitgleich auch der englische Titel: The City and Its Uncertain Walls.
Mit fast 700 Seiten ist der Roman, auch wenn es diesmal kein Zweiteiler ist, ein echtes Schwergewicht geworden. Murakami soll während der Pandemie knapp 3 Jahre in völliger Isolation an dem Roman gearbeitet haben. Doch es gibt noch andere Dinge, die hier aufhorchen lassen. Bei Haruki Murakami ist es nichts neues, dass aus einer von ihm verfassten Kurgeschichte mal ein kompletter Roman entsteht. Aus "Aufziehvogel und die Dienstagsfrauen" wurde bekanntermaßen sein Magnum Opus "Die Chroniken des Aufziehvogels". Etwas weniger bekannt: Aus "Menschenfressende Katzen" wurde "Sputnik Sweetheart". Bei The City and Its Uncertain Walls ist es ein wenig komplizierter. Murakami plante diesen Roman schon einmal in den 80ern, hat die Idee aber verworfen, eine Kurzgeschichte daraus gemacht und etliche andere Ideen landeten dann in "Hard Boiled Wonderland und das Ende der Welt". Nach über 40 Jahren wagte Murakami also einen zweiten Anlauf und kehrt stilistisch hier wieder zu einer alten Stilform zurück. Gemeinsamkeiten zum gerade genannten "Hard Boiled Wonderland und das Ende der Welt" sind also nicht rein zufälliger Natur in Murakamis neuem großen Roman.
Wie immer ist der Roman auch in seinem Heimatland ohne große Fanfare im Vorfeld erschienen. Ähnlich geht man es in Fankreich bei Michel Houellebecq an. Ein Luxus, den sich nur wahrlich bekannte Autoren auch leisten können.
Aktuell ist bei The City and Its Uncertain Walls weder etwas von einer deutschsprachigen, noch von einer englischsprachigen Übersetzung bekannt (zumindest habe ich nichts dergleichen gelesen, ich lasse mich hier aber mehr als gerne korrigieren). Bei der üppigen Seitenanzahl wäre es nicht verwundernd, wenn der Roman in unserer ausschweifenden deutschen Sprache rund 1000 Seiten in Anspruch nimmt. So etwas beansprucht Zeit. Ich würde dennoch mit einer Veröffentlichung 2024 rechnen.
Wer mehr über den Roman erfahren möchte (Achtung Spoiler), es gibt eine ausführliche Rezension dazu: Jean -Michel Serres
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen