Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Freitag, 9. Oktober 2015

Vorschau: Kopfkissenbuch (Sei Shonagon)



Am 12. Oktober bringt der Manesse Verlag seine, sehr wahrscheinlich, letzte Veröffentlichung eines japanischen Klassikers für das Jahr 2015. Dafür plante der Verlag noch einmal etwas großes, und gleichzeitig haben wir es auch mit einer Premiere zu tun. Denn erstmals wird das Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shonagon ungekürzt bei uns erscheinen. Es gab in der Vergangenheit mehrere Versuche, uns den Klassiker zugänglich zu machen. Manesse selbst hat den Titel sogar schon einmal veröffentlicht, nämlich in ihrer Reihe "Bibliothek der Weltliteratur" in einer Übersetzung von Mamoru Watanabe. Leider fehlten in bisher allen Veröffentlichungen wichtige Teile von Sei Shonagons Erzählungen. Teilweise wurden diese aufgrund der kulturellen Aspekte gekürzt. Für einen Liebhaber klassischer japanischer Literatur ist dies natürlich nicht zu rechtfertigen.




In der neuen aufwendigen Hardcover-Ausgabe (Feinleinenband auf Satinpapier), die optisch, schaut man genau hin, sogar an ein Kopfkissen angelehnt ist, finden wir eine Neuübersetzung von Michael Stein der hier nicht nur eine sehr lesbare, sondern aber auch ziemlich interessante Übersetzung angefertigt hat. Ohne unübersichtlich in den Haupttext verarbeitet zu werden befinden sich auf vielen Seiten häufig kleinere Absätze des Übersetzers, die stets interessante Hintergrundinformationen bieten. Abgerundet wird all jenes mit einem ausführlichem Nachwort des Übersetzers.




Doch welcher Inhalt befindet sich in einem Buch, mit einem solch ungewöhnlichem Titel? Wie sicher bereits viele angenommen haben, geht es, trotz des eindeutigen Titels, nicht um Kopfkissen oder antike Schlafgewohnheiten. Eine ausführliche Besprechung/Rezension des Kopfkissenbuches wird es aber demnächst hier auf "Am Meer ist es wärmer" geben.

Einen kurzen Überblick will ich euch aber dennoch verschaffen. Wenn man von japanischen Hofdamen spricht, fallen meistens zwei Namen, die weltbekannt sind. Zum einen wäre das Murasaki Shikibu, die mit ihrer "Genji Monogatari" den vermutlich ersten Roman und die erste Coming of Age Geschichte der Weltliteratur verfasst hat. Und dann gibts es da Sei Shonagon, die mit ihrem Kopfkissenbuch das Leben am Hofe schildert. Im Gegensatz zu ihrer Hofdame-Kollegin Murasaki Shikibu tut sie dies jedoch auf ihre ganz eigene Art und ihrem ganz eigenem Stil. So ist das Kopfkissenbuch viel mehr ein Zeitzeugenbericht aus der Zeit am Hofe. Mit vielen kleinen Geschichten, Gedichten und anderen Anekdoten berichtet Sei Shonagon von ihren Tagen als Hofdame. Mal humorvoll, mal poetisch, mal aber auch erotisch. Natürlich muss das Wort "Erotik" hier verhalten gewählt werden. Aber für damalige Verhältnisse war die Verfasserin überraschend freizügig.

Mehr zu dieser wundervollen Ausgabe wird es in den nächsten Tagen geben.


Japanische Klassiker auf "Am Meer ist es wärmer".

Die Geschichte vom Prinzen Genji

Japanische Jahreszeiten

Tagebuch eines alten Narren

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen