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Montag, 22. Oktober 2018

Rezension: Weltenzerstörer (Cixin Liu)




China

Weltenzerstörer
Originaltitel: Ren he tunshizhe
Auch zu finden im Sammelband "Die wandernde Erde" (Erscheint am 10.12.2018)
Autor: Cixin Liu
Verlag: Heyne
Übersetzung: Marc Hermann (Novelle), Karin Betz (Leseprobe), Kristof Kurz (Nachwort)
Nachwort: Xia Jia
Genre: Science-Fiction, Novelle



Über Twitter fragte mich kürzlich ein Science-Fiction Fan, ob die Literatur von Cixin Liu mit Philip K. Dick vergleichbar wäre. Ich musste kurz nachdenken und verneinen, denn Philip K. Dick sei mit keinem anderen Science-Fiction Autor vergleichbar. Doch das selbe kann man auch zum chinesischen Autor Cixin Liu sagen, dessen großartiges Werk der Westen erst vor einiger Zeit für sich entdeckt hat. Der Autor der Trisolaris-Trilogie erfindet das Science-Fiction Genre nicht neu, er hat es schlicht und ergreifend revitalisiert. Harte Science-Fiction war über Jahrzehnte quasi von der Bildfläche verschwunden. Cixin Liu's Themenwahl erinnert zwar an Autoren wie Clarke, Asimov und Herbert, er überträgt diese bekannten Themen jedoch in unsere heutige Gesellschaft. Und genau diese Herangehensweise funktioniert auch wieder in seiner Novelle "Weltenzerstörer". Hier wandelt der chinesische Autor wieder einmal auf großen Pfaden, baut aber zusätzlich noch einen Hauch Leiji Matsumoto mit ein. Und was Leiji Matsumoto (japanischer Mangaka und Illustrator und verantwortlich für Space Battleship Yamato) mit Weltenzerstörer zu tun hat, verrate ich jetzt.

Weltenzerstörer ist eine Novelle, die gleichzeitig aber auch Teil von Cixin Liu's Anthologie "Der wandernde Planet" ist. Hierzulande erscheint die Sammlung 10.12.2018 beim Heyne Verlag. Die hier vorliegende Ausgabe von Weltenzerstörer als Stand Alone Variante beinhaltet neben der Geschichte (rund 71 Seiten) auch noch einen Anhang, ein Nachwort der jungen chinesischen Literaturwissenschaftlerin und Autorin Xia Jia und eine Leseprobe zum finalen Band der Trisolaris-Trilogie "Jenseits der Zeit" welcher am 08.04.2019 erscheint. Der Ausgabe mit Klappenbroschur liegt noch ein Poster bei (ob dies beschränk auf eine Auflage ist, ist mir nicht bekannt). Cixin Liu schrieb den "Weltenzerstörer" im Jahr 2002, also einige Jahre vor der Trisolaris-Trilogie (Die drei Sonnen, Der dunkle Wald, Jenseits der Zeit). So ist es auf einmal gar nicht mehr verwunderlich, dass einige Elemente, wie eine lauernde Gefahr für die Erde, die noch ein ganzes Jahrhundert entfernt liegt, auch ihren Weg in seine beeindruckende Science-Fiction Trilogie fand.

Die Handlung der Geschichte ist einfach zusammengefasst. Ein Kommandant der Weltraumpatrouille entdeckt im finsteren Weltall ein seltsames Objekt. Es ist ein Kristall, der seit Generationen anscheinend planlos durchs All fliegt. Doch in diesem Kristall steckt eine Botschaft. Es ist die Botschaft eins Volkes, welches vor langer Zeit ausgelöscht wurde und dieser Kristall somit das letzte Vermächtnis von Eridanus ist. Dem Kommandant zeigt sich ein seltsames Mädchen. Es scheint ihm so, als sei es direkt aus einem Zeichentrickfilm entsprungen. Immer wieder rasselt das Mädchen den gleichen Monotonen Spruch herunter: "Alarm! Alarm! Der Weltenzerstörer kommt!". Doch nach einer Weile beginnt die künstliche Intelligenz, mit dem Kommandant zu kommunizieren. Verwundert darüber, wie bewandert die KI über das menschliche Volk ist, hört er sich ihre Geschichte an. Darin berichtet sie über ein gigantisches Objekt, was gesamte Planeten vernichtet. Es quetscht die Ressourcen der Planeten heraus und überlässt diese dann seinem Schicksal. So ist es auch ihrer Heimat ergangen, doch wurde diese Botschaft erstellt, um anderen Völkern dieses Schicksal vielleicht zu ersparen. In 100 Jahren soll der Weltenzerstörer sein Ziel erreichen. Eigentlich genug Zeit, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Doch welchem Zweck dient der Weltenzerstörer? Dieser Zweck soll lange in der Zeit verloren gegangen sein, so, dass nicht einmal die Rasse, die das Objekt steuert, mehr den wahren Grund kennt. Doch wie will man sich einer Übermacht wie dem Weltenzerstörer nur stellen?

Ob es das Mädchen im Kristall ist oder aber die allgemeine Prämisse der Geschichte, hier riecht so einiges nach Space Battle Ship Yamato. Diese Science-Fiction Oper rief der Japaner Leiji Matsumoto 1974 ins Leben. Besonders Titel aus Japan scheinen Cixin Liu des öfteren inspiriert zu haben. In "Der dunkle Wald", Teil 2 der Trisolaris-Trilgoie, zitiert er sogar Yoshiki Tanaka, dem Autor der "Legend of the Galactic Heroes" Saga. Weltenzerstörer kann man, so gesehen, beinahe als Prototyp für das sehen, was Cixin Liu nachträglich geschrieben hat. Aber die kurze Novelle funktioniert auch als Frühwerk überraschend gut.




Resümee

Ob man nun die Novelle mit den Extras jetzt liest oder auf die Anthologie wartet, die bei uns im Dezember erscheint, "Weltenzerstörer" sollte für Fans von intelligenter Science-Fiction Pflicht sein. Bereits in diesem Frühwerk kann man die Hingabe für das Genre gegenüber bei Cixin Liu spüren. Science-Fiction aus China könnte dank Cixin Liu zu einem Überraschungshit werden wie japanischer Whisky. Für Whisky sind die Chinesen zwar nun nicht bekannt, aber zumindest in der Literatur ist ein wichtiger Grundstein gelegt. Man kann daher nur hoffen, dass Cixin Liu noch einige talentierte Autoren in seinem Land mit dieser Hingabe anstecken wird. Was mich angeht, ich will eindeutig mehr davon lesen.

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