Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Samstag, 11. August 2012

Nachgereicht: Berserk: The Golden Age Arc 1 (Rezension)




Japan 2012
Manga: Kentaro Miura
Produktion: Studio 4°C
Regie: Toshiyuki Kubooka 
Sprecher: Hiroaki Iwanaga, Toa Yukinari, Takahiro Sakurai, Yuki Kaji, Kenta Miyake
Originaltitel: Berserk Ougon Jidaihen I: Haou no Tamago
Genre: Dark Fantasy, Horror
Verleih: Universum Anime
Deutscher Verkaufsstart: Oktober 2012
FSK: Noch nicht geprüft (Prognose: FSK 16)

Trailer:




Als vor einiger Zeit Bilder auftauchten, die neues Material zu einem Berserk Anime zeigten, waren die Fans recht verwirrt. Schnell wurde das gezeigte Material als Fake abgestempelt. Doch da lagen die Skeptiker falsch. Die abgefilmten Bilder waren sehr wohl echt. Als dann bekannt wurde, dass Studio 4°C an drei neuen Berserk Filmen arbeitet, war die Freude umso größer. Die kultige Anime-Serie aus den Jahren 97/98 umfasste lediglich den Golden Age Arc des Manga und lies die Zuschauer mit einem Gefühl der Sehnsucht zurück. Die Sehnsucht nach Mehr.

Berserk, der Manga von Kentaro Miura, gehört mit Millionen verkauften Exemplaren zu den weltweit erfolgreichsten Seinen-Manga. Seit 1990 wird die Serie publiziert, doch ein Ende ist nicht in Sicht. Die Fans sind verärgert, zumal der große Sensei lieber Videospiele spielt, als an Berserk zu arbeiten. Obwohl die Leser die neuen Kapitel nicht gerade wohlwollend entgegennehmen, befindet sich das Gesamtwerk eigentlich in jeder gut sortierten Manga Top 10. 
Mittlerweile gibt es jedoch so viel neues Material, dass es kein Problem darstellte, einen neuen Anime zu kreieren. Sollte man eigentlich meinen. Nach den Freudenschreien verstummten die Fans wieder recht schnell, als bekannt wurde, die drei neuen Kinofilme würden lediglich den Golden Age Arc thematisieren. Somit also die Vorgeschichte des Protagonisten Guts, die bereits die 25 Folgen der Anime-Serie aus den 90er Jahren füllte. Drei Filme sollen Das Goldene Zeitalter kompakt zusammenfassen. Kein wunder, dass sich da einige Leute ein wenig hintergangen fühlen. Ist dies wirklich etwas, worauf man nun knapp 15 Jahre gewartet hat? Bedenkt man, dass der erste Film nicht einmal eine Spielzeit von 80 Minuten hat, kann einem da die Freude ziemlich schnell vergehen.

So gesehen stellen die neuen Berserk Filme nichts weiter dar, als eine unglaublich kostspielige Neuerzählung der Anime-Serie. So dürfte es nicht verwunderlich sein, wenn der auf Hochglanz polierte Film die Berserk-Fans in allen Belangen enttäuscht. Denn weder fängt der Film die schmutzige Atmosphäre des Manga und der Serie ein, noch wurden die alten Sprecher für die neuen Filme übernommen. Und dennoch konnte mich The High King's Egg unterhalten.

Im Gegensatz zur Serie hat Studio 4°C die erste Folge der Serie gestrichen. Die zeigt nämlich Inhalte aus dem Black Swordsman Arc (die Zeit, nachdem Guts die Falken verlassen hat). Ein weiterer beweis dafür, dass tatsächlich nur die Geschichte des Golden Age Arc erzählt werden soll. Der Zuschauer wird ohne irgendwelche Hintergrundinformationen in die erste Schlacht geworfen. Der Stil von  Studio 4°C ist dabei unverkennbar. Es ist ein Stil, der nur noch wenig mit dem Original zu tun hat. Alles wirkt farbenfroh und hell. Die Zeichnungen wurden zu circa 50% am Computer erstellt. Es gibt viele CGI Hintergründe und weniger Handarbeit. Die Bewegungen der Charaktere wirken plastisch, was ich aber nicht unbedingt als Kritikpunkt sehe. Weder an den Zeichnungen, noch an den CGI Hintergründen gibt es etwas zu bemängeln. Studio 4°C hat hier, wie immer, absolut grandiose Arbeit geleistet. Allerdings ist der Film längst nicht so schmutzig wie der Manga oder die Serie. Berserk muss dreckiger sein, düsterer. Immerhin haben wir es hier mit dem Inbegriff des japanischen Dark Fantasy zu tun.

Verwundert war ich hingegen über die Darstellung der Gewalt. Ich hätte, ehrlich gesagt, mit weitaus weniger Splatter gerechnet. Zumindest haben wir hier einen Punkt, wo der Film der Serie in etwas voraus ist. Auch wenn der Film in anderen Aspekten an Atmosphäre einbüßt hat, die blutrünstige Richtung dürfen die kommenden Filme ebenfalls gehen. An den teilweise bizarren Artworks aus dem Manga, muss der Film aber immer noch seinen Helm ziehen.

Die Laufzeit beträgt gerade mal 76 Minuten. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Ein Kenner des Manga bzw. der Serie zu sein, oder ein kompletter Neueinsteiger. Der Kenner wird vermutlich den Kopf darüber schütteln, wie viel Inhalte gestrichen wurden. Die Neueinsteiger werden damit aber kein Problem haben. Dafür aber mit der verwirrenden Handlung, weil eigentlich alle Zusammenhänge und die wahrlich komplexen Beziehungen unter den Charakteren dem Zuschauer beinahe komplett vorenthalten werden. Der Film legt eindeutig mehr Wert auf Action in Form von aufwendigen Kämpfen. Wer nun wen hasst, und warum die Charaktere psychisch alle so daneben sind, darauf wird leider nicht eingegangen.

Die neuen Synchronsprecher machen einen makellosen Job. Doch hätte ich es wesentlich mehr begrüßt, wenn man, genau wie bei den neuen Evangelion Filmen, den Cast aus der Serie behalten hätte. Die Hintergründe, wieso man die Sprecher gewechselt hat, sind mir nicht bekannt. 
In Sachen Soundtrack punktet der Film aber ziemlich. Es sei daher empfohlen, wenn es nur irgendwie möglich ist, den Film auf einer großen Leinwand zu schauen mit einem passendem Soundsystem.


Fazit:

Die Euphorie über die neuen Berserk Filme dürfte längst verflogen sein. Studio 4°C, ein Studio, bekannt für Kreativität und exotische Werke, legen hier Mainstream vom Feinsten vor. Das hat nicht unbedingt etwas schlechtes zu bedeuten, allerdings bekommen wir nichts zu sehen, was der Manga und die darauf basierende Serie nicht um längen besser gemacht hat, und das mit weitaus weniger Budget. Für die Fans dürfte die neue Optik ein Dorn im Auge sein. Neueinsteiger bekommen ein bildgewaltiges Werk serviert, werden aber letztendlich auch nicht schlauer aus dem, was ihnen da gerade vorgesetzt wurde. Kurzweilig ist The High King's Egg allemal. Es ist aber eindeutig ein Anime, der sich endlich mal wieder an Erwachsene Zuschauer richtet, und es ordentlich krachen lässt.
Der in Japan bereits angelaufene zweite Teil hat aber dennoch eine schwere Aufgabe, den Plot wieder in die richtige Richtung zu lenken. Zumindest aber passt da die Laufzeit von über 100 Minuten schon besser. 
Zwar bekommt Berserk nun die epochale Aufmachung, die ein Werk von diesem Kaliber verdient, mit einer neuen TV-Serie wären aber alle Beteiligten wohl besser bedient gewesen.
Rückblickend auf den Film kann aber bereits jetzt schon gesagt werden: Die große Offenbarung war Teil 1 noch nicht. Mal schauen, was die nächsten beiden Teile bieten werden.

Wertung

 6,5 von 10 Punkte



Infos zum deutschen Release:

Erst in diesem Jahr hat Universum durch die Veröffentlichung von Puella Magi Madoka Magica auf sich aufmerksam gemacht. Mit Berserk haben sie sich gleich die nächste Bestseller-Lizenz gekrallt. Im Oktober will man den ersten der drei neuen Berserk Filme auf DVD und BluRay veröffentlichen. Weitere Infos zur kommenden Veröffentlichung gibt es aber noch nicht. Im Rahmen der AnimagiC 2012 wurde die japanische Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt. Man kann davon ausgehen, dass trotz des teilweise recht heftigen Inhalts der Film unzensiert mit einer FSK 16 Freigabe abgesegnet wird.

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