Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Donnerstag, 2. Juni 2011

Kommentar: Der Aufziehvogel über David Lynch


David Keith Lynch, geboren am 20 Januar 1946..... ach Scheiße!
Ich habe ehrlich gesagt keine Lust auf das übliche Palaver. Wann ist David Lynch geboren, welche Schule hat er besucht, was aß er am 15 August 1960 zu Mittag.....
Ich spare mir den üblichen Smalltalk. Vermutlich weil David Lynch auch selbst nichts darauf geben würde. Ich möchte stattdessen einfach nur ein wenig über Lynch plaudern, wie ich auf seine Werke aufmerksam geworden bin und was ich eigentlich davon halte. Und da ich ihm ein komplettes Special widme, scheine ich wohl viel von ihm zu halten.

Wenn David Lynch bei "Wie werde ich ihn los in 10 Tagen" Regie geführt hätte:



Leider war das Video "If David Lynch Directed Dirty Dancing" nicht zum einbetten verfügbar. Dennoch möchte ich es euch nicht vorenthalten; http://www.youtube.com/watch?v=wjvuCOlkO4E

Allerdings ist auch ersterer Trailer ein tolles Beispiel. Der unverkennbare Stil (tolle Musik, wahnsinnige Kamerafahrten und eine sehr bedrohliche Grundstimmung) des Meisters wird auch in diesem Fake Trailer deutlich. Man findet noch ein paar dieser Werke auf Youtube. Sie wurden von einigen enthusiastischen Fans zusammengeschnitten.
So wird selbst eine aalglatte RomCom wie "Wie werde ich ihn los in 10 Tagen" zu einem knallharten R-Rated Mystery Thriller. Faszinierend. Es ist einfach erstaunlich zu sehen wie sehr sich Lynchs Stil in der modernen Popkultur unter all den Filmfans verbreitet hat.

Wie bin ich überhaupt zu David Lynch gekommen? Der Mann dem George Lucas einst angeboten hat Die Rückkehr der Jedi-Ritter zu drehen (dieser aber ablehnte)? Also ganz offiziell erst sei Mulholland Drive. Inoffiziell jedoch kenne ich seine Kunst bereits seit ungefähr meinem sechsten oder siebten Lebensjahr. Damals wurde jede Woche auf einem RTL Sender die Serie Twin Peaks gesendet. Ich wusste nicht unbedingt worum es in dieser verwirrenden Serie ging, dennoch hat mir das sehr gut gefallen was ich da gesehen habe. Auch wenn ich in der Nacht dann meistens schlecht schlafen konnte. Bis Heute erinnere ich mich an die Szene aus dem roten Raum wo Dale Cooper, Laura Palmer und der Liliputaner vertreten waren. Die komplette Szene, besonders als der Liliputaner anfing rückwärts zu sprechen, faszinierte mich.
Jedoch sollte ich erst knapp 14 Jahre später erfahren welches Genie dafür verantwortlich war. Als mir immer wieder der Name David Lynch um die Ohren geworfen wurde, und man mich sogar dazu aufforderte sein filmisches Werk unbedingt nachzuholen, habe ich den Entschluss gefasst und mir Mulholland Drive vor einigen Jahren gekauft. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht wie sehr sich dadurch meine komplette Meinung über Filme ändern würde. Der komplette Film jagte mir einen solchen Schauder über den Körper sodass ich eine komplette Nacht wach im Bett gelegen habe und auch lange nach dem Abspann noch über den Film nachdenken musste. Mulholland Drive stellte durch seinen völlig unkonventionellen Stil ein noch nie dagewesenes Filmerlebnis für mich da. Bis Heute hat sich daran auch nichts geändert.


Ich lernte Lynch allmählich lieben. Besorgte mir auch seine anderen Filme. Filme wie Lost Highway zum Beispiel. Auch wenn der Bonus für Einmaligkeit nicht wie bei Mulholland Drive erreicht werden konnte, so lernte ich die surreale Filmkunst ein für alle Male lieben. Ich war fortan begeistert von allem wo ich als Zuschauer am Ende selbst aufgefordert wurde zu interpretieren. Und als mir die Droge Lynch allmählich ausging, musste ich mir neuen Stoff besorgen. Darunter das umfassende Werk von Shinya Tsukamoto (Tetsuo, Nightmare Detective), der einen sehr ähnlich, surrealen Stil wie David Lynch besitzt (ein perfekter vergleich: Eraserhead und Tetsuo. Dazu folgen in der Eraserhead Kritik mehr Details). Ein Film der mich jedoch besonders begeisterte war ein Independent Film aus Südkorea. Der Titel lautet Spider Forest (Geomi sup, Regie Il-gon Song). Ohne eine dreiste Kopie zu sein bedient sich der Film ganz gemächlich an Lynch Elemente. Spider Forest ist viel mehr eine Hommage mit viel Liebe zum Detail.



Auf die umfangreiche Filmografie des David Lynch will ich natürlich erst bei den kommenden Kritiken eingehen, diese werden alle innerhalb diesen Monats (Juni) veröffentlicht werden.

Doch was macht seine Filme überhaupt so einzigartig (abgesehen von dem schwachen Dune und dem etwas zu konventionellen Wild at Heart)? Sind es die immer wiederkehrenden Motive? Moment! Es sind die immer wiederkehrenden Motive die all seine Filme auf eine gewisse Weise miteinander verknüpft (Lost Highway, Mulholland Drive und Inland Empire wird unter Fans sogar als eine voneinander unabhängige Trilogie angesehen). Immer wieder präsentiert uns Lynch alptraumhafte Szenarien wie in seinem Debüt Eraserhead oder Lost Highway. Abstrakte Charaktere tauchen plötzlich mitten im Geschehen auf um einfach wieder zu verschwinden. Schwarzer Humor (an der Grenze zum Galgenhumor) und seltsame Traumwelten. Und erstmals rechnet Lynch in Mulholland Drive auch mit der Traumfabrik ab. Die unverkennbare Schönheit des Films wird zunehmend zu einem immer düstereren Sog aus Gewalt und Intrigen. Die Schönheit Hollywoods ist eine Illusion, ein Trugbild. Die Botschaft wird spätestens am Ende ziemlich deutlich übermittelt.
Genau diese Aspekte sind es die einen Film von David Lynch ausmachen. Und ich will gar nicht behaupten das er nicht auch einmal daneben gegriffen hat. Wild at Heart wäre da nämlich das perfekte Beispiel. Die Hommage an Der Zauberer von Oz wankt immer wieder zwischen Faszination und Katastrophe.

Lynch und Murakami: Die Synapsen brennen durch (endgültig)

Was ein kurioser Vergleich von mir. David Lynch und Haruki Murakami. Doch so abwegig ist der Vergleich gar nicht. Denn auch der Japaner arbeitet in seinen Romanen mit gleichen Stilmittel. Allerdings wird man diesen Vergleich selbstverständlich nur bestätigen können wenn man sich ziemlich genau mit beiden Künstlern befasst. Jetzt wo ich das wichtigste der Filmografie von David Lynch geschafft habe, hole ich mir meine Dosis Surrealismus von Haruki Murakami. Auch wenn das überhaupt nicht gut für meinen Verstand ist. Man könnte sogar sagen das diese beiden Herren meinen Verstand nun komplett geprägt haben.

Gib Alles, Aufziehvogel!

Ich hoffe das ich ein paar Leute, die sich auf meinem Blog verirren werden, diese ungewöhnliche Filmkunst etwas näher bringen kann (das gilt natürlich nur falls diesen ahnungslosen Besuchern David Lynch noch unbekannt ist). Es wird in jedem Fall ein sehr spezielles Erlebnis werden. Einen Film von Lynch zu schauen ist nicht einfach nur einen Film zu schauen. Es explodieren keine Autos. Vampire kommen auch nicht vor. Es ist eine Welt weit entfernt von all jenen Klischees die uns Hollywood so auftischt. Was mich betrifft, mich hat David Lynch längst in seinen Bann gezogen. Jetzt hoffe ich nur noch auch bei den kommenden Kritiken die richtigen Worte zu finden.

Auf bald, verehrte Blogger.
Der Aufziehvogel.

4 Kommentare:

  1. Finde ich klasse, dass du David Lynch behandelst. Ich liebe seine Kunst. Twin Peaks ist genial und Eraserhead hat mich für ein ganzes Wochenende vollkommen aus der Realität geworfen. Mulholland Drive muss ich leider immer noch nachholen.
    Bin gespannt was du uns noch präsentieren wirst. Dank dir hab ich die Tage noch Spider Forest zu gucken.
    So, jetzt hol ich mir einen schwarzen Kaffee ;D

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  2. Ich freue mich immer einen Kommentar von dir zu lesen Salvo =)

    Wie immer komme ich schlecht Voran mehr für meinen Blog zu schreiben oder andere Blogs zu besuchen. Ich hoffe das ich bald den Kopf mal frei kriege und mir auch wieder einige deiner Geschichten durchlesen kann, die mich dich sehr inspirieren wieder eigene Geschichten zu schreiben.

    Also Mulholland Drive musst du natürlich unbedingt nachholen. Erasrhead, den ich erst kürzlich das erste mal gesehen habe, hat mich ebenfalls total fertig gemacht o.o
    Gegen Mitte bis Ende der Woche möchte ich zumindest schon mal 2 Lynch Besprechungen präsentieren.

    Dann wünsche ich dir noch einen guten Start in die Woche. Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, welcher Wochentag Heute ist ;(

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  3. Das freut mich ebenfalls zu hören, wenn du Lust bekommen solltest, wieder eigene Geschichten zu verfassen.

    Oh ja, Eraserhead ist so ein schöner Mindfuck Film. Es gibt so viele Interpretationseben... Das Baby macht viel aus. Das Geschrei,das Aussehen. Wie sie das hingekriegt haben, wird wohl ein ewiges Geheimnis in der Filmgeschichte bleiben. Aber du wirst den Film ja bestimmt noch auf dem Blog besprechen.

    In dem Sinne noch viel Spaß beim Verfassen deiner Lynch Beiträge.

    PS: Es ist Dienstag ^^

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  4. also ich hab mal irgendwo gelesen, dass Lynch eine Frau geschwängert hat, die dann ein behindertes Kind bekommen hat. Daraus entstand Eraserhead.
    Seitdem halte ich Lynch für einen recht kranken Sack, wobei ich nicht sagen kann, ob das überhaupt der Wahrheit entspricht ;)

    Seine Filme finde ich trotz allem genial.

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