Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Montag, 13. Juli 2015

Sarabada, alter Freund: Satoru Iwata (1959-2015)



Die Überschrift dieses Beitrages gleicht eigentlich schon einer Ironie. Wie kann man jemand einen alten Freund nennen, ohne dass beide Personen sich je getroffen haben und letztere nicht einmal von der Existenz des Mannes wusste, der diesen Beitrag gerade verfasst? Es klingt an den Haaren herbeigezogen und dennoch ist es wahr: Satoru Iwata begleitet mich auf meinen Wegen bereits seit vielen Jahren. Fürs erste trennen sich unsere Wege jedoch, denn Nintendos charismatischer Präsident erlag am 11. Juli 2015 seinem kurzen Krebsleiden im Alter von nur 55 Jahren.

Leser dieses Blogs werden natürlich wissen, ich berichte eigentlich ausschließlich über Literatur und Filme. Und nicht selten habe ich bereits Kondolenz-Beiträge verfasst. Jeder einzelne dieser Beiträge bewegte mich emotional sehr, weil ich mit allen verstorbenen Abschnitte in meinem Leben verband. Doch noch nie fiel es mir so schwer, erneut so einen Beitrag zu verfassen. Und ihn nicht hier zu veröffentlichen hätte ich nicht nur bereut, es wäre auch ganz einfach nicht richtig gewesen.

In meinem Leben hielt ich eher einen Controller in meinen Händen, bevor ich lernte, korrekt mit Messer und Gabel zu essen. Der erste Controller, den ich vor über 25 Jahren in meinen Händen hielt war ein NES Controller. Die Liebe zu diesem Spielgerät ist auch bis heute nicht erloschen.

Meine Verbundenheit zu Nintendo ist damit unbestritten und umso mehr bestürzt mich das überraschende Ableben Satoru Iwatas, dem erst vierten Präsidenten von Nintendo. Iwata gehörte vor seiner Tätigkeit als Präsident bereits bei der Firma HAL zu den großen Programmierern und Codern, der noch viele weitere Entwickler in der Videospielbranche inspirieren sollte. Iwata war für Spiele wie Balloon Fight, Mother (EarthBound) oder auch Kirby verantwortlich. Im Jahre 2002 übernahm Satoru Iwata das Amt des scheidenden Nintendo Präsidenten Hiroshi Yamauchi (2013 im Alter von 85 Jahren verstorben). Binnen weniger Jahre führte Iwata Nintendo zurück zu alten Erfolgen und läutete mit dem Nintendo DS, der Wii und dem 3DS eine neue Ära bei Nintendo ein. Satoru Iwata hob sich mit seiner lockeren und sympathischen art von anderen Männern in seiner Position ab.

Bereits 2014 verschwand Iwata für eine längere Zeit von der Bildfläche. Entdeckt wurde ein Tumor in der nähe der Galle. 2015 meldete er sich zurück und zu sehen gab es bei seinen ersten öffentlichen Auftritten nach dem Eingriff ein stark abgemagertes Oberhaupt zu sehen. Während sich viele Leute sorgen um seinen Gesundheitszustand machten, versicherte Iwata jedoch, er sei auf dem Weg der Genesung und verband den Gewichtsverlust mit seinem langen Krankenhausaufenthalt. Vermutlich wusste er selbst, das sein Zustand wesentlich ernster zu betrachten ist, denn innerhalb weniger Monate/Jahre neigt dieser Tumor dazu, zurückzukehren, dann jedoch aggressiver und letztendlich verheerender.

Bis zuletzt arbeitete Iwata hart an Nintendos aktueller Krise rund um die Wii U und der Zukunft der Firma. Die Figuren, die Iwata erschuf (die Idee zu Super Smash. Bros stammt unter anderem von ihm), besitzen unendlich viele Leben. Er selbst war, wie jeder andere Mensch auch, an die Erde gebunden.

Satoru Iwatas Erbe (welches noch nicht ermittelt wurde) wird eine große Lücke füllen müssen. Doch bei Nintendo wird dies erst einmal zweitrangig sein, denn im Hauptquartier in Kyoto stehen die Fahnen auf Halbmast. Mein tiefstes Mitgefühl geht an Nintendo und Satoru Iwatas Angehörige.


Sarabada, Iwata-San

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