Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Dienstag, 13. Mai 2014

Sohyun Jung: Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen (Rezension)


Foto: Mairisch Presse


Foto: Mairisch Presse



Deutschland/Südkorea 2014

Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen
Text und Zeichnungen: Sohyun Jung
Erscheinungsjahr: 2014, Mairisch
Genre: Graphic-Novel


"Iiirgh!
Was ist das? Der Geschmack der einzelnen Zutaten wird ja komplett vom Salz aufgefressen!
Braucht man wirklich so viel Butter und Salz, um so groß zu wachsen wie die Deutschen?"
(Sohyun Jung, Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen, Mairisch Verlag)


Während der HSV in der Relegation der Fußballbundesliga nachsitzen muss, waren die Hamburger Jungs und Mädels vom Mairisch Verlag wesentlich fleißiger. Der Indie-Verlag aus dem Norden hat so manches schriftstellerische Talent im Köcher, und neben Romanen und Musik wollen diese nun mit Graphic Novels nachlegen. Aber das hat natürlich weniger mit Superman oder Thor zu tun, ganz im Gegenteil sogar. Beim Mairisch Verlag ist alles etwas anders, so auch die Graphic-Novels.

Die junge Südkoreanerin Sohyun Jung wurde für ihr Werk Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen mit dem diesjährigen AFKAT (Fördepreis aus Hamburg für Graphic-Novels) ausgezeichnet. Dem Gewinner winkte eine Publikation beim Mairisch Verlag. So ganz wusste ich nicht, worauf ich mich da einlasse. Aber ein wenig Ironisch ist der Titel schon im Bezug auf den Titel meines Blogs. Aber auch in allen anderen Belangen war die Reise in Hanas Welt eine ziemlich gelungene, wie auch interessante.

Sohyun Jung vermischt Graphic-Novel mit Kochbuch. Weitere Zutaten sind Themen wie das zurechtfinden in einer fremden Kultur und Heimweh. Anfangs noch cool und unbeeindruckt und genervt von ihrer fürsorglichen Mutter, will Hana in Deutschland auf eigenen Beinen stehen. Als sie aber versucht, sich mit der deutschen Küche anzufreunden (die man selbst als Deutscher nur noch schwer finden dürfte, zumindest da, wo ich herkomme), überkommt sie das Heimweh schneller als ihr lieb war.

Zeichnungen, Sohyun Jung, Verlag, Mairisch, Foto, Aufziehvogel


In den surrealistischen Zeichenstil, der ein wenig nach Wasserfarben und Wachsmalern aussieht, habe ich mich auf Anhieb verliebt. Sohyun Jung beweist geschickt wie sie abstrakte Zeichnungen in ihre beinahe schon niedliche Geschichte über das Fernweh einbindet. Natürlich ist "Niedlich" eine sehr gefährliche Vokabel im Zusammenhang mit Zeichnungen, die direkt aus einem seltsamen Traum stammen könnten. Ich hätte mir gut und gerne noch weitere hundert Seiten dieser schönen Illustrationen anschauen können. Aber, und das ist vielleicht der einzige Haken, wie ein leckeres Essen, ist der Genuss viel zu schnell wieder vorbei. Ich hoffe jedenfalls von der Zeichnerin noch viele weitere Werke in der Zukunft lesen zu dürfen.

Die Ausgabe die der Mairisch Verlag hier anbietet ist zwar nicht gebunden, dafür aber broschiert und auf hochwertigem Papier verewigt. Für Sammler durchaus interessant, besonders wenn man bereits einige Titel des Verlages sein Eigen nennt.


Resümee

Während die charmante Protagonistin Hana Heimweh in dieser Geschichte bekommt, überkam mich nach der Beendigung eher das Fernweh. Da ich in Kochen eine Niete bin, wird mir wohl kein Kimchi gelingen, welches überhaupt ansatzweise genießbar sein wird. Eher ist es wahrscheinlich, dass ich damit sogar einen wilden Grizzlybär außer Gefecht setzen könnte. Also muss ich mich wohl mit dem Fernweh nach Seoul abfinden, oder einfach noch einmal in Sohyun Jungs skurrile Zeichnungen versinken.

Mit Kreativität und Talent konnte Sohyun Jung in ihrem Graphi-Novel "Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen" ziemlich überzeugen. Eine neues Werk der Künstlerin wird hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen.



Mein Dank geht an den Mairisch Verlag der so freundlich war, mir ein Rezensionsexemplar zu Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen zur Verfügung zu stellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen