Lafcadio Hearn
Vollständiger Geburtsname: Patricio Lafcadio Tessima Carlos Hearn (Πατρίκιος Λευκάδιος Χερν)
Japanischer Name: Koizumi Yakumo (小泉 八雲)
Geboren: 27.06.1850 auf Lefkas
Gestorben: 26.09.1904 in Tokyo
Genres: Kurzgeschichten, Romane, Reiseberichte
Lafcadio Hearn auf "Am Meer ist es wärmer": Die Versöhnung des Samurai (Rezension)
Über 100 Jahre nach seinem Tod hätte Lafcadio Hearn, Sohn eines irischen Militärarztes und einer griechischen Mutter, wohl nicht damit gerechnet, dass über seine Werke auch heute noch diskutiert wird. Hearn war zu Lebzeiten einer der Wegbereiter, auch nach seinem frühen Tod, dass die sperrige japanische Kultur sich dem Western angenähert hat, besser verstanden wurde und dieses Land, welches er so romantisch und mystisch in seinen Geschichten und Reiseberichten beschreibt, auf einmal für eine ganze menge Menschen sehr interessant wurde.
Lafcadio Hean war Schriftsteller, über Wasser hielt er sich jedoch viele Jahre als Journalist. Es war das Jahr 1890, als der Beruf den rastlosen Mann nach Japan schickte. Dort wurde er sesshaft, verliebte sich in das Land und seine zukünftige Ehefrau Setsu Koizumi. Noch zu Lebzeiten erlangte Hearn als Ausländer ein beachtliches Ansehen in Japan. Er reiste durchs Land und schrieb über seine Erfahrungen. Seine bekanntesten Werke, die Nacherzählung berühmter japanischer Geistergeschichten, die fanden auf eine überraschende art und weise ein breites Publikum. Dabei war Hearn nicht einmal vollständig der japanischen Sprache mächtig. Um die 15 Bücher verfasste Hearn über Japan, in seiner schriftstellerischen Karriere umfasst sein Werk über Japan den größten Teil seines Gesamtwerks. Im Alter von nur 54 Jahren verstarb Hearn an Herzversagen.
Das Lafcadio Hearn Museum (Koizumi Yakumo Kinekan) in Matsue (Präfektur Shimane)
Im wahrsten Sinne des Wortes "geistert" der Name Lafcadio Hearn schon lange in meinem Interessenbereich herum, in den Genuss eines vollständigen Bandes des Autors kam ich aber erst zu Beginn des letzten Jahres. "Die Versöhnung des Samurai" (erschienen beim Hibarios Verlag, Besprechung oben im Text verlinkt) war ein schauriges, aber gleichzeitig auch bezauberndes Lesevergnügen. Hearn selbst hat diese alten Geistergeschichten größtenteils nur selbst, auf seine eigene, westliche art und weise (ohne aber verwestlicht zu klingen) wiedergegeben. Dieser etwas westliche Einfluss könnte sogar der Faktor gewesen sein, wieso die Texte auch in Japan sich großer Beliebtheit erfreuten und alle Werke von Hearn auch in die japanische Sprache übersetzt wurden. Lafcadio Hearn war der japanischen Sprache nicht komplett vertraut, Hilfe bekam er daher oftmals von seiner Frau Setsu, die ihm einige der gruseligen Geschichten vortrug. Hearn war von den japanischen Geistergeschichten nicht nur fasziniert, er war sogar regelrecht besessen danach. Die Spannweite der gruseligen Geschichten reicht dabei von lustigen Erzählungen über phantasievollen Erzählungen bis hin zu teils sehr grausamen und traurigen Geschichten. Hearn wählte die Geschichten aus, die ihm selbst besonders gut gefielen. Die meisten dieser Geschichten überraschen den Leser am Ende immer mit einer gut platzierten Wendung.
Doch auch abseits der Geistergeschichten verfasste Hearn unglaublich interessante Werke. In "Japans Geister" (eine wundervolle Ausgabe erschienen bei "Die Andere Bibliothek") berichtet Lafcadio Hearn fast ausschließlich über seine persönlichen Erfahrungen in Japan. Hier glänzt Hearn als Schriftsteller und beinahe in Mark Twain Manier berichtet er unter anderem humorvoll über seine Zeit im alten Japan. Darüber hinaus verfasste Hearn auch noch lesenswerte Werke, die fernab der japanischen Kultur existieren (Chita. Eine Erinnerung an Last Island).
Wer beispielsweise einen Kindle besitzt, kann sich etliche von Hearns Werken direkt bei Amazon gratis als E-Book auf das Gerät laden. Deutschsprachige Printausgaben gibt es weitaus weniger, aber am Ende dieses Beitrags werde ich noch dementsprechende Verlage verlinken, die die Werke von Lafcadio Hearn in deutscher Sprache anbieten.
Abschließende Gedanken
Schriftsteller gehören zu der seltenen Gattung Mensch, die 167 Jahre oder älter werden können. Lafcadio Hearn hat sich mit seinen Werken diesen Platz in der Weltliteratur verdient. Besonders sollte man darauf aufmerksam machen, wie gut Hearns Texte auch außerhalb seiner berühmten Geistergeschichten sind. Obwohl es insgesamt nur 14 Jahre waren, die Hearn in Japan lebte, so liest man in jeder noch so kleinen Erzählung von der Faszination und Leidenschaft, die er für dieses Land übrig hatte. Seine Geschichten haben den Zahn der Zeit wundervoll überstanden. Freunde der japanischen Literatur, die Lafcadio Hearn noch nicht kennen, die können sich auf die eine oder andere Perle freuen.
Aus der eigenen Sammlung. Foto: Aufziehvogel
Lafcadio Hearn auf Deutsch (im Preis steigend):
Reportage über Lafcadio Hearn (Englisch)
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