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Montag, 3. Januar 2022

Rezension: Prion - Lumera Expedition 5 (Jona Sheffield)






Deutschland 2021

Prion – Lumera Expedition 5
Autorin: Jona Sheffield
Verlag: Selbstverlag
Format: eBook, gebundene Ausgabe
Genre: Science-Fiction


Kennt ihr das? Ihr stoßt eher zufällig auf ein interessantes Thema, ein Buch, einen Film, ein Spiel. Ihr schaut es euch kurz an. Und dann, ehe ihr es euch verseht, umfängt es euch und lässt euch nicht mehr los. So ging es mir mit Lumera. Umso besser also, dass Jona Sheffield mit „Prion“ erneut Nachschub geliefert hat. Und auch ein weiterer Band, „Syndikat“, soweit ich das verfolgen konnte, quasi fertig ist und demnächst erscheinen wird. An dieser Stelle dürft ihr mich übrigens teeren und federn, ich habe nämlich wieder mal verdammt lange gebraucht für diese Rezension – gelesen ist das Buch ruckzuck, mal in der Bahn ein paar Seiten, vorm Schlafgehen ein paar, aber im „echten Leben“ steppt der Bär und da ich diese Rezension nicht einfach runtertippen, sondern ihr die verdiente Zeit einräumen möchte muss ich nun Abbitte leisten.

Doch zurück nach Lumera. An anderer Stelle hatte ich bereits einmal erwähnt, dass ich es spannend finde, dass das ganze Thema nicht mit dem Ende der Trilogie abgeschlossen ist und Friede, Freude Eierkuchen herrscht. Das wäre es in der Realität auch nicht – ich meine, wir sehen allein an unserer eigenen Geschichte doch schon, dass wir nicht einfach ein neues Gebiet besiedeln können und nachdem wir ein viel länger schon dort lebendes Volk entdecken mit diesem einträglich in Frieden leben können. So ähnlich verhält es sich mit den der Lumera-Trilogie nachfolgenden Bänden: Zwist zwischen den Völkern, politische Verwicklungen, Fragen nach der aufzubauenden Infrastruktur, aber auch das Leben der ärmeren Bevölkerungsgruppen, wo der Drogenhandel blüht.

Ihr merkt schon, was ich so kurz zusammenzufassen versuche, lässt sich eigentlich gar nicht in einen oder zwei Sätze pressen. Und das liegt nicht nur an mir, sondern an der unglaublichen Komplexität und Tiefe, die Jona Sheffield wieder einmal geschaffen hat. Sie erzählt von so vielen unterschiedlichen Charakteren – sowohl alten Bekannten als auch von neuen. Sie erzählt ihre Geschichten, gibt ihnen Tiefe, Leben, und zugleich hängen alle diese einzelnen Schicksale auf oft unvorhersehbare Art zusammen.

Ich persönlich bin ja, nachdem Jona Sheffield einen echten Game of Thrones-Moment geschaffen und eine meiner anderen liebsten Figuren einfach ausradiert hat, ein riesen Fan von Radascha, der Königin der Kidj’Dan. In „Prion“ wird auch über sie und ihre Beweggründe mehr erzählt, mehrere Kapitel sind aus ihrer Sicht geschrieben. Das gefällt mir sehr, andererseits wird damit ein weiterer möglicher Konflikt angedeutet. Zwei sogar, aber nur einer davon findet bereits in diesem Band ein Ende. Das macht direkt wieder Lust auf mehr, auch wenn ich mir eigentlich Frieden zwischen Kidj’Dan und Menschen wünschen würde.

Zur Handlung will ich gar nicht zu viel sagen. Nach wie vor kommen immer mehr Menschen zum Portal, wollen nach Lumera, allerdings haben die Kidj’Dan die Kontrolle über das Portal, lassen nur wenige Menschen hindurch. Zugleich sehen die Menschen auf Lumera sich mit der Frage konfrontiert, wie sie die Menschen in die sich im Aufbau befindliche Stadt schaffen sollen, da sich der Landweg als sehr gefährlich erwiesen hat. Die Lösung: Ein weiteres Portalpaar muss her, doch mit den Raumarchen ist das ein hoffnungsloses Unterfangen, weshalb die Menschen die Kidj’Dan um Hilfe bitten müssen, da diese über ein Raumschiff mit einem Antrieb verfügen, der die Flugzeit auf einen Sprung verkürzt.

Da Radascha eigene Pläne verfolgt, gewährt sie die Hilfe überraschend, sodass sich eine Gruppe aus Menschen und Kidj’Dan auf den Weg macht. Doch wer kann wem trauen? Zudem wartet auf dem Raumschiff, auf dem sich die Portale befinden, eine ganz andere tödliche Bedrohung, die das gesamte Blatt wenden kann.

Auch für „Prion“ gilt ganz klar: Lesen, lesen, lesen! Ich denke, dieser Band könnte sogar ohne die vorangegangenen Bände gelesen und verstanden werden, allerdings sind die vorangegangenen Bücher zu gut, als dass man sie ignorieren sollte, daher mein Rat, wenn ihr Lumera noch nicht kennt: Fangt mit „Lumera Expedition – Survive“ an und lest sie der Reihe nach, sonst entgeht euch viel zu viel. Die weiteren Bände zu lesen, wieder nach Lumera aufbrechen zu können, ist jedes Mal ein bisschen, wie nach Hause zu kommen. Ein wenig schwingt zwar die Sorge mit, wann das Potential ausgeschöpft ist, denn es wird der Punkt kommen, an dem man trotz wundervoller Ideen nichts mehr zu erzählen haben wird, an dem die Leser sich nicht mehr abholen lassen, weil sie sich überladen und vielleicht von dem Thema gelangweilt fühlen. Allerdings ist das mit „Prion“ definitiv noch nicht der Fall und ich vertraue auf Jona Sheffield, dass sie erkennt, wann der Zeitpunkt zum Absprung gekommen ist – bis dahin hoffe ich auf viele weitere spannende Erzählungen von Lumera. Vielleicht sogar, aber das ist vermutlich Wunschdenken, im Stile des genialen Darkover-Zyklus von Marion Zimmer Bradley (es tut mir leid, Leute, ich muss an dieser Stelle einfach rumnerden – ich habe damals den gesamten im Handel verfügbaren Darkover-Zyklus auf einmal bestellt und aus der Buchhandlung getragen, was der Verkäuferin ein fassungsloses Kopfschütteln entlockte, und es geradezu verschlungen): Hier erfolgt, direkt nach Band 1 allerdings, ein gewaltiger Zeitsprung; Bruchlandung, keine Aussicht auf Rettung, Erkundung des neuen Planeten, Besiedelung, das ist in etwa dieser Band, nur damit Band zwei viele viele Jahre in die Zukunft springt. Mit anderen Worten: Ich möchte wissen, was aus Lumera wird oder vielmehr werden wird, da momentan zeitlich alles sehr dicht beisammen ist. Und dass Jona Sheffield durchaus zwei weit auseinanderliegenden Zeitstränge parallel erzählen und wunderbar verknüpfen kann, hat sie längst bewiesen.



Abschließende Gedanken


Aber bis dahin – oder auch nicht, dann eben bis zum Erscheinen weiterer Bände – hilft es auch, die bereits erschienenen Bücher das ein oder andere Mal erneut zu lesen. Also, ihr Lieben, Weihnachten ist vorbei, also schlage ich vor, dass ihr euer Weihnachtsgeld von Eltern, Verwandten oder Freunden sinnvoll einsetzt: Gönnt euch „Prion“ oder falls noch nicht vorhanden am besten direkt die gesamte Lumera-Reihe. Ihr werde es nicht bereuen, euch erwarten auch in diesem Band wieder Unterhaltung, Tiefgang, Verwicklungen und Intrigen und ihr werden bangen und hoffen, den Kopf schütteln, vielleicht in hilfloser Wut die Fäuste ballen – denn wen Lumera einmal packt, den lässt es nicht mehr los.

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Rezension: Lavandula



Lavandula gehört zum Kult der Bibliophilen und ist neben dem Studium selbst immer mal wieder als Autorin unterwegs, sofern die Zeit es zulässt. Ungefähr in einem Spektrum wie die Zeitsprünge in "Lumera Expedition: Survive" versuche ich sie bereits für einen Beitrag auf "Am Meer ist es wärmer" zu gewinnen. Ich hoffe, mit ihrem frischen Schreibstil wird sie den Blog noch häufiger bereichern.

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