Japan 1989
Originaltitel: Sono otoko, kyobo ni tsuki
Regie: Takeshi Kitano
Darsteller: Takeshi Kitano, Mariko Kawakami, Makoto Ashikawa, Shiro Sano, Sei Hiraizumi
Laufzeit: Circa 103 Minuten
Genre: Unterweltdrama
FSK: 18 (ungeschnitten)
Trailer:
War Kinji Fukasaku mit seinen düsteren Yakuza-Dramen ein Visionär der japanischen Nachkriegszeit, so kann "Beat" Takeshi Kitano als Visionär zur Zeit des großen japanischen Wirschaftsboom bezeichnet werden. Fukasaku beherrschte es perfekt die trostlose Atmosphäre der japanischen Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg einzufangen. Ende der 80er begann dann auch der japanische Kult-Comedian und Entertainer Beat Takeshi (Takeshi Kitano) Filme zu drehen. Und wenn Beat Takeshi damals in seinem Heimatland ein Drama präsentierte, war das ungefähr gleichzusetzen als wenn Hape Kerkeling plötzlich einen skrupellosen Polizeikommissar spielen würde. Das japanische Publikum nahm den kleinen Japaner mit dem eigenwilligen Gang und der verrauchten Stimme einfach nicht ernst in solch einem Drama. Er war bekannt und beliebt als Comedian und Entertainer (In Deutschland dürfte wohl Takeshi's Castle ein geläufiger Begriff sein) und wurde dementsprechend auch von den japanischen Zuschauern verehrt. Mit Violent Cop zeigte er erstmals jedoch eine andere Seite von sich. Viele weitere sollten folgen. In Japan belächelt, in Europa jedoch gefeiert. Kitanos Erstling war außerhalb Japans ein großer Erfolg. Sein Name war größtenteils unbekannt so fernab von Japan und seine nachfolgenden Filme heimsten zahlreiche Einladungen zu renommierten Filmfestivals ein. Erst eine Dekade später erkannten auch die Japaner sein Talent für das Kunstkino. Kitanos Yakuza-Dramen zählen zu den besten Gangsterfilmen die das moderne japanische Kino hervorbrachte.
Kitanos Debüt, Violent Cop, sollte jedoch etwas ganz anderes werden. Ursprünglich war eine gemeinsame Arbeit zwischen Kinji Fukasaki als Regisseur und Takeshi Kitano als Hauptdarsteller geplant. Zu diesem Zeitpunkt war das Drehbuch auch noch auf eine Komödie ausgerichtet. Als Fukasaku jedoch absprang (die beiden sollten erst im Jahre 2000, kurz vor Fukasakus Tod, ein gemeinsames Projekt starten- Battle Royale) übernahm Kitano selbst die Regie. Dabei änderte er das bereits verfasste Drehbuch drastisch und schrieb die Geschichte zu einem Drama um. Und das nicht zu knapp. Der ziemlich blutrünstige Film greift so einiges an schmutzigen Themen aus der damaligen Zeit auf.
Im Film spielt Kitano einen typischen Antihelden. Einen Clint Eastwood Dirty Harry Verschnitt. Natürlich in seiner völlig eigenständigen Interpretation. Er zeichnet ein Portrait eines cholerischen Polizisten, der mit seinem Leben unzufrieden ist, stets Pleite ist und sich durch seine brachiale Gewalt in immer weitere Schwierigkeiten bringt. Kitano zeichnet ein sehr realistisches Bild des modernen Japans. Er fing die Atmosphäre perfekt ein.
Sein Charakter Azuma spiegelt all die Unzufriedenheit wieder die die japanische Gesellschaft zum Ende der 80er Jahre empfand. Und für ein Spielfilmdebüt leistete Takeshi Kitano hier einfach eine abgeklärte und ziemlich herausragende Arbeit.
In Violent Cop wird Kitanos Stil bereits geprägt. Trotz heftiger Gewaltausbrüche verliert der Film niemals seine Ruhe. Wird zu keinem Zeitpunkt hektisch oder unübersichtlich. Es ist dieser Stil besonders in seinen späteren Filmen bestens zur Geltung kommt. Es gibt keine schnell geschnittenen Shootouts oder Pseudo-Coole Gangster. Alles in Kitanos Film läuft ruhiger und irgendwie anders ab. Dabei setzt er auf einen ebenso entspannten Soundtrack. Noch arbeitete er in Violent Cop nicht mit Komponist Joe Hisaishi zusammen. Doch schon bald würde seine Musik ein unverzichtbares Element in Kitanos Filmen werden.
Genau so eigenwillig wie sein Regiestil ist jedoch auch Kitanos Schauspiel. Er spielt einen abgezockten Einzelgänger. Ein Cop, der über Leichen gehen würde um einen Fall aufzuklären. Er ist weder korrupt noch käuflich. Seine Dialoge kann man an nur zwei Händen abzählen. Aber sind es seine Gesten die die Darstellung seines Charakters auszeichnen. All das kommt bereits in Violent Cop zur Geltung. Kitano bringt viel Erfahrung in den Film mit. Er riskierte mit diesem Werk sein komplettes Image zu ruinieren. Kann ein Comedian wirklich ein ernstzunehmender Schauspieler werden? Mit Bravour hat Takeshi Kitano dieses Kunststück gemeistert. Um meinen eigenen Blog zu zitieren (der wiederum Kitano zitiert): "Es kostete mich 10 Jahre in denen ich Mörder und Vergewaltiger spielte um von der japanischen Gesellschaft endlich als ernstzunehmender Schauspieler akzeptiert zu werden."
Fazit:
Für mich zählt Takeshi Kitano zusammen mit Schriftsteller Haruki Murakami zu den herausragendsten, noch lebenden Künstlern die die japanische Kultur zu bieten hat. Ihre Werke prägten und inspirierten mich. Das hat sich auch bis Heute kein bisschen geändert.
Ob als Comedian, Maler, Moderator, Regisseur oder Schauspieler. Kitano ist ein großer Visionär der in all diesen Kategorien glänzt. Violent Cop war der Anfang. Ein Film der seine Karriere besonders in Amerika und Europa prägte. Mit diesem Film erreichte er auf beiden Kontinenten den Status der ihm in seiner eigenen Heimat auf lange Zeiten verwehrt blieb. Mit seinem düsteren Drama erschuf Kitano ein provokantes Werk welches unter Cineasten sehr geschätzt wird. Was er bereits in seinem Debüt ablieferte gelingt manchen Regisseuren auch nach Jahren harter Arbeit nicht. Violent Cop ist auch im Jahr 2011 immer noch ein Film der eine Bereicherung für das japanische Kino darstellt. Und das wird sich vermutlich auch in den nächsten zwanzig Jahren nicht ändern.
Wertung
8 von 10 Punkte
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen