Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Montag, 7. Februar 2011

Studio 4°C Special, 07.02: Genius Party Beyond (Deshalb mag ich frittiertes Eis)


Japan 2008
Regie: Mahiro Maeda, Kazuto Nakazawa, Shinya Ohira, Tatsuyuki Tanaka, Koji Morimoto
Sprecher: Arata Furuta, Akiko Suzuki, Shoko Takada, Urara Takano
Genre: Anime, Kurzfilm, Experimentell, Fantasy, Komödie, Science-Fiction, Cyberpunk, Drama, Action
Verleih: Rapid Eye Movies
FSK: 12




Die Ende 2008 entstandene Anthologie Genius Party Beyond ist die direkte Fortsetzung von Genius Party aus dem Jahr 2007. Doch was macht denn Studio 4°C? Bei Genius Party Beyond soll es sich um Kurzfilme handeln die es nicht mehr in die erste Anthologie geschafft haben. Resteverwertung? Ganz ung gar nicht! Studio 4°C legt sogar noch einen drauf. Denn schwere Geschütze der japanischen Animations-Kunst haben mitgewirkt. Mit Mahiro Maeda, Kazuto Nakazawa und Koji Morimoto hat man die Elite an Board. Sie Alle drei arbeeiteten damals an der Animatrix . Entstanden sind 5 Kurzfilme die es nicht nur mit dem bereits grandiosen Vorgänger aufnehmen können, sondern ihn auch noch in den Schatten stellen.

Erstmals habe ich Genius Party Beyond auf dem Animotion Filmfestival im Rahmen der Animagic 2009 gesehen. Die Beschreibung im Programmheft klang ungewöhnlich und ich freute mich schon sehr auf den Film. Leider habe ich mich etwas verspätet und sowohl Gala verpasst, als auch die Hälfte von Moondrive. Als ich mit einer Freundin den Kinosaal betreten habe, verließen bereits einige Zuschauer den Saal. Bis wir am Ende lediglich noch mit einer Handvoll Zuschauer im Kino saßen. Kein Werk für die Masse. Doch wir waren angetan von dem was wir gesehen haben, auch wenn wir es nicht ganz begriffen hatten. Nun habe ich endlich alle Episoden gesehen und bin noch viel begeisterter. Genius Party Beyond ist Zauberei. Keine billigen Tricks. Es ist pure Magie.

Genius Party Beyond: Die Kurzfilme


1. Gala
Regie: Mahiro Maeda


Mahiro Maeda gehört in Japan zu den modernen Visionären des anspruchsvollen Anime-Kino. Ob Regie, Charakter Designer oder Animator. Er macht alles. Er entwarf das Design zu zwei Engeln in Neon Genesis Evangelion . Er arbeitete Jahre im berühmten Studio Ghibli und erschuf mit dem Graf von Monte Christo
eine erfolgreiche Interpretation des Klassiker. Für die Animatrix führte er bei dem Segment The Second Renaissance Part 1 und 2 Regie. Bei der Anime-Sequenz in Quentin Tarantinos Kill Bill leitete er die Animationen.

Ein Mann der einiges vorzuweisen hat. Und er hält sich im Opener Gala keineswegs zurück. Er präsentiert uns im wahrsten Sinne des Wortes eine Gala. Und behandelt vielleicht eines der wichtigsten Themen überhaupt; Wie unverzichtbar Musik in unserem Leben ist. Maeda an sich schmeißt hier bereits eine Party. Gala beflügelt die Sinne und macht Stimmung. Und manchmal fühlt man sich tatsächlich als wäre man in einem Film von Hayao Miyazaki (Prinzessin Mononoke) gelandet. Aber dies ist auch kein wunder, gelernt hat er immerhin von dem großen Meister persönlich. Der Stil und die Animationen in Gala orientieren sich sogar ziemlich an moderne Klassiker wie Prinzessin Mononoke.

Das Ende fand ich verblüffend und ziemlich kreativ. Überhaupt stimmte in diesem kleinen Kunstwerk einfach alles. Mahiro Maeda liefert mit Gala einen sensationellen Opener ab. Könnte schwierig werden das zu übertreffen. Aber die Konkourrenz liegt auf der Lauer.

Wertung:




2. Moondrive
Regie: Kazuto Nakazawa




Kazuto Nakazawa ist der nächste Profi der eine Episode präsentiert. Er führte Regie bei der Anime-Sequenz in Quentin Tarantinos Kill Bill. Als Animator und Character-Designer lieferte er Arbeiten ab für Shinichiro Watanabe's Samurai Champloo, die Animatrix Episoden Kid's Story und A Detective Story. Desweiteren war er für die Animationen in dem Linkin Park Song Breaking the Habit verantwortlich.

Nakazawas Zeichenstil ist unvergleichlich. Die skizzenartigen Zeichnungen findet man in all seinen Werken wieder. So auch in Moondrive. Moondrive ist genau wie Deathtic 4 aus dem Vorgänger eine unglaublich skurrile und witzige Episode. Die Story (spielt anscheinend weit in der Zukunft) folgt 4 auf dem Mond lebende Chaoten die das ganz große Geld machen wollen in dem sie einer alten Schatzkarte folgen. Dabei verstricken sich die vier in immer größere Miseren bis sie es tatsächlich am Ende endlich an ihr Ziel schaffen. Der trockene Humor zündete bei mir immer. Moondrive ist ein irrwitziger Trip der leider viel zu schnell vorbei ist. Kazuto Nakazawa liefert hier aber trotzdem einen vorzüglichen Leckerbissen ab.

Wertung:




3. Wanwa the Doggy
Regie: Shinya Ohira


Wie zuvor bei Masaaki Yuasa's Happy Machine handelt auch Wanwa the Doggy von einem Baby das auf eine sehr surreale Reise durch sein Unterbewusstsein geht. Da wundert es natürlich nicht wieso es diese Episode nicht in die erste Anthologie geschafft hat. Zugegeben ist Wanwa the Doggy von allen fünf Episoden die schwächste, aber wohlgemerkt unter einer einfach makellosen Konkurrenz. Wanwa thee Doggy ist eine sehr liebesnwerte Episode mit einem erneut niedlichen Baby. Dieses sucht nämlich in einer Traumwelt seine Mutter.

Die Zeichnungen selbst sehen aus als wären sie von einem Kleinkind gezeichnet worden. Mir hat der Stil sehr gut gefallen. Auch insgesamt kann sich Shinya Ohira's kleiner, ungeschliffener Juwel gut in die Anthologie einfügen. Sein Beitrag hat mir nämlich wesentlich besser gefallen als der von Masaaki Yuasa aus Genius Party.

Wertung:




4. Toujin Kit
Regie: Tatsuyuki Tanaka




Toujin Kit ist ein Kurzfilm als würde sein düsteres Science-Fiction Szenario direkt aus dem Philip K. Dick Universum stammen. Mir hat das Setting so gut gefallen das ich es richtig schade finde das es nur ein so kurzes Vergnügen war.

Die Story, erst ziemlich zusammenhangslos, baut sich von Szene zu Szene auf. Eine Frau, völlig isoliert in ihrer kleinen Wohnung, fertigt Plüschtiere an. Nach ihrer neusten Kreation bekommt sie Besuch von einer Organisation. Ihr wird vorgeworfen das sie eine illegale Substanz in die Plüschfiguren unterbringt und diese dann unbemerkt an spezielle Interessenten verkauft.

Regisseur Tatsuyki Tanaka versteht einiges von seinem Handwerk. Er erschafft eine düstere Grundstimmung und lässt auch am Ende noch viele Fragen offen. Er gewährt uns einen Einblick in ein fremdes Universum wovon man gerne mehr sehen möchte. Als kompletter Kinofilm würde dieses Konzept sogar super funktionieren. Für diese sehr ungwöhnliche und spezielle Episode vergebe ich sogar die volle Punktzahl. Philip K. Dick kombiniert mit japanischer Animation. Einfach genial.

Wertung:




5. Dimension Bomb
Regie: Koji Morimoto




Koji Morimoto war bereits bei der ersten Anthologie von Studio 4°C dabei. Nämlich bei Katsuhiro Otomo's Memories. Morimoto lieferte das gefeierte Segment Magnetic Rose ab. Auch bei der Animatrix war er vertreten und führte Regie bei dem Segment Beyond. Ebenfalls fungierte er als Regisseur bei KEN ISHII's Musikvideo Extra.

Dimension Bomb leitet das große Finale der Familienfeier ein. Doch schafft Koji Morimoto mit seinem Beitrag das gleiche wie Shinichiro Watanabe mit Baby Blue im Vorgänger? Den besten Kurzfilm der Anthologie abzuliefern?
Und es ist unglaublich. Aber er hat es vollbracht. In satten 20 Minuten haut uns der alte Hase einen psychedelischen Cyberpunk-Trip um die Ohren das uns sämtliche Synapsen durchbrennen. Uns wird eine Flut an seltsamen Szenen beschert mit denen wir überhaupt nichts anzufangen wissen, aber absolut gebannt auf den Fernseher starren werden. Die Atmosphäre von Dimension Bomb wirkt exotisch und bedrohlich zugleich. Die flüssigen Animationen befinden sich auf allerhöchstem Niveau. Es macht beinahe den Anschein als würde man ein 20 minütiges Musikvideo schauen.

Hier wird dem Zuschauer einiges abverlangt. Nur absolute Hardcore-Fans werden diese Reise wohl antreten und auch beenden. Ich habe jede einzelne Minute genossen. Koji Morimoto krönt den Abschluss zweier einzigartiger Anthologien. Eyecandy würde diesem Werk nicht gerecht werden. Es ist ein unvergleichbares Erlebnis auf der Anime Ebene. Und damit ist Dimension Bomb der dritte Kurzfilm der Genius Party Reihe der von mir die Höchstwertung bekommt.

Wertung:




Sieger und Fazit:


1. Dimension Bomb (Koji Morimoto)
2. Toujin Kit (Tatsuyuki Tanaka)
3. Gala (Mahiro Maeda)


4. Moondrive (Kazuto Nakazawa)
5. Wanwa the Doggy (Shinya Ohira)



Gibt es im Vorgänger noch deutlich schwächere Episoden, kann man bei Genius Party Beyond jedoch zufrieden sagen das alle Beiträge auf einem sehr hohen Niveau sind. Mit Dimension Bomb lieferte Koji Morimoto ein exotische Vision ab die meinen Verstand regelrecht absorbiert hat. Sehr begeistert war ich auch von Tatsuyuki Tanaka's Toujin Kit und Mahiro Maeda's Gala. Dies soll aber nicht bedeuten das Kazuto Nakazawa's Moondrive und Shinya Ohara's Wanwa the Doggy schlecht sind. Die drei Sieger, könnte man sagen, waren einfach zu mächtig. Als Gesamtwerk macht sich Genius Party Beyond sogar noch viel besser als sein Vorgänger. Obwohl die Fortsetzung mit 77 Minuten die wesentlich kürzere Laufzeit hat, konnte sie mich qualitativ mehr überzeugen. Natürlich war aber auch bereits Genius Party klasse.

Das Special endet nun also. Ich hatte riesigen spaß das gesehene zu resümieren. Studio 4°C beweist mit allen drei vorgestellten Werken das sie anders sind. Und genau das ist auch gut so. Es scheint als würde sich kaum ein Animationsstudio noch etwas experimentelles trauen. Daher wird das Studio 4°C demnächst auch noch ein weiteres Mal für eine Zugabe auf meinem Blog zurückkehren. Wem mein Special gefallen hat daf gerne wieder dabei sein.

Gesamtwertung:

1 Kommentar:

  1. Danke für den Tipp! Ich hatte von Dimension Bomb schon einmal etwas gehört, wusste aber nichts von Studio 4°C ect... Ich fand diesen Aritkel sehr aufschlussreich und werde jetzt die Filme schauen ^_^

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