Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Freitag, 14. September 2018

Rezension: Star Wars - Thrawn




USA 2017

Star Wars: Thrawn
Autor: Timothy Zahn
Verlag: Blanvalet
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Genre: Science Fiction



Das Expanded Universe ist tot, lange lebe das Expanded Universe! So ähnlich hört es sich an, wenn man über das erweiterte Star Wars Universum der heutigen Zeit redet. Das Expanded Universe war zu Beginn der 90er maßgeblich daran beteiligt, dass das Star Wars Franchise sich wieder ins Gespräch brachte. Dieses Universum bestand zu einem Hauptteil zwar aus Romanen, dazu gabs aber auch noch andere Medien wie Comics, Videospiele und gar Spielzeug, was das Star Wars Universum um viele neue Geschichten erweiterte. Vor einiger Zeit thematisierte ich den Fall dieses Universums hier auf "Am Meer ist es wärmer" und die Geschichte dürfte unter Fans quasi ein alter Hut sein. George Lucas respektierte das Expanded Universe, äußerte sich nur nie wirklich über die Kanonisierung. Natürlich ist darunter auch viel Schund dabei, der absolut gar nichts im Star Wars Universum zu suchen hat. Ein Fakt, der gerne mal verschwiegen wird bzw. stillschweigen darüber vereinbar wird. Als Disney die Rechte an Star Wars erwarb, flog letztendlich auch das Expanded Universe nun hochoffiziell aus der offiziellen Star Wars Chronologie. Seitdem heißt dieses Universum und alles, was sich dort abspielte, "Star Wars: Legends". Disney führt jedoch auch noch eine offizielle Variante von all dem weiter, was das Expanded Universe bot, nur eben in wesentlich geordneteren Strukturen.

Als 1991 "Erben des Imperiums" erschien und später als sogenannte "Thrawn Trilogie" zum Kult wurde, war quasi der Startschuss des Expanded Universe, der von Autor Timothy Zahn damals eingeleitet wurde. Vermutlich sehen einige eingefleischte Fans die Thrawn Trilogie noch heute als einzig wahren legitimen Nachfolger zu "Die Rückkehr der Jedi Ritter" an. Zahns ikonischer Bösewicht Thrawn stand einem Darth Vader oder dem Imperator in nichts nach. Im Gegenteil, Thrawn war eher noch gnadenloser und gerissener. Mit dem Wegfall des Expanded Universe starb auch Thrawn. Zumindest so, wie wir ihn bisher kannten. Allerdings war sich auch Disney der großen Beliebtheit von Thrawn bewusst und konnte diesen Charakter nicht einfach wegwerfen wie einen Gegenstand, der nicht mehr gebraucht wird. Umso überraschender war es, dass der Charakter in der animierten TV-Serie "Star Wars Rebels" wieder aufgetaucht ist. So groß die Freude bei manchen war, so stirnrunzelnd nahm man diesen Auftritt auch zur Kenntnis. Der große Bösewicht Thrawn nun in einer Serie, konzipiert für Kinder. Grund genug für alle Beteiligten, diesem Charakter ein angemessenes Revival zu verpassen. Und kein geringerer Autor als Timothy Zahn wurde damit beauftragt, den Großadmiral aus dem Ruhestand zu holen.

Für Zahn war die Rückkehr zu einem neuen Thrawn-Roman eine Herzensangelegenheit. Als heißblütiger Fan muss man hier seine Erwartungen jedoch anders verteilen. Obwohl Name und Erscheinung gleich sind, agiert und handelt der neue Thrawn anders als der alte Thrawn (jetzt wirds verwirrend). Zeitlich spielt Thrawn nicht nach den Ereignissen von Episode IV-VI sondern davor. Hier lernen wir Thrawns Vergangenheit und somit ihn selbst besser kennen, als je zuvor. Und wir erfahren, wie er zu dem begnadeten Taktiker wurde, der von Imperator Palpatine so hoch geschätzt wurde. Der neue Thrawn ist nahbarer als zuvor und Zahn hat es geschafft, dass die Leser sich in diesem Update des Charakters besser hineinversetzen können. Überraschenderweise, obwohl er der Namensgeber des Romans ist, ist die Rahmenhandlung des Romans deutlich weiter gefächert. So verlagert sich die Geschichte nicht nur auf Thrawn, sondern auch sein Protegé Eli Vanto spielt eine wichtige Rolle. Ich habe mich zusätzlich dabei ertappt, die Kapitel rund um Eli spannender zu finden als die des eigentlichen Protagonisten, Thrawn. Politik und Intrigen kamen im Roman ebenfalls nicht zu kurz. Durch den enormen Umfang gibt es aber leider auch ein paar Durststrecken, mit denen Timothy Zahn jedoch schon immer zu kämpfen hatte. Das Ende selbst weist geschickt auf eine Fortsetzung hin, die in den USA im Juli dieses Jahres erschienen ist. Ebenfalls verfasst von Zahn.



Resümee

"Thrawn" ist eine spannende Neuinterpretation eines ikonischen Charakters, der wohl hauptsächlich den eingefleischtesten Star Wars Fans ein Begriff sein wird. Damit will ich Thrawn als Charakter natürlich nicht degradieren, im Gegenteil. Die Relevanz der Filme ist nur so enorm, dass die Roman-Charaktere praktisch ihre komplett eigene Fangemeinde haben. Genug Potential besitzt der Taktiker auch heute noch, um sämtliche Antagonisten der neuen Trilogie gegen die Wand zu spielen. In dieser Prequel-Story beweist Timothy Zahn noch immer, dass die Macht ihn in all den Jahren nicht verlassen hat (Zahn ist für wesentlich mehr Romane aus dem Star Wars Universum verantwortlich und es wäre unfair, sein Werk nur auf "Erben des Imperiums" zu reduzieren). Mit Ausnahmen einiger vermeidbarer Längen ist das Thrawn-Reboot zu einem gelungenem Star Wars Abenteuer geworden, welches sicherlich nicht so einen Einfluss haben wird wie Zahns alte Trilogie, aber seine Daseinsberechtigung mehr als nur unter Beweis gestellt hat. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

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