Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Ausgelesen: Neon Genesis Evangelion: Comic Tribute

(Foto: Aufziehvogel, Copyright @Dark Horse)



Japan 2010 (Abgeschlossen in einem Band)

Originaltitel: 新世紀エヴァンゲリオン コミックトリビュート

Veröffentlichung (USA): Februar 2013

Verlag (USA): Dark Horse

Künstler (Infos gesammelt von MyAnimeList): Kouga, Yun (Story & Art), Takemura, Sessyu (Story & Art), Takezaki, Tony (Story & Art), Oowada, Hideki (Story & Art), Karasawa, Nawoki (Story & Art), Rikudo, Koshi (Story & Art), Takatou, Rui (Story & Art), Yamada, Koutarou (Story & Art), Igarashi, Ran (Story & Art), Sanri, Youko (Story & Art), Kawata, Yushi (Story), Yukito (Art), Abe, Jun (Story & Art), Teri, Terio (Story & Art), Aoki, Hayato (Story & Art), Tanaka, Keiichi (Story & Art), Nakamura, Yukitoshi (Story & Art)

Übersetzung: Keine Angaben

Genre: Manga, Parodie, Satire

Altersempfehlung des Verlags: Ab 16

Preis: Circa 8-10 Euro, nur in englischer Sprache erhältlich



(Foto: Aufziehvogel, Copyright @Dark Horse)


Wirklich zu kurz kam der Humor in der Neon Genesis Evangelion Saga nie, es sei denn man ging zu Zeiten seiner Veröffentlichung in ein japanisches Kino und schaute sich The End of Evangelion an. Trotz all der düsteren und apokalyptischen Stimmung, gab es sowohl in der TV-Serie als auch in den neuen Filmen immer eine gewisse Leichtigkeit, die die Stimmung etwas angehoben hat.
Einige der bekanntesten Manga Künstler des Young Ace Magazines fanden jedoch, dass das gesamte Evangelion Universum mal zerstört werden sollte. Und die Zerstörung erfolgt hier in einer großen Explosion an Parodie und Satire. Das Neon Genesis Evangelion: Comic Tribute ist vermutlich das witzigste, absurdeste und abgedrehteste, was den hiesigen Evangelion Fans bisher vorgesetzt wurde. Und seit wie vielen Jahren jene hiesigen Evangelion Fans gefoltert werden, dieser Punkt muss wohl hier nicht weiter ausgearbeitet werden und versteht sich von selbst.

Die sehr üppige Sammlung an Evangelion One-Shots (16 sind es insgesamt, einige davon haben mehrere Parts) wurde 2010 zu einem Sammelband zusammengefügt und auf die Menschheit losgelassen. Etliche namhafte Künstler wie Koshi Rikudo (Excel Saga) und Yun Kouga (Loveless) wirkten an der abstrakten Sammlung mit. Das besondere an jeder einzelnen Geschichte ist das der jeweilige Künstler seinen ganz eigenen Stil in seinen One-Shot einfließen lässt. Es variieren nicht nur die Thematiken der Story, auch der Zeichenstil ändert sich in jeder Geschichte. Manchmal ist er nahezu originalgetreu an die Serie angepasst (basierend auf Yoshiyuki Sadamotos Charakterdesign), manchmal werden Shinji, Asuka, Rei und Co. aber auch völlig überzogen und surreal dargestellt.
Dennoch macht nahezu jede Geschichte einen optisch sehr anständigen Eindruck. Der jeweilige Zeichenstil passt immer bestens zu den herrlich bizarren Situationen in den einzelnen Geschichten.


 (Foto: Aufziehvogel, Copyright @Dark Horse)


Zugegeben, Fanservice gibt es genug. In beinahe jeder Geschichte sieht man eine der Protagonistinnen leicht bekleidet oder nur noch von wenigen Stofffetzen umgeben. Auch der Humor ist größtenteils schlüpfrig und vulgär. Auch wenn die Künstler es vielleicht manchmal ein wenig übertreiben, das Stilmittel wurde gut gewählt da man nicht nur den bekannten Evangelion Fanservice parodiert (der auch in der Serie und den Filmen oftmals heftig dargestellt wird), man parodiert gleich einen aktuellen japanischen Trend in Japan mit, der leider schon so ausgeprägt ist, dass viele Manga oder Anime überhaupt nicht mehr ohne exzessive Darstellungen an halbnackten weiblichen Figuren auskommen. Aus diesem Grunde konnten es sich die Künstler auch nicht verkneifen, neben den pikanten Darstellungen auch noch etliche Seitenhiebe an japanische Manga-Leser rauszuhauen. Das besondere ist jedoch, viele dieser Situationen könnten genau gut so in der Serie oder in den Filmen stattfinden. Einen sehr guten Job machen in diesem Punkt die Geschichten „Drowning in L.C.L.“ und „Misato Katsuragi's The Shinji Ikari Raising Project Report“. Letztere Geschichte ist gleichzeitig eine Anlehnung an die gleichnamige Manga-Serie.

Leider macht Dark Horse keine Angaben zur Übersetzung (zumindest fand ich nichts dergleichen). Loben muss ich den wirklich köstlichen Humor, der beinahe immer zündet und gut umgesetzt wurde. Besonders gegen Ende scheinen aber etliche Gags in der Übersetzung verloren gegangen zu sein. Oftmals hatte ich mich nach dem Sinn mancher Pointen gefragt, als eine Geschichte endete. Oftmals gab es auch Anspielungen, die ich nicht verstanden habe oder einfach wenig Sinn ergaben. Gut möglich das der/die Übersetzer (wahrscheinlicher bei so vielen einzelnen Geschichten) ihre Schwierigkeiten damit hatten, den sehr japanischen Inhalt einigermaßen authentisch und glaubhaft in die englische Sprache zu übersetzen. Wahrscheinlich wurden auch einige Texte komplett abgeändert um den Sinngehalt besser rüberbringen zu können.


Resümee

Ohne Wissen über die Evangelion Saga braucht man sich an diese Sammlung natürlich nicht heranwagen. Doch selbst als Fan wird man hier mit manchen Anspielungen zur japanischen Popkultur seine Schwierigkeiten haben. Dies schmälert meinen Gesamteindruck aber nur wenig. Zwar tanzen einige Geschichten aus der Reihe (wie die von Yun Kouga, von der ich immer noch nicht weiß, was ich von ihr halten soll), insgesamt ist das Neon Genesis Evangelion: Comic Tribute aber eine fantastische Parodie auf eine der bekanntesten Animationsserien der vergangenen 20 Jahre. Die Künstler der jeweiligen Geschichten bringen stets ihren eigenen Stil mit in ihre Geschichte, bleiben dem Universum aber treu was dieses ganze Projekt sogar recht authentisch macht. Gelacht habe ich sehr oft, und habe jede einzelne Geschichte genossen. Von den knapp 150 Seiten darf man erst einmal nicht enttäuscht sein, denn jede Seite ist vollgepackt mit Illustrationen und einer menge an Text (manchmal sogar schon wieder etwas zu viel Text). Jeder Fan der Serie, Filme oder des Original Manga sollte sich diese herrlich absurde Parodie einmal genauer ansehen.

Hinweis: Der Titel ist (noch) nicht bei uns in Deutschland erschienen und liegt nur in englischer Sprache vor. Die Rechte an die Evangelion Manga liegen beim Carlsen Verlag. In Anbetracht der Tatsache, dass auch die anderen Manga-Serien des Evangelion Universums nicht im deutschsprachigen Raum erschienen sind (mit Ausnahme des gefloppten The Iron Maiden 2nd), ist eine Veröffentlichung des Neon Genesis Evangelion: Comic Tribute wohl relativ unwahrscheinlich. Jeder bekannte Buchhändler sollte diesen Einzelband auch als Import in seinem Sortiment aufführen und dafür zwischen 8-10 Euro verlangen.

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